Geschichte
Praktikantin hinter den Kulissen: Ein Tag im Museum
Praktikantin hinter den Kulissen: Ein Tag im Museum
Praktikantin hinter den Kulissen: Ein Tag im Museum
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Hier lagert Geschichte: Im Deutschen Museum Sonderburg finden sich Gegenstände zur Minderheiten-Historie. Auch das Archiv befindet sich im Keller des Museums. Doch was gehört zur Arbeit dazu? Die Praktikantin Alena Rosenberg hat sich für einen Tag hinter die Kulissen begeben.
Punkt 9 Uhr stehe ich vor der Tür. In einer Stunde öffnet das Deutsche Museum Nordschleswig für die Besucherinnen und Besucher. Nina Jebsen, die Leiterin des Archivs der deutschen Minderheit in Nordschleswig, lässt mich rein und führt mich in die oberste Etage.
In einer Art Sitzungssaal werden wir heute den Tag verbringen. Nina zeigt mir den Wagen, der mit Kisten vollgestellt ist. Wir nehmen uns heute den Nachlass der Familie Meyer aus Hadersleben (Haderslev) vor. Ich bin gespannt. Geschichte zählte in der Schule zu meinen Lieblingsfächern, und ich freue mich auf den Tag.
„Wir werden heute nur den ersten Teil schaffen, wenn überhaupt“, erklärt Nina und gießt uns Kaffee ein. Das wird nicht die letzte Tasse des Tages sein.
Wenn ein Nachlass eintrifft, wird in verschiedenen Schritten sortiert: Zuerst muss sich das Museum einen groben Überblick verschaffen und nach Gegenständen, Dokumenten und Müll sortieren. Wenn das geschafft ist, beginnt die feine Katalogisierung.
Hier wird jedes Emblem genau untersucht und analysiert. Das kann aber Wochen dauern, wie Nina Jebsen verrät, ebenso die Aufnahme der Fundstücke in das System.
Es geht los
So weit sind wir aber noch lange nicht. Nina und ich nehmen uns die erste Kiste vor, und Hauke Grella, der Museumsleiter, stößt ebenfalls dazu. Zu dritt arbeiten wir uns vor. Als Erstes fallen zwei Pickelhauben und ein Degen ins Auge. Am heutigen Tag werden uns mehrere Mitglieder der Familie Meyer über den Weg laufen: Peter Meyer, Paul Meyer, Otto Meyer und Hans-Oluf Meyer.
Die verwandtschaftlichen Verhältnisse und Lebensdaten müssen in der Familienchronik nachgeschlagen werden. Dann müssen wir anhand der Lebenszeit die Gegenstände den Personen zuordnen. Die eine Pickelhaube trägt das Emblem von Wilhelm II., also können Nina und ich die Haube anhand der Regierungszeit einer Person zuordnen.
Es tun sich schnell ein paar Probleme auf: Hans-Oluf Meyer ist im Ersten Weltkrieg gefallen. Peter Meyer ist der Vater von Paul und Otto. Alle drei waren Ärzte, und alle drei waren im Krieg. Ein Brief, adressiert an Dr. Meyer, wirft also Fragen auf.
Die Stimmung ist gut, für Koffein ist gesorgt. Die Gegenstände aus den Kisten haben wir auf den Tischen ausgebreitet und grob mit Klebezetteln beschriftet. Nach einer gemeinsamen Mittagspause mit den freiwilligen Helferinnen und Helfern des Museums beginnen die Aufräumarbeiten.
Nina, Hauke und ich sortieren die Sachen erst einmal nach Gegenständen und Dokumenten. Die Gegenstände sind für das Museum gedacht, die Dokumente nimmt Nina mit ins Archiv. Danach werden die Sachen nach Namen in unterschiedliche Kartons eingeräumt.
Nachdem alles in den Lagern verstaut ist, endet mein Arbeitstag um 15 Uhr. Das Fazit: Es ist spannend, Geschichte greifbar in der Hand zu halten. Besonders da ich mich für Geschichte interessiere. Nach knapp sechs Stunden Arbeit haben wir gefühlt kaum etwas geschafft, aber zufrieden bin ich trotzdem. Die Zusammenarbeit war sehr angenehm, ich würde es jederzeit wieder machen.