Minderheiten in Europa

Europarat setzt Sparmesser bei der Jugend an

Europarat setzt Sparmesser bei der Jugend an

Europarat setzt Sparmesser bei der Jugend an

Britta Tästensen
Apenrade/Straßburg
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Pixabay

Nachdem der Europarat mit einer schweren Haushaltskrise zu kämpfen hat, wurde ein Notfallplan erstellt. Wird der umgesetzt, wird die Jugendabteilung im Europarat eingestellt - und das hat erhebliche Konsequenzen für die Arbeit auf lokaler Ebene in ganz Europa – auch bei den Minderheiten.

Der Europarat muss mit einer schweren Haushaltskrise kämpfen und hat deshalb einen Notfallplan veröffentlicht. Sollte der Plan verabschiedet werden, so wird er einen erheblichen Einfluss auf die Jugendarbeit in Europa haben. Auch die europäischen Minderheiten könnten in Zukunft davon beeinträchtigt werden. 

 

 „Die JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen, Red.) sitzt mit einem Mandat in einigen Gremien im Europarat, um dort auch die Interessen der Minderheiten in Europa zu vertreten. Wir haben in den vergangenen Jahren viel Arbeit in diese Gremien gesteckt und diese Gremien könnten nun jedoch abgeschafft werden. Das beeinflusst einen wichtigen Teil unserer Arbeit, nämlich ein stets aktives Sprachrohr der Minderheiten zu sein. Damit wird auch unser Netzwerk geschwächt und der Einfluss, den die JEV auf die Stärkung junger Menschen mit einem Minderheitenhintergrund hat, wird ganz klar beschnitten“, so die Vorsitzende der JEV, Giuanna Beeli. 

 

Die Vorsitzende fordert dazu auf, der Entscheidung entgegenzutreten: „Es ist ganz wichtig, dass Jugendliche sich aktiv gegen diese Entscheidung wehren. Wir raten unseren Mitgliedern, sich mit den jeweiligen Außenämtern und Vertretern im Europarat in Verbindung zu setzen und das Problem anzusprechen. Diese können schließlich am 23. Mai an den Diskussionen teilnehmen und somit die Themen ansprechen.“

Der deutsche Jugendverband für Nordschleswig sowie die Jungen SPitzen sind Mitglied der JEV, dem größten Netzwerk von Jugendorganisationen der europäischen Minderheiten.

 

Wie ist die Krise entstanden?

Der Europarat ist eine internationale Organisation, die 47 Mitgliedsstaaten zusammenbringt, um Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu schützen und bewahren. 

Wie alle internationalen Organisationen hängt der Europarat davon ab, dass die Mitgliedssaaten ihren Beitrag leisten. Nun sieht sich die Organisation in einer schweren Haushaltskrise, nachdem Russland 2017 beschlossen hatte, die Zahlungen auszusetzen und die Türkei  als eines der sechs Länder mit dem größten Mitgliedsbeitrag, sich zurückzog und zu ihrem ursprünglichen Status als normaler Beitragszahler zurückkehrte. 

Um den Verlust zu bewältigen, muss der Europarat ungefähr 13 Prozent seines Jahresbudgets reduzieren. Deshalb hat der Generalsekretär des Europarates einen Notfallplan veröffentlicht, der die Jugendabteilung des Rates erheblich beeinträchtigt.

Der Notfallplan besagt, dass es für alle Sektoren proportionale Kürzungen geben sollte, mit Ausnahme des Jugendsektors – da dieser Sektor gar nicht erst weitergeführt wird, wenn der Vorschlag angenommen wird und Russland den Europarat verlässt.

Am Montag und Dienstag, dem 6. und 7. Mai, werden die Mitgliedstaaten zu informellen Arbeitsgruppen eingeladen, um Fragen zu stellen und den Inhalt des Notfallplans zu diskutieren. Nach den informellen Konsultationen wird  der Haushaltsausschuss am 23. Mai zusammenkommen.

Europarat

Der Europarat wurde als ein Forum für Debatten über allgemeine europäische Fragen 1949 gegründet. Der Sitz des Europarates ist im französischen Straßburg. 

Der Europarat arbeitet mit folgenden Zielsetzungen:

  • Einsatz für Menschenrechte
  • Sicherung demokratischer Grundsätze und rechtsstaatliche Grundprinzipien
  • Bekämpfung von Terrorismus
  • Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts
  • Förderung der kulturellen Zusammenarbeit
  • Förderung des Umwelt- und Naturschutzes in Europa
Mehr lesen

Kulturkommentar

Meinung
Uffe Iwersen/ BDN-Kulturkonsulent
„Von Jugend für Jugend“

Minderheiten in Europa

EU-Experte: „Das Minority Safepack ist kein Stück Butter mit kurzem Verfallsdatum“

Triest/Trieste/Trst Während Frankreichs korsische Bevölkerung Autonomie erhält, kämpfen LGTBIQ-Gemeinschaften in Ungarn gegen diskriminierende Gesetze. Der EU-Jurist Gabriel Toggenburg erklärt im Gespräch mit Bojan Brezigar von der slowenischen Tageszeitung „Primorski Dnevnik“ aus Triest (Italien), wie Initiativen wie „Minority Safepack“ und EU-Rechtsprechungen für ein gerechteres Europa sorgen könnten.

Gabriel N. Toggenburg