Unleash Future Boats

Emissionsfrei und autonom: Der frisch getaufte Prototyp startet Testfahrten

Emissionsfrei und autonom: Der frisch getaufte Prototyp startet Testfahrten

Emissionsfrei und autonom: Prototyp startet Testfahrten

SHZ
Schleswig
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Es ist vollbracht: Der Prototyp „ZeroOne“ ist zu Wasser gelassen. Es freuen sich Lars Holger Engelhard (von vorne), Petra Nicolaisen, Stefanie Engelhard und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Foto: Olivia von Harlem/shz.de

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High-Tech aus Schleswig nimmt Fahrt auf: Vor viel Publikum am Schleswiger Stadthafen wurde „ZeroOne“, der Prototyp der künftigen Schleiboote, erstmals zu Wasser gelassen.

Was machen zwei erfolgreiche Auto-Entwickler und leidenschaftliche Segler, wenn sie an die Küste ziehen? Klar, Wasser-Taxis bauen. Stefanie und Lars Holger Engelhard sind nach Schleswig gekommen, um nicht weniger als die maritime Mobilität neu zu erfinden – und die gebürtigen Bayern sind auf einem guten Weg dahin.

Emissionsfrei und teilautonom

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Am Wochenende wurde im Stadthafen unter großem Publikumsinteresse und in Anwesenheit von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz ihr Prototyp „ZeroOne“ der künftigen Schleiboote getauft und zu Wasser gelassen. „Unleash Future Boats“ heißt das High-Tech Start-up des Ehepaares, das in der Alten Schnapsfabrik an der St. Jürgener Straße beheimatet ist. Das Ziel: Schiffe aufs Wasser zu bringen, die elektrisch und autonom fahren und dazu noch auf Abruf verfügbar sind. Im nächsten Schritt sollen ab Frühjahr 2023 Kleinfähren emissionsfrei und teilautonom zwischen dem Schleswiger Stadthafen und dem Wikinger-Museum Haithabu über die Schlei pendeln.


Prototyp im Maßstab 1:4

Auf „ZeroOne“, dem Hightech-Katamaran im Maßstab 1:4 der geplanten Schleiboote, ruhen große Hoffnungen. Bei seiner Taufe zumindest zeigte sich der Prototyp schon einmal unverwüstlich. Die Sektflasche mochte an der Bordwand nicht zerschellen, sodass die Taufpatin und CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen den guten Tropfen direkt aus dem Glas spritzen ließ. Sie sagte: „Für den Wirtschaftsstandort Schleswig und für das ganze Land ist ZeroOne als erstes voll digitales, emissionsfreies Boot seiner Art von sehr großer Bedeutung“.

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Wirtschaftsminister Bernd Buchholz hatte zuvor betont: „Die Zukunft gehört denen, die die technologischen und klimatischen Herausforderungen unserer Zeit annehmen und daraus wirtschaftlich tragfähige Konzepte entwickeln.“ Auch Schleswigs Bürgermeister Stephan Dose war bei der Taufe mit von der Partie. „Innovation made in Schleswig – das hört sich für mich sehr gut an“, sagte er.


Elektrischer Antrieb mit Brennstoffzellen

In Sachen Innovation hat „ZeroOne“ in der Tat viel zu bieten: Das Boot verfügt über einen elektrischen Antrieb mit Brennstoffzellen und grünem Wasserstoff. Eingebaut sind neuartige smarte Sensoren, die das Start-up für das autonome Fahren auf dem Wasser erfunden hat. Sie unterscheiden sich deutlich von denen in der Automobilindustrie, da die Schiffe ständig Wankbewegungen durch Welle und Wind ausgesetzt sind.


Für Stefanie und Lars Holger Engelhard und ihr Team beginnt nun ein entscheidender neuer Abschnitt. Ab September erkundet „ZeroOne“ teilautonom die spätere Einsatzstrecke der Schleiboote. „Wir trainieren jetzt im realen Betrieb die künstliche Intelligenz auf dem Boot, das ist vergleichbar damit, einem Kind das Fahrradfahren beizubringen“, sagte Lars Holger Engelhard. Die Schlei als Bundeswasserstraße ohne Handelshafen sei dafür das optimale Revier. Pünktlich zur Taufe lagen auch der internationale Bootsschein sowie eine weltweit gültige Versicherung vor.


Nun starten die Testfahrten

Während der Prototyp nun also seine Testfahrten startet, werden die zwölf Meter langen Schleiboote – umweltfreundliche Elektro-Fähren für ein Dutzend Passagiere sowie Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen – weiterentwickelt. „Unser Ziel ist es, dass sich Fahrgäste per App ihr Wassertaxi ordern können“, sagte Lars Holger Engelhard. Auf der Schlei könnten die Passagiere schon bald eine völlig neue Technik erleben.

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Neben der Entwicklung der Schleiboote plant „Unleash Future Boats“, ihre grüne Antriebstechnologie sowie die Sensorsysteme für autonomes Fahren für das Umrüsten von maritimen und Binnenschiffen anzubieten. Bereits jetzt erreichen das Unternehmen, das stetig wächst, Anfragen aus dem In- und Ausland. Breite Unterstützung kommt vom Bund, vom Land und aus der Wirtschaft, die UN hat die Idee als Nachhaltigkeits-Projekt anerkannt.


Kooperation mit Unternehmen vor Ort

Bei aller Vernetzung vergessen Stefanie und Lars Holger Engelhard nicht, was sie an Schleswig haben. „Wir sind hier wirklich angekommen“, betonten die beiden Ingenieure. So kooperiert ihr Start-up bereits mit Unternehmen vor Ort und arbeitet auch mit den Schulen in der Stadt zusammen. So soll es gemeinsame Technologieprojekte geben. „Wir möchten den Schülern zeigen, wie man aus einer Idee eine Vision entwickeln und diese dann umsetzen kann“, so Lars Holger Engelhard. Letztlich gehe es doch auch darum, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

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