Leserbrief

„Kritik unerwünscht!“

Kritik unerwünscht!

Kritik unerwünscht!

Sabina Wittkop-Hansen
Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:

Sabina Wittkop-Hansen legt in einem Leserbrief ihre Meinung zu dem Verhalten der Hauptamtlichen des Bundes Deutscher Nordschleswiger zur Sexismus-Debatte dar.

Zunächst großen Dank an Gwyn Nissen für den sehr guten Leitartikel „der Ton macht die Musik“ über Sexismus am 1.9. und an Marieke Heimburger für Ihren klaren Leserbrief „Wie der Herr, so ́s G ́scherr“ vom 3.9.

Ich möchte die Diskussion um eine kritische Aussage im Artikel „100 Jahre SP- die Jungen Spitzen – Balance zwischen Party und Politik“ vom 29.8 um einen weiteren Punkt erweitern, nämlich um die Rolle und Aufgabe von Hauptamtlichen beim BDN und deren Umgang mit Kritik.

Für alle, die vielleicht nicht auf Facebook und Co. unterwegs sind, eine kurze Zusammenfassung: Parallel zur Druckausgabe erschien der obige Artikel am 29.8. auch auf der Facebook-Seite des Nordschleswigers, ein meiner Meinung nach durchaus positiv und flott geschriebener Artikel. Befragt wurde u.a. auch Sofie Schlüter Knauer, eine ehemalige Schülerin des deutschen Gymnasiums in Apenrade, die sich kurz kritisch über von ihr als sexistisch empfundene Sprüche damaliger Mitglieder der Jungen Spitzen äußert.

Den ersten Kommentar nach Erscheinen des Artikels auf Facebook setzt Uffe Iwersen, angestellter Kulturkonsulent des BDN. Zitat: „Eine Person zu Wort kommen lassen, die einfach mal einen Sexismusvorwurf in den Raum stellt, welcher eine ganze Organisation an den Pranger stellt, finde ich etwas dünn für eine kritische Berichterstattung.“ Lasse Tästensen, Abteilungsleiter bei der Jugendorganisation des BDN, gibt daraufhin ebenfalls schnell seinen Kommentar ab: „...Ich finde, man sollte ab und zu mal überlegen, welche Anschuldigungen man an den Tag legt und auf welcher Grundlage diese getätigt worden sind.“ Der Generalsekretär Uwe Jessen „liket“ immer fein alle diese Äußerungen. Die Kommentare von beiden werden mehr, auch weil Sofie Knauer beginnt, sich auf Facebook zu wehren. Sofie wird u.a. von Uffe Iwersen die bewusste „Diskreditieren einer ganzen Organisation aufgrund von persönlichen Erfahrungen mit Einzelpersonen“ vorgeworfen.

Es ist traurig zu lesen, wie Sofie tapfer versucht, sich für eine wohl formulierte Kritik zu verteidigen, und erst nach längerem Hin- und Her lenken Iwersen und Tästensen ein. In diesem Falle handelte es sich um eine Kritik im Sexismus-Umfeld, es hätte aber Fremdenfeindlichkeit, Homophobie oder ein anderes kritisches Thema sein können. Wichtig ist mir an dieser Stelle die Form, wie die Kritik aufgenommen wurde.

Sowohl Uffe Iwersen als auch Lasse Tästensen sind hauptamtlich beim BDN angestellt, Uwe Jessen gar ihr Chef. Ihre Aufgabe besteht doch darin, eine demokratische Minderheit zu unterstützen und zu fördern und nicht die Minderheit entsprechend ihren eigenen Auffassungen zu steuern. Dazu gehört, Kritik anzunehmen, gar zu kritischen Bemerkungen aufzufordern und sie nicht im Keim zu ersticken und insbesondere nicht, mögliche Kritiker und Kritikerinnen zu diskreditieren und beleidigt eine ausgewogene Berichterstattung zu fordern.

Der BDN „handelt“ mit Werten, nicht mit Waren. Meiner Auffassung nach müssen Hauptamtliche sich der Menschen in der Minderheit annehmen, ansonsten verfehlen sie ihre Aufgabe, für die sie bezahlt werden. Natürlich sind Uffe Iwersen, Lasse Tästensen und auch der Generalsekretär selbst ein durchaus engagierter Teil der Minderheit und können ihrerseits Kritik üben, sie sind aber eben auch „Angestellte“ der Minderheit. Ihnen fehlt hier das, was Marieke Heimburger in ihrem Leserbrief am 3.9. treffender Weise als Demut bezeichnet: „Demut“ vor dem Amt und vor der Aufgabe, und Demut vor der Minderheit.

Hauptamtliche sollten sich doch mehr dessen bewusst sein, als es hier erkennbar ist, dass sie im Dienst aller in der Minderheit arbeiten und deshalb einerseits Amt und private (politische) Meinung möglichst zu trennen versuchen (auch wenn das natürlich nur ein Ideal ist und nicht vollständig geht). Ihre politischen Stellungnahmen als engagierte Vertreter und Vertreterinnen der Minderheit sind sehr erwünscht. Aber eben, was beide Hinsichten wieder zusammenführt, mit mehr Zurückhaltung und Respekt gegenüber Andersdenkenden.

Sabina Wittkop-Hansen

Jeppe-Aakjærsvej 6 6100 Haderslev

Die Debatte und ihr Auslöser:

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