Augustenborg Projekt

Von der Kunst, auf dem Land zu leben

Von der Kunst, auf dem Land zu leben

Von der Kunst, auf dem Land zu leben

Augustenburg/Augustenborg
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Kunst- und Lebenszentrum am Schlosspark: Im Flügel des Gebäudekomplexes befinden sich Café und Ausstellungsflächen. Foto: Karin Riggelsen

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In Augustenburg hat ein Gebäudekomplex mit Café, Kunst, Ateliers und Gastronomie eröffnet. Es gibt Wohnungen für Gastkünstler und Ausstellungen. Was will das „Augustenborg Projekt“? Ein Rundgang vor Ort liefert Einblicke.

1.000 Quadratmeter Kunstausstellung, Cafébetrieb, Künstlerateliers und Ferienwohnungen mit Terrasse raus zum Park: In Augustenburg ist in den vergangenen Monaten ein Kleinod entstanden. In den beiden großen gelben Ziegelsteinbauten zwischen Augustiana und Schloss ist mit dem „Augustenborg Projekt“ Leben eingekehrt.

Der aktuelle Hauskünstler kommt aus Florenz

Der dänische Künstler Niels Reumert zeigt derzeit seine Kunst in einer Retrospektive, im Café frühstücken Gäste und die Ferienwohnungen mit Blick auf Schlosspark und Fjord sind nahezu vollständig belegt. Im ersten Stock des Flügelgebäudes arbeitet der italienische Künstler Francesco Pirazzi an seinen Werken und für Kunst-Projektleiterin Sille Dons Heltoft-Christensen hat ein weiterer Arbeitstag begonnen.

Wer steht hinter dem „Augustenborg Projekt“? Sille Dons Heltoft-Christensen nimmt sich an diesem Freitagvormittag Zeit für einen Rundgang. „Das Projekt entwickelt sich ständig weiter. Nach und nach füllen wir die Gebäude mit Leben.“ Das Projekt umfasst drei Säulen: Kunst, Gastronomie und kreatives Arbeiten.

Der 26-jährige Francesco Pirazzi kommt aus Florenz. Er lebte mehrere Monate als Hauskünstler im „Augustenborg Projekt“. Foto: Karin Riggelsen
Sille Dons Heltoft-Christensen in einem der Kunsträume, sie leitet den Tagesbetrieb vor Ort. Insgesamt gibt es 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Foto: Karin Riggelsen
Die beiden Gebäuden aus Ziegelstein waren früher Teil der Augustenburger Psychiatrie. Im Gebäude rechts befinden sich die Ferienwohnungen. Foto: Karin Riggelsen

Das Gebäude war früher ein Teil der Augustenburger Psychiatrie. Die langen Gänge und die vielen kleinen Zimmer erinnern an den Krankenhausbetrieb und sind zum großen Teil noch immer da. Nur hängen jetzt Kunstwerke statt Kittel an den Wänden. Im ersten Stock sind Ateliers und Arbeitsräume eingerichtet worden – wer hier arbeitet, soll das Haus mit Kreativität bereichern.

2022 eröffnen Weinbar und Bistro

„Wenn man sich im Haus einmietet, ist man nicht nur Mieter. Dann ist man Teil des Hauses“, erklärt die Projektleiterin, die ihre Arbeit im Sommer 2021 aufgenommen hat. Vor rund zwei Jahren hat sie das Großstadtleben mit einem Dasein auf der Insel Alsen eingetauscht und ist mit ihrer Familie zurück nach Hörup (Hørup) auf Alsen (Als) gezogen. „Raus aus einer 62 Quadratmeter-Wohnung am Südhaven in Kopenhagen (København) und rein in ein Haus, das dreimal so groß ist – und mit Garten“, lacht Sille Dons Heltoft-Christensen.

 

Mette Henriksen leitet das Café des Hauses. Foto: Karin Riggelsen
Ein wenig Charme des alten Krankenhauses darf weiterleben: Hier gibt es heute Ferienwohnung statt Physio-Praxis. Foto: Karin Riggelsen

Mette Henriksen betreibt derzeit das Café im Haus und freut sich als gastronomische Leiterin auf weitere Herausforderungen. Wie ist sie Teil des Projektes geworden? „Ich habe an verschiedenen Orten im ganzen Land gearbeitet, unter anderem im Fakkelgaarden. Als sich diese Möglichkeit ergeben hat, wollte ich gerne dabei sein“, so die 34-Jährige. „Es ist doch fantastisch, hier ein solches Projekt mit anzuschieben.“ Anfang kommenden Jahres eröffnen Weinbar und Bistro.

Welche Zielgruppe hat sie? „Wir wollen ein Angebot für die lokalen Bürgerinnen und Bürger schaffen, aber wir wollen auch richtig gerne Menschen aus Kopenhagen oder Århus anziehen. Und natürlich auch Gäste aus Flensburg und Hamburg, internationale Gäste. Menschen, die für einen Wochenendaufenthalt zu uns kommen. Die herrschaftlichen Wohnungen drüben im Gebäude stehen nun bereit, es gibt also wunderschöne Übernachtungsmöglichkeiten. Da haben wir bislang richtig viele deutsche Gäste. Wir haben große Ziele.“

Ebenso wie Sille Dons Heltoft-Christensen ist Mette Henriksen beim Augustenborg Projekt angestellt.

Wir konnten uns für das gleiche Geld eine kleine Wohnung in Kopenhagen kaufen oder ein altes Krankenhaus in Nordschleswig, in dem Raum für ein spannendes Projekt war.

Mark Mark Augustenborg Ødum, Leiter des Projektes

Besitzer des Gebäudekomplexes und Initiatoren des Augustenborg Projekt ist die in Kopenhagen lebende Familie Augustenborg. Das Ehepaar Mark und Volinka Augustenborg will einen künstlerischen Freiraum schaffen. Das Augustenborg Projekt soll den Gästen ein Erlebnis bieten – gastronomisch, geschichtlich, künstlerisch und mit Blick auf die Natur vor Ort. Im Januar 2021 haben die Augustenborgs die Immobilie gekauft.

„Wir konnten uns für das gleiche Geld eine kleine Wohnung in Kopenhagen kaufen oder ein altes Krankenhaus in Nordschleswig, in dem Raum für ein spannendes Projekt war“, so Mark Augustenborg Ødum. Zusammen mit seiner Frau Volinka war er angetan von der Idee, in Augustenborg ein Zentrum für Kunst, Kulturgeschichte und Gastronomie zu etablieren. Als der gesamte Schlosskomplex zum Verkauf stand, beobachtete der Geschäftsmann die Entwicklung mit Interesse. Und kaufte am Ende zwei der Gebäude.

Augustenburg als Bindeglied zwischen Deutschland und Dänemark

„Augustenburg war damals das Bindeglied zwischen Deutschland und Dänemark, ein Zentrum der Kunst und der Kultur mit vielen progressiven Kräften. Es ist ein Ort, der wie geschaffen ist für neue Gedanken und Kreativität, mit einer fantastischen Lage und enormem Potenzial.“

Dass sein Mittelname Augustenborg ist, sei einem testamentarischen Vermächtnis seiner Oma geschuldet. Dem Grenzland fühlt Mark Augustenborg Ødum sich nahe verbunden „Ich bin in Hoptrup aufgewachsen und da war es normal, dass Deutsch und Dänisch gesprochen wurde. Damals war Augustenburg ein Zentrum für deutsch-dänische Kunst und Geschichte, und ich würde mich freuen, wenn Augustenburg diese Rolle erneut einnimmt“, so der Mitgründer des Sonderburger Unternehmens „Better Eenergy“. Dass es in Augustenburg bereits ein besonders reiches Kultur- Kunst- und Freizeitleben gibt, habe die Entscheidung für das „Augustenborg Projekt“ noch einfacher gemacht.

Entlang der langen Gänge befinden sich die Ausstellungsräume, derzeit zeigt der dänische Künstler Niels Reumert seine Kunst. Foto: Karin Riggelsen
Kunst statt Kittel: Die Gänge erinnern an das alte Krankenhaus. Foto: Karin Riggelsen

„Ein Ort zum Atmen, Leben, Zusammenarbeiten, Erkunden und Experimentieren“, so eine Leitlinie des Hauses. Genau das macht Francesco Pirazzi. Der 26-jährige Künstler hat im Juni seine Werke in einer Ausstellung vor Ort gezeigt. Seit August lebt und arbeitet als Hauskünstler. Draußen im Park fällt grauer Schneeregen, während Franceso Pirazzi seine Skizzen sortiert.

In Kürze reist er zurück nach Florenz – und nimmt ein Stück des „Augustenborg Projekt“ mit sich. „Ich nehme diese Skizzen mit zurück nach Italien, wo ich dann Gemälde erschaffe“, erklärt der Künstler. 2023 wird er mit seinen neuen Werken im Gepäck zurückkommen – und eine große Ausstellung geben.

„Als ob man sich in einer eigenen Welt befindet“

Wie ist es, als junger Künstler in einem kleinen Ort auf dem Land in Dänemark zu leben?

„Es ist eigentlich nicht so schwer, denn ich stamme aus einem sehr kleinen Dorf in Italien. Von dort bin ich nach Florenz gezogen. Ich kenne die Lebenswirklichkeit kleiner Orte. Es war gut für mich hier, denn ich war sehr auf meine Arbeit fokussiert. Zerstreuung zu vermeiden, war eine gute Sache für meine Arbeit. Hier in Augustenburg leben wir auf dem Land – und liegen wir am Rande. Es ist, als ob man sich in einer ganz eigenen Welt befindet.“

Francesco Pirazzi mit den Skizzen aus Augustenborg, die er als Vorlage mit nach Hause nach Florenz nimmt. Foto: Karin Riggelsen
Blick in eine der vier herrschaftlichen Ferienwohnungen des „Augustenborg Projekt“ Foto: Karin Riggelsen

Um Motive zu finden, geht Francesco Pirazzi mit seiner Ausstattung nach Draußen und findet Orte, die er zeichnen will. Manchmal steht und skizziert er im Wald, manchmal mit Sicht auf die Förde, manchmal steht er am Rande von Feldern.

Das „Augustenborg Projekt“ soll in den kommenden Jahren Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt anziehen. „Wir wünschen uns, dass es zu jeder Zeit ein oder mehrere Kunstschaffende gibt, die vor Ort wohnen und arbeiten“, sagt die Projektleiterin. Das Projekt sucht in allen Zweigen die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren vor Ort. „Damit wir die ganze Gegend gemeinsam aufwerten können“, so die Projektleiterin.

Weitere Informationen auf der Internetseite des Projekts: www.augustenborgproject.com

 

 

Die Gebäude liegen wenige hundert Meter von der Augustenburger Förde, direkt neben dem Kunstzentrum Augustiana. Foto: Karin Riggelsen
Die vier Ferienwohnungen sind komplett renoviert und komfortabel eingerichtet. Foto: Karin Riggelsen
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