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Tollkühner Möbelklau in schwindelnder Höhe im Wasserturm

Tollkühner Möbelklau in schwindelnder Höhe im Wasserturm

Tollkühner Möbelklau in schwindelnder Höhe im Wasserturm

Tondern/Tønder
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Der Museumsverbund will die Museen in Tondern großzügig umbauen. Foto: Museum Sønderjylland

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Diebe sind über ein Baugerüst in das oberste Deck des Wegner-Museums eingedrungen und haben 17 Essstubenstühle des weltberühmten Designers Hans J. Wegner gestohlen. Der Museumsdirektor hofft, dass die Beute wieder auftaucht und zurück nach Tondern kommt.

Nahezu filmreif müssen die Täter agiert haben, die 17 Stühle des weltberühmten Möbeldesigners Hans J. Wegner aus dem Wasserturm in Tondern bei einer waghalsigen Aktion stahlen.

Über ein Baugerüst, das die Maurer für die derzeitigen Fugenarbeiten des 1902 erbauten Bauwerkes nutzen, kletterten die Einbrecher bis zum oberen Deck des 40 Meter hohen Turms, drangen durch ein kleines Fenster ein und müssen die Stühle auf dem demselben Weg nach unten transportiert haben. Die Tat wurde bereits in der Nacht zum 21. Mai verübt.

Direktor Henrik Harnow vom Museumsverband Museum Sønderjylland ärgert sich über den dreisten Diebstahl, zumal das Museum vor Beginn der Bauarbeiten mit seiner Versicherungsgesellschaft über die Sicherheitsfrage während der Bauarbeiten beraten hatte. Im Vergleich zu den anderen sieben Etagen gibt es im obersten Deck keinen Einbruchalarm, denn einen Einstieg von dort stellte sich das Museum in den kühnsten Träumen nicht vor. „Wären die Diebe von unten eingedrungen oder mit dem Fahrstuhl ihre Beute nach unten gefahren, hätten sich die Alarme sofort eingeschaltet“, versichert der Museumsdirektor.

Das Baugerüst verhalf den Stuhldieben zum Aufstieg. Foto: Brigitta Lassen

„Wir waren der Meinung, dass das Gebäude während der Bauarbeiten nicht zusätzlich gesichert werden müsse. Doch mit dem Baugerüst als Hilfe hatten wir nicht gerechnet. Ich hoffe, dass die gestohlenen Stühle wieder auftauchen. Sie werden aber sicher Kratzer und andere Spuren abbekommen haben, als sie durch das Fenster manövriert worden sind.“

Soziale Medien werden studiert

Bei solchen Diebstählen würden die sozialen Medien oder beispielsweise auch die Zeitung Den Blå Avis genauer durchgelesen, um zu sehen, wo solche Möbel zum Verkauf angeboten werden. „So hoffen wir auf eine Rückkehr. Ich habe das erlebt, als ich in einem anderen Museum arbeitete. Dort wurden Exponate von Königin Margrethe gestohlen. Sie wurden bei einem Antiquitätenhändler in Nordschleswig gefunden. Den Fundort hatte das Museum selbst ermittelt“, erläutert der Direktor des nordschleswigschen Museumsverbands

Die großen Möbel in den unteren Stockwerken hätten sie nun wirklich nicht durch das kleine Fenster manövrieren können. Die Einbrecher müssen schmächtig gewesen sein und auch über akrobatische Fähigkeiten verfügt haben.

Henrik Harnow, Direktor von Museum Sønderjylland

Bei den gestohlenen Stühlen handele es sich zum Glück nicht um Unikate Wegners, die auf den unteren Etagen ausgestellt werden und die zum Teil unersetzlich sind. Verschwunden sind „gewöhnliche“ Wegner-Stühle, die in so manchem Esszimmer stehen und die immer noch produziert werden. Ein einzelner Stuhl dieses Designs kostet um die 20.000 Kronen, sodass der Wert immerhin 340.000 Kronen beträgt.

„Die großen Möbel in den unteren Stockwerken hätten sie nun wirklich nicht durch das kleine Fenster manövrieren können. Die Einbrecher müssen schmächtig gewesen sein und auch über akrobatische Fähigkeiten verfügt haben“, so Henrik Harnow. In seiner Zeit als Chef der nordschleswigschen Museen sei dies der erste Diebstahl in dieser Größenordnung.

 

Im Wasserturm werden schon seit Jahren Hans J. Wegners Möbel ausgestellt. Foto: Brigitta Lassen

Damit anderen Kriminellen nicht ein ähnlicher Schachzug gelingt, hat das Museum sicherheitshalber alle Stühle und Liegen aus dem Wasserturm entfernt und an einer sicheren Stelle deponiert, die erst nach Abschluss der Arbeiten wieder ausgestellt werden. „Wir hoffen, wir schaffen es bis zur Hauptsaison."

 

Im Dezember erwarb das Museum einen ausgefallenen Kneifzangenstuhl im Auktionshaus „Bruun Rasmussen Kunstauktioner“ für 250.000 Kronen. Dabei handelt es sich um ein Einzelstück aus dem Jahr 1956. 

 

Einweihung 1995

Der 1902 erbaute Wasserturm dient heute als Wegner-Museum, obwohl ihm der Abriss drohte, als der Stadtrat über den Fortbestand des ausrangierten, 40 Meter hohen Industriegebäudes beriet. Es endete mit der Rettung, und der Wasserturm wurde den Tonderner Museen überlassen. Dank einer Zuwendung von der Stiftung A. P Møller und H. C. McKinney Møller Mærsk, die etwa 75 Millionen Kronen für die Sanierung auf den Tisch legte, blieb das siebenstöckige Bauwerk bestehen und wurde 1995 von Königin Ingrid eingeweiht. Im obersten Stockwerk des Wasserturms werden Empfänge und Konferenzen abgehalten.

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