Leserbrief

„Wie der Herr, so’s G’scherr“

Wie der Herr, so’s G’scherr

Wie der Herr, so’s G’scherr

Marieke Heimburger
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:

Marieke Heimburger äußert sich zu den Stellungnahmen auf die Vorwürfe, bei den Jungen Spitzen hätte es vor einigen Jahren eine Kultur gegeben, die junge Frauen davon abgehalten hat, an der politischen Jugendarbeit der Organisation teilzunehmen. Sie fordert, Hinweise auf Schwachstellen jeglicher Art dankbar entgegenzunehmen und ihnen nachzugehen.

Großzügig gezählt 130 Wörter eines 1.331 Wörter umfassenden, grundsätzlich überschwänglich-positiven Artikels über die Jungen SPitzen werfen ein behutsam formuliertes kritisches Licht auf den Umgang mit Frauen in der Jugendorganisation der Schleswigschen Partei. Aber ein Wort reicht, um bei Uffe Iwersen, Lasse Tästensen und Tobias Klindt reflexhafte Abwehrreaktionen auszulösen: Sexismus.

Hm, woran erinnert mich das bloß?

Ach, ja: An die Sache im März 2019. Da hatte Der Nordschleswiger anlässlich des Weltfrauentages ein paar in Nordschleswig lebenden Frauen ein paar Fragen zu Gleichberechtigung und Frausein gestellt. Darin wiesen Ruth Candussi und ich ganz unaufgeregt darauf hin, dass die Gleichstellung von Frauen auch in der Minderheit sehr häufig an den vorhandenen Strukturen scheitert. Postwendend meldeten sich am nächsten Tag Uwe Jessen und Hinrich Jürgensen im Nordschleswiger zu Wort, nicht ganz so unaufgeregt, stritten jegliche Benachteiligung von Frauen in der Minderheit ab und forderten, wer Kritik übe, müsse auch Lösungsvorschläge unterbreiten.

Bei den uns vom Nordschleswiger gestellten Fragen war aber keine nach Lösungsvorschlägen dabei gewesen.

Uffe Iwersen kritisiert auf Facebook den Nordschleswiger dafür, keine „kritische Berichterstattung“ zu betreiben, weil er „eine Person zu Wort kommen lässt, die einfach mal einen Sexismusvorwurf in den Raum stellt“. In der Tat folgt diesem Vorwurf einer – im Übrigen in meinen Augen sehr mutigen – jungen Frau aber doch die Aussage Ruth Candussis auf dem Fuße, sie distanziere sich von diesen Vorwürfen, und sie habe zu ihrer Zeit keinen Sexismus empfunden. Da kam doch tatsächlich eine Person zu Wort, die dem Vorwurf direkt widersprach. Und noch dazu eine Frau. Und noch dazu eine, die selbst (Gründungs-)Mitglied der Partei war, denn nur Parteimitglieder können sich ja laut Lasse Tästensen (auf Facebook) wirklich qualifiziert über die Vorgänge im Inneren der JSP äußern. Und, ganz wichtig: „Ich habe jedenfalls von nichts dergleichen gehört in der Zeit wo ich bei den jungen SPitzen war.“

Klar, wenn ich etwas nicht mitkriege, dann gibt es das auch nicht. (Manche meinen ja auch, dass es Corona nicht gibt.)

Sexismusvorwürfe erhebt, wer Sexismus erlebt und empfindet – und den Mut dazu hat. (Denn, lieber Uffe, das ist nichts, was man „einfach mal“ macht. Die Hemmschwelle ist hoch, weil gerade Frauen sich dann nämlich sofort Anfeindungen ausgesetzt sehen – QED!). Was Sofie Knauer als Sexismus erlebt, muss von einer anderen Frau nicht zwingend auch als Sexismus empfunden werden. Vielleicht, weil die andere sich einfach daran gewöhnt hat, so behandelt zu werden. Aber wenn auf Facebook dann auch die amtierende 2. Vorsitzende der Jungen SPitzen, Katharina Kley, Sofie Knauer „in einigen Punkten bestätigt“, spätestens dann werden kategorische Aussagen eines Tobias Klindt wie „Die Jungen SPitzen sind nicht sexistisch“ sowie die Klarstellung, es gebe keinen Sexismus in der Partei, peinlich. Da wäre ein kleines bisschen Differenzierungskompetenz schon durchaus wünschenswert. Und vielleicht auch ein bisschen Demut.

Sowohl den älteren wie den jüngeren erwähnten Herren (um nicht zu sagen: weißen Männern) stünde es meines Erachtens in solchen Situationen sehr gut zu Gesicht, Hinweise auf Schwachstellen jeglicher Art dankbar entgegen- und zum Anlass zu nehmen, den Dingen auf den Grund zu gehen, statt in aller Öffentlichkeit diejenigen zu diskreditieren, die sich auf Aufforderung der Zeitung im Rahmen eines längeren Artikels kurz und besonnen zu einem konkreten Sachverhalt geäußert haben.

Marieke Heimburger
Markgade 40
6270 Tønder

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