Jubiläum

„Alt-Vorsitzender“ freut sich über Düppel-Zitate auf Beton

„Alt-Vorsitzender“ freut sich über Düppel-Zitate auf Beton

„Alt-Vorsitzender“ freut sich über Düppel-Zitate auf Beton

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Ekensund/Egernsund
Zuletzt aktualisiert um:
Hans Heinrich Hansen im Gedenkpark am „Folkehjem" in Apenrade. Zitate aus seiner bahnbrechenden Rede vom 11. Juli 1995 sind eingraviert in einen der Betonklötze. „Das Entscheidende ist, dass Mehrheitsbevölkerung und deutsche Minderheit gleichberechtigt sind. Wir haben genauso lange hier gewohnt wie die anderen", sagt der ehemalige Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Foto: Karin Riggelsen

Der Bund Deutscher Nordschleswiger wird am 22. November 75 Jahre alt. „Der Nordschleswiger“ bringt eine Reihe von Artikeln über die Dachorganisation der deutschen Minderheit. Hier haben wir mit dem ehemaligen Hauptvorsitzenden Hans Heinrich Hansen über einschneidende Ereignisse während seiner Amtszeit gesprochen.

Wenn Hans Heinrich Hansen und seine Ehefrau Andrea Kunsemüller im Wohnzimmer sitzen, haben sie den Blick frei auf die Flensburger Förde. Der 82-jährige Tierarzt im Ruhestand wohnt seit 2007 in Ekensund und stellt fest: „Das ist ein Paradies auf Erden.“ Hansen bleibt im Ruhestand mehr Zeit für seine fünf Kinder und zehn Enkel und das Zusammensein mit seiner Frau, die als freischaffende Journalistin und Autorin tätig ist.

Wichtige Akzente gesetzt

In seinem Amt als Vorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) setzte Hans Heinrich Hansen wichtige Akzente. Hansen stand dem BDN von 1993 bis 2006 vor. Zu den Begebenheiten, die in Hansens Amtszeit besonders beachtet wurden, gehört die Rede, die er im Juli 1995 zur Feier der 75-jährigen Zugehörigkeit Nordschleswigs zu Dänemark auf Düppel (Dybbøl) hielt. 

Die bahnbrechende Versöhnungsrede des damaligen Hauptvorsitzenden wird als eine Wende im Verhältnis zwischen der Mehrheitsbevölkerung und der deutschen Minderheit in Nordschleswig bezeichnet. Mit der Rede gelang der Durchbruch zur Gleichwertigkeit von Minderheit und Mehrheit.

Ein Vierteljahrhundert nach dem geschichtsträchtigen Ereignis nehmen Zitate aus der Rede einen zentralen Platz im „Genforeningspark“ am „Folkehjem“ in Apenrade (Aabenraa) ein. 

Der neu angelegte Gedenkpark wurde am 15. Juni, 100 Jahre nach der Abtretung Nordschleswigs an Dänemark (dänisch: Genforening) im Beisein der sozialdemokratischen Staatsministerin Mette Frederiksen eingeweiht.

An diesem historischen Ort hielt der bekannte Dänenführer H. P. Hanssen 1918 seine berühmte Rede an die dänisch gesinnten Landsleute, in der er eine baldige Volksabstimmung ankündigte.

Hans Heinrich Hansen im Gedenkpark: „Es ist eine schöne Bestätigung für den Einsatz, den man gemacht hat." Foto: Karin Riggelsen
Der Apenrader Gedenkpark wurde am 15. Juni 2020 eingeweiht Foto: Karin Riggelsen

Rede mit Gravur in Beton gemeißelt

Hans Heinrich Hansen besuchte den Gedenkpark zusammen mit dem „Nordschleswiger“.  Er ist freudig überrascht darüber, Auszüge aus seiner damaligen Rede an zentraler Stelle auf den Betonklötzen mit Holzplatten, die Sitzplätze und geschichtliche Meilensteine zugleich sind, wiederzufinden.

Hans Heinrich Hansen war auch ein wenig verblüfft: „Ich hatte keine Ahnung. Das hat mir niemand erzählt.“ Er ist etwas erstaunt darüber, dass man die Zitate so mir nichts, dir nichts im öffentlichen Raum zur Schau stellt, ohne ihn vorab kontaktiert zu haben: 

„Das ist natürlich eine schöne Bestätigung für den Einsatz, den man gemacht hat, dass wir heute in friedlichen Verhältnissen hier leben. H. P. Hanssen konnte man nicht fragen, bevor man seine Zitate nutzte, aber ich bin ja noch am Leben“, stellt Hansen fest und schmunzelt.

H. P. Hanssen starb 1936. Er gilt als treibende Kraft bei der Lösung Nordschleswigs vom Deutschen Reich und dessen Eingliederung zu Dänemark nach dem Ersten Weltkrieg.

Hans Heinrich Hansen ist völlig verblüfft darüber, dass „seine Rede" ein Teil des Gedenkparks geworden ist. Foto: Karin Riggelsen

Teamarbeit wichtig bei geschichtsträchtiger Rede

Zu Hause in Ekensund erinnert sich Hans Heinrich Hansen an das Zustandekommen der Rede, die nicht nur aus seiner Feder stammt. Hansen hatte das Redepapier zusammen mit dem damaligen Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen und „Nordschleswiger“-Chefredakteur Siegfried Matlok sowie dem damaligen BDN-Generalsekretär Peter Iver Johannsen vorbereitet.

„So eine Rede macht man nicht alleine. Das ist klar“, sagt Hansen. „Das Feilen blieb aber zu guter Letzt mir überlassen. An dem Abschlusssatz habe ich lange ,rumgedoktert‘“, erinnert sich der „Alt-Vorsitzende“, der bei der Düppel-Rede und bei vielen anderen wichtigen Entscheidungen in hohem Maße mit den Faktoren „auf Augenhöhe und mit Augenmaß“ arbeitete.

Rückenwind gespürt in den Düppeler Schanzen 

Bei fantastischem Wetter, Wind und viel Sonnenschein versammelten sich am 11. Juli 1995 viele Teilnehmer auf Düppel. Hansen hielt seine Rede im zweiten Teil des Festaktes. Die Ansprache löste ein positives Echo in der Öffentlichkeit aus. Historiker Jørn Buch, der damals bei „Danmarks Radio“ arbeitete, habe im Fernsehen gesagt, dass Hansen die beste Rede gehalten habe: „Buch ist ein kritischer Historiker“, sagt der zufriedene, „Alt-Vorsitzende“.

Königin Margrethe warf nicht nur Glanz über das Volksfest in den Schanzen. Am Abend war die Königin Gastgeberin eines Empfangs auf der königlichen Yacht „Dannebrog“. Dort hatte Hansen im Übrigen eine kurze Unterhaltung mit Königinmutter Ingrid.

Rückblickend war die Rede auf Düppel der Gipfel seiner Karriere: „Die Rede war am Anfang meiner Zeit als Hauptvorsitzender. Es ist nicht ganz schlecht, so einen Rückenwind zu bekommen.“

Der von hinten kommende Wind habe den Hauptvorsitzenden während seiner Amtszeit mitgetragen und sei gewiss auch für die Position der Minderheit in Kopenhagen und die Arbeit des damaligen Sekretariatsleiters Siegfried Matlok „bestimmt nicht unwichtig“ gewesen, blickt Hansen zurück.

Die Rede im Wortlaut https://www.nordschleswig.dk/historisches

Hans Heinrich Hansen am Rednerpult in den Schanzen am 11. Juli 1995 (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Philipsen und Adriansen gestalteten das Programm

Hansen erinnert daran, dass es der damalige Amtsbürgermeister Kresten Philipsen (1945-2011) war, der ihm als Vertreter der Minderheit den Weg zum Rednerpult ebnete. Philipsen hatte sich bei der Gestaltung des Festprogramms unter anderem mit Historikerin und Museumsinspektorin Inge Adriansen (1944-2017) zusammengetan. Philippsen hielt, trotz anfänglicher massiver Proteste, an der Einladung an die Minderheit zum Düppel-Fest fest.

Gebietsreform: Ad-hoc-Ausschuss war unzureichend

Zu den wichtigen Meilensteinen in seiner Amtszeit zählt Hans Heinrich Hansen auch die Zeitspanne, in der die Gebietsreform einschneidende Ereignisse herbeiführte. Am Anfang der Verhandlungen wurde der Minderheit angeboten, in den vier neuen Kommunen einen Ad-hoc-Ausschuss zu bekommen, wenn sie nicht selber vertreten wären mit ihrer politischen Partei, „Schleswigsche Partei“ (SP), in den Stadträten von Tondern (Tønder), Apenrade, Hadersleben (Haderslev) und Sonderburg (Sønderborg). Das war Hansen und seinen Gefolgsleuten zu wenig. Er ist froh, eine alternative Lösung auf den Weg gebracht zu haben.

In Doppelfunktion im Einsatz

Der damalige Innenminister Lars Løkke Rasmussen (Venstre) gilt als Drahtzieher der Strukturreform, die 2007 mit der Dezimierung der Kommunen und der Entstehung der Regionen, die die bisherigen Ämter ablösten, endeten.

Hansen, der neben seiner Tätigkeit als Hauptvorsitzender zunächst von 1994 bis 2007 als Vizepräsident und von 2007 bis 2016 als Präsident der „Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten“ (FUEN, ehemals FUEV) amtierte, war im Vorfeld der Strukturreform für die FUEN in Osteuropa.

„Hermann Heil war lange Zeit Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten in der FUEV“, erinnert sich Hansen, der den engagierten Minderheitendeutschen in seinem Amt ablöste. Die Amtsübergabe fand in Kasachstan statt. Auf der Hinreise kam Hansen mit einem Minderheitendeutschen aus Ungarn ins Gespräch und erfuhr, wie die Minderheiten in Ungarn vertreten waren.

Hansen ist ein überzeugter Europäer und als solcher auch daran interessiert, dass die Grenzen abgebaut werden und das Miteinander zwischen Mehrheitsbevölkerung und Minderheiten gestärkt wird. Dabei sei der Wille zum Dialog von entscheidender Bedeutung, sagt der Ekensunder.

Ungarisches Modell wurde zum Ausgangspunkt

Nach Nordschleswig zurückgekehrt, beauftragte Hansen Sekretariatsleiter Matlok, das Ungarn-Modell dem Ministerialdirektor des Innenministeriums vorzulegen. Da kam dann der Bescheid zurück, dass weder der Ministerialdirektor noch die hinzugezogene ungarische Botschaft in Kopenhagen die Regelung kannten.

Hans Heinrich Hansen schaltete daraufhin seine Kontaktleute in Ungarn ein, sodass die Minderheitenabsprache nach Kopenhagen gefaxt werden konnte. „Wir haben bei unseren Verhandlungen dieses Modell als Ausgangspunkt gehabt. Wir wurden auch vom Expertenkomitee für die Rahmenkonvention zum Schutz von Minderheiten und der Sprachencharta des Europarates unterstützt“, hebt Hans Heinrich Hansen hervor.

Er erinnert sich noch daran, dass die dänische Regierung erleichtert war, eine Lösung gefunden zu haben, denn die Politiker hätten zunächst nicht gewusst, was sie mit der Minderheit „anfangen“ sollten.

Die Regelung hat uns praktisch gerettet.

Hans Heinrich Hansen, ehemaliger BDN-Hauptvorsitzender

Hansen: Regelung rettete die Minderheit

Die Regelung habe entscheidende Bedeutung für die Minderheit gehabt. „Die Regelung hat uns praktisch gerettet“, sagt Hansen. Ein solches Extramandat wird erteilt, wenn die Vertretung der deutschen Minderheit mindestens ein Viertel der Stimmenzahl des billigsten Mandates erzielt.

Uwe Jessen war der erste SP-Politiker, der mithilfe der Regelung in den Stadtrat in Hadersleben einziehen konnte. 2005 wurde Jessen als erster und bisher einziger Vertreter der Schleswigschen Partei nach dem Sondervertretungsrecht als Stadtratsmitglied ohne Stimmrecht in den Kommunalrat der neuen Großkommune Hadersleben gewählt.

 „Uwe Jessen wurde in den Jahren ohne Stimmrecht ein Profil. Er hat in dieser Zeit politisch gut agiert, und er erlangte bei der darauffolgenden Kommunalwahl so viele Stimmen, dass er auf herkömmliche Art in das Kommunalparlament einziehen konnte“, so Hans Heinrich Hansen.

Haderslebener Bürgermeister votierte für 27 Mandate

Dem Verhandlungsgeschick von Hansen und seinem Team ist auch zu verdanken, dass sämtliche Stadträte des Landesteils mit 31 Politikern besetzt sind.

Tondern, Apenrade und Sonderburg hatten sich bereits für 31 Mandate entschieden. Lediglich Hadersleben, wo Bürgermeister Jens Christian Gjesing für 27 Mandate votierte, weil er, so Hans Heinrich Hansen, sich ausrechnen konnte, dass er bei 31 Sitzen keine Wiederwahl erreichen würde.  „Bei 27 Mandaten wären wir nicht reingekommen. Da hatten wir keine Chance. Lars Løkke hatte mir versprochen, überall 31 Sitze anzuordnen. Und das hat er eingehalten. Hadersleben wurde von oben gezwungen, 31 Mandate zu vergeben“, erinnert sich Hans Heinrich Hansen an seinen damaligen Erfolg.

Ein Geben und Nehmen

Bei der Gebietsreform verschwanden die Ämter, und das Amt Nordschleswig (Sønderjylland) wurde ein Teil der Region Süddänemark (Region Syddanmark). „Gegen diese Regelung hätten wir eigentlich auch einen Rechtsanspruch gehabt. Wir haben aber akzeptiert, wie es gelaufen ist, denn wir wollten die Absprache mit den Kommunen nicht aufs Spiel setzen. Politik ist ein Geben und Nehmen, und wir fanden uns gut behandelt von der Regierung“, sagt Hans Heinrich Hansen.

Gegen diese Regelung hätten wir eigentlich auch einen Rechtsanspruch gehabt. Wir haben aber akzeptiert, wie es gelaufen ist, denn wir wollten die Absprache mit den Kommunen nicht aufs Spiel setzen. Politik ist ein Geben und Nehmen, und wir fanden uns gut behandelt von der Regierung.

Hans Heinrich Hansen, ehemaliger BDN-Hauptvorsitzender

Nordschleswig und „Der Nordschleswiger“ gehen verloren

Der Landesteil Nordschleswig existiert zwar noch immer, aber aus dem öffentlichen Raum sei Nordschleswig verschwunden und durch die Region Süddänemark ersetzt. Hansen fürchtet auch um die Sichtbarkeit des „Nordschleswigers“, wenn die Tageszeitung ein rein digitales Medium wird.

Anfang Februar 2021 erscheint „Der Nordschleswiger" zum letzten Mal als Tageszeitung. Danach wird das Medienunternehmen der deutschen Minderheit in Nordschleswig primär eine digitale Strategie mit der Website nordschleswiger.dk und weiteren Angeboten verfolgen. Das hat der Hauptvorstand des Bundes Deutscher Nordschleswiger beschlossen. Des Weiteren ist beschlossen, eine 14-tägliche Zeitung herauszugeben. Die 14-tägliche Zeitung wird ausschließlich aus Artikeln bestehen, die bereits online auf nordschleswiger.dk erschienen sind. Die Zeitung wird in Einrichtungen und Institutionen der deutschen Minderheit ausgelegt werden. Darüber hinaus wird man die Zeitung auch abonnieren können. 

„,Der Nordschleswiger‘" verschwindet genauso wie das Amt Nordschleswig aus dem öffentlichen Raum. Von meiner Seite aus ist das ein großer politischer Fehler, der gemacht worden ist. Wir kämpfen für zweisprachige Beschilderung, um in der Öffentlichkeit sichtbar und auf Augenhöhe zu sein. „,Der Nordschleswiger‘" aber wird aus dem öffentlichen Raum mit einem Handstrich eliminiert. Das ist völlig widersprüchlich und nicht nachvollziehbar für mich", erklärt Hansen.

Er fügt hinzu, dass man in der Onlineausgabe tausend gute Sachen lesen könne, aber für ihn stehe fest, dass „Der Nordschleswiger“ innerhalb kurzer Zeit aus der Öffentlichkeit verschwinde nach seinem Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen. Es hätte nach Hansens Ansicht eine Riesendiskussion geben müssen in der Minderheit, bevor dieser einschneidende Schritt getan wurde. Vor seiner Zeit habe man durch die Jahre dafür gekämpft, dass die Zeitung nicht nur als Wochenausgabe, sondern als Tageszeitung erscheint.

Zweisprachige Ortsschilder stehen noch aus

Den Wunsch nach einer doppelsprachigen Beschilderung in Nordschleswig brachte Hans Heinrich Hansen 2004 an die Öffentlichkeit. Unterstützt von Generalsekretär Peter Iver Johannsen und Siegfried Matlok, fand der Hauptvorsitzende geringe Unterstützung bei der Mehrheitsbevölkerung.

Ziel war bereits damals eine Sichtbarkeit der deutschen Sprache im öffentlichen Raum, um das Selbstverständnis der deutschsprachigen Minderheit weiterhin zu stärken. Seitdem sind 16 Jahre ins Land gegangen, und trotz wiederholter Versuche und Unterstützung von europäischer Seite scheint sich auch 100 Jahre nach der Gründung der Minderheit und 75 Jahre nach der Gründung des BDN aktuell keine Lösung anzubahnen.

Gedenkstätte statt Ehrenhain: Hansen bereitete den Weg

2004 war auch das Jahr, in dem Hans Heinrich Hansen den Vorschlag machte, den Ehrenhain auf der Bildungsstätte Knivsberg in Gedenkstätte umzubenennen.

Hansen brachte seinen Vorschlag in seiner Rede zum 40-jährigen Bestehen des Ehrenhains vor. Er habe gewiss nicht nur positive Resonanz dafür bekommen. Hansen war es jedoch wichtig, diesen Schritt zu machen, denn seiner Ansicht nach habe Krieg nichts mit Ehre zu tun:

„Die Soldaten sind ganz arme Menschen, die jämmerlich sterben. Deswegen soll man ihrer gedenken aber ihren Tod nicht als Ehre bezeichnen“, so Hansen.

Sein Nachfolger Hinrich Jürgensen hatte den Vorschlag mit seinem Vorstand aufgegriffen, und Jürgensen konnte diesen 2014 umsetzen.

Hans Heinrich Hansen (r.) im Gespräch mit dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sich bei einem Besuch in Vejle mit Vertretern der Minderheit traf (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Das Haus Nordschleswig an zentraler Stelle

Eine andere Sache, die Hansen auch als Erfolg verbucht, ist die Umsetzung des Hauses Nordschleswig in Apenrade. Hansen war Mitinitiator des Verwaltungs- und Veranstaltungszentrums der deutschen Minderheit.

„Das Haus Nordschleswig kommt auch aus meiner Zeit“, erinnert sich Hansen. Für ihn habe es sich darum gedreht, die verschiedenen Institutionen der Minderheit in einem Haus „zusammenzuführen um die Kommunikation in der Minderheit zu stärken."

Es sei aber auch eine Frage der Rationalisierung. Der entscheidende Punkt waren die Finanzen. Die menschliche Art und Weise von Generalsekretär Peter Iver Johannsen habe, so Hansen, dem Projekt auf den Weg geholfen.

„Für Peter Iver bedeutet der Mensch sehr viel. Er ist sehr empathisch, und als Staatssekretär Carstens vom Innenministerium in Berlin bei uns zu Gast war, sorgte Peter Iver dafür, dass Carstens morgens bei einem katholischen Pfarrer zur Messe gehen konnte“, erinnert sich Hansen.

Er habe dann bei einem folgenden Aufenthalt in Berlin an die positiven Kontakte anknüpfen können, und mithilfe von Carstens die Einrichtung eines repräsentativen Gebäudes an zentraler Stelle in Apenrade durchsetzen können. 

Der ehemalige Hauptvorsitzende Hans Heinrich Hansen wurde bei seiner Veabschiedung mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Mit Verdienstkreuz ausgezeichnet

Als Hansen nach 13 Jahren im Amt 2007 zurücktrat, erhielt er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland – eine hohe Auszeichnung, die ihm ob seines unermüdlichen Einsatzes für die Minderheit zuteil wurde. Weitere Informationen https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Heinrich_Hansen.

Hansen zählt außer den genannten Erfolgen unter anderem den Staatsbesuch des Bundespräsidenten Johannes Rau, 2001, die Gründung des Dialogforums Norden und die 50-Jahr-Feier der Bonn-Kopenhagener Erklärungen, die 2005 mit Staatsminister Anders Fogh Rasmussen und Bundeskanzler Gerhard Schröder im Sonderburger Schloss gefeiert wurden, zu wichtigen Höhepunkten seiner Amtszeit.

Andrea Kunsemüller und Hans Heinrich Hansen in ihrem „kleinen Paradies" in Ekensund (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Ehrungen

Hans Heinrich Hansen trägt das Bundesverdienstkreuz erster Klasse, den Dannebrogorden, das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und ist 2016 zum Ehrenprofessor des Landes Schleswig-Holstein ernannt worden. 2016 wurde er Ehrenvorsitzender des FUEN. 2018 bekam er den Großen Verdienstorden des Landes Südtirol. Er ist Vorsitzender des Bürgerkomitees zur Minderheitenschutz-Initiative Minority SafePack (MSPI).

Umzug von der Domstadtkommune in die Sonderburger Ecke

2007 war in vielerlei Hinsicht ein bewegendes Jahr für den damaligen Hauptvorsitzenden. Der gebürtige Haderslebener entschloss sich nach insgesamt 60 Jahren in der Domstadtkommune, in die Sonderburger Kommune zu ziehen.

Mit dem Umzug schloss sich irgendwie der Kreis, denn seine Mutter war gebürtige Sonderburgerin, und er besuchte oft seine Großeltern mütterlicherseits. Sein Vater führte die Löwen-Apotheke, die in Hans Heinrichs Kindheit an der Apothekerstraße lag.

Eigentlich spielte Hansen mit dem Gedanken, Bauer zu werden. Aber dann entschloss er sich für die Tiermedizin und studierte an der Tierärztlichen Hochschule Hannover und an der Königlichen Veterinär- und Landwirtschaftsuniversität in Kopenhagen.

In erster Ehe lebte Hans Heinrich Hansen mit seiner Frau und den Kindern in Heisagger (Hejsager), wo er 42 Jahre eine Tierklinik betrieb. 2005 verlegte Hansen die Tierklinik ins Haderslebener Zentrum, wohnte aber bis Ende 2006 in Heisagger.

Aufforderung aus der Minderheit

Das erste Mal, dass die Minderheit ihn aufforderte, für den Hauptvorsitz zu kandidieren, war 1974. „Das habe ich abgelehnt. Ich wollte mir erst einen Namen als Tierarzt machen“, erinnert sich Hansen.

Im Vorfeld der Wahl 1993 hatte er sich zunächst bereit erklärt, den Vorsitz für den Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) zu übernehmen. Dann lenkten ihn Entscheidungsträger ihn Richtung des Hauptvorsitzes, weil sie meinten mit ihm eine Öffnung zur dänischen Mehrheitsbevölkerung vorantreiben zu können, so Hansen.

 

 

 

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