Vereinsarbeit

100 Jahre Segelverein – und noch keine Alterserscheinungen

100 Jahre Segelverein – und noch keine Alterserscheinungen

100 Jahre Segelverein – und noch keine Alterserscheinungen

Apenrade/Aabenraa
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Stillleben am Seglerhafen Foto: Jan Peters

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Der Apenrader Segelclub feiert am Wochenende das 100-jährige Bestehen. Warum der Verein immer noch Erfolg hat, erzählt der Vorsitzende Jens Christian Clausen.

Entspannt steht Jens Christian Clausen in der Eingangstür des Apenrader Segelclubs „Aabenraa Sejl Club“ (ASC) und schaut auf die Schiffe im Hafen. Am Dienstagmittag ist es bewölkt. „Aber am Wochenende soll es richtig gut werden“, sagt der Klubvorsitzende, der für Ruhe eigentlich gar keine Zeit hat, denn schon am Freitag beginnt die große Jubiläumsfeier des Vereins. Auf 100 Jahre Geschichte kann der Klub dann zurückschauen. Und das soll gefeiert werden. Drei Tage lang gibt es dann ein umfangreiches Programm.

Jens Christian Clausen mit einer Sammlung von Zeitungsausschnitten mit Artikeln über den ASC Foto: Jan Peters

Besser als jetzt habe der ASC noch nie dagestanden, berichtet Clausen. 440 Mitglieder und Platz für 334 Boote und Schiffe hat der Verein derzeit. Nur noch einzelne Plätze sind übrig, weshalb überlegt wird, Voraussetzungen für die Platzvergabe festzulegen.

Mitgliedererfolg durch Corona

Am jüngsten Erfolg ist auch das Coronavirus beteiligt, meint Clausen, „denn ein Teil der 40 neuen Mitglieder ist zum Segelsport gekommen, weil es kaum andere Möglichkeiten gab, sich zu bewegen. Die anderen Vereine mussten während des Lockdowns schließen, und Urlaube gab es ebenfalls nicht zu buchen. So haben sich die Menschen anderweitig umgeschaut – und sind unter anderem zu uns gekommen“, erklärt er.

Damit die Mitglieder sich nicht allein gelassen fühlen, ist eine sogenannte Mentorordnung entwickelt worden, bei der erfahrene Mitglieder den „Neuen“ zur Seite stehen. Das Konzept hat sich als weiterer Vereinserfolg entpuppt.

Start am Südhafen

Vor 100 Jahren begann der Klub mit 72 Mitgliedern und gerade einmal 29 Booten. Am damaligen Südhafen (Sydhavn) hatte der Verein sein Domizil. 1953 ging es in den Nyhavn, und 1975 kam dann der Wechsel zum heutigen Sitz am Kystvej. Der Hafen ist übrigens zuvor erst neu angelegt worden. Die Geschichte des Vereins ist am Festwochenende in alten Bildern, Fotos und Schriften zu sehen. Es gibt sogar ein Buch, in dem einige Mitglieder ihre Erinnerungen teilen. 90 Seiten umfasst das Werk, das von einem Journalisten angefertigt und von Mohrdieck Tryk gedruckt worden ist.

Ein Blick in das kleine, schwarze DIN-A-5-Buch von Jens Christian Clausen verrät: Die Planung für das Jubiläum hat schon vor knapp zwei Jahren begonnen. Zusammen mit dem früheren Vorstandsmitglied Finn Madsen plant er das Jubiläum. Seither haben sich mehr und mehr Notizen in dem kleinen Büchlein angesammelt, dem die tägliche Beanspruchung anzusehen ist.

Das Programm für die drei Tage ist dementsprechend umfangreich (siehe unten).

Klubhaus zukunftssicher machen

Doch der Klub steht auch vor Herausforderungen. „Wir überlegen, wie wir das Klubhaus hochwassersicher machen können“, sagt Clausen. Die Klimaberechnungen für die kommenden Jahre sehen nämlich steigende Meeresspiegel und mehr Sturmfluten voraus. Das Klubhaus ist darauf nicht vorbereitet. „Wir denken über zwei Lösungen nach“, so Clausen. Eine Lösung lautet, das Gebäude durch einen Deich zu sichern, die andere ist der Abriss und ein Neubau. „Wir diskutieren derzeit, wie wir uns absichern wollen“, so der Vorsitzende.

Darüber hinaus sollen auch die Haltestative, auf denen die Boote und Schiffe auf dem Klubgelände die Wintermonate lagern, durch solche ersetzt werden, die sich flacher und damit platzsparender zusammenlegen lassen. Über einige davon verfügt der Verein schon.

Es fehlen junge Mitglieder

Trotz der neuen Mitglieder ist Jens Christian Clausen nicht zufrieden mit der Altersstruktur im Verein, denn es fehlt – wie vielen anderen Vereinen auch – der Nachwuchs. Als einen Grund dafür sieht er die fehlenden Eltern unter den Mitgliedern. „Sie sind es, die die Kinder und Jugendlichen sonst für den Segelsport begeistern“, erklärt er.

Wegen der fehlenden Kinder hat der Verein die Ausbildungsboote, sogenannte Optimisten, verkauft. Die hätten nur Platz weggenommen, sagt Clausen.

Neue Angebote – neue Mitglieder

Doch Clausen schaut über den „Schiffsrand“ hinweg. Er sucht neue Wege, um junge Menschen für den Klub zu begeistern: „Wir bieten inzwischen auch Kajakrudern an und sind in den E-Sport eingestiegen“, berichtet der Apenrader, der nicht weit entfernt vom Seglerhafen am Tøndervej wohnt. Geplant ist auch, sogenanntes Stand-up-Paddle (SUP) anzubieten.

Und so sieht er den ASC auch nicht nur als Anlaufstelle für Segelsportbegeisterte. „Wir haben kürzlich in den Spielplatz investiert, der bei uns auf dem Gelände liegt und fast als halb-öffentlich zu bezeichnen ist. Viele Kinder verbringen dort ihre Zeit. Vielleicht kommen sie so zum Segeln“, hofft Clausen, der meint, dass sich ein Verein „an aktuelle Gegebenheiten anpassen muss“, um erfolgreich bestehen zu können.

ASC-Vorsitzender Clausen berichtet vor dem Klubhaus von seinen Plänen. Foto: Jan Peters

Jens Christian Clausen denkt sogar in noch größeren Dimensionen. So vertritt er den Klub in einer kommunalen Arbeitsgruppe, die sich mit der Entwicklung des Wassersports befasst. Er könne sich sogar ein ganzes Wassersportzentrum am und um den Süderstrand vorstellen, „mit Wasserskianlage, eigenem Steg, Kajak-Polo, Platz für die Winterbader und vielem anderen“, erzählt er. Die Vielfalt am Strand solle ausgebaut werden, findet der Segelfreund.

Erfolg mit Wohnmobilplatz

Ein großer Erfolg für den ASC ist der Wohnmobilplatz, der seit Ende der 1990er Jahre betrieben wird. In der Sommersaison ist er ein beliebtes Ziel für Camper-Touristen aus ganz Europa. Und auch hier sieht Clausen nicht nur den Klub. „Wir haben hier eine Win-win-Situation für den Verein, aber auch für die Geschäfte im Ort, wo sich die Gäste versorgen und für Umsatz sorgen“, erklärt er.

Der Stellplatz für Wohnmobile ist besonders in den Sommermonaten (hier im Juli) fast ausgebucht (Archivfoto). Foto: Karin Riggelsen

Clausen freut sich auf das kommende Wochenende, „bei dem wir hoffentlich viele Menschen begrüßen können“.

Das Jubiläumsprogramm von Aabenraa Sejlclubs:

Freitag, 12. August

  • Ankunft historischer Holzsegelboote unter anderem aus Flensburg
  • 15 Uhr: Empfang und Präsentation des Jubiläumsbuches
  • 16 Uhr: Stände mit Grillwurst, Bier und vielem mehr öffnen
  • 17 Uhr: Begrüßung des Traditionsseglers „Najaden“
  • 18-21 Uhr: Jazz mit „Sir Horstmann Jazzband“

Sonnabend, 13. August

  • 8 Uhr: Kanonensalut, Hissen der Nationalflagge
  • 8-10 Uhr: Verkauf von Frühstück im Restaurant „Skuden“
  • 9.30 Uhr: Treffen der Schiffer der Traditionssegelboote vor der Regatta
  • 11 Uhr: Festreden
  • 11.30 Uhr: Kanonensalut
  • 11.30 Uhr: Stände mit Grillwurst, Bier und vielem mehr öffnen
  • 11.30 Uhr: Verschiedene Aktivitäten für Kinder
  • 12 Uhr: Demonstration Seekajaks, Musik von der „Aabenraa Brass Band“
  • 12.30 Uhr: Politisches Segelduell zwischen Bürgermeister Jan Riber Jakobsen und Vize-Bürgermeister Erik Uldall Hansen
  • 13 Uhr: Regatta der Modellboote
  • 13.45 Uhr: Regatta der Traditionssegelboote
  • 14 Uhr: „Aabenraa Shanty Chor“
  • 15 Uhr: Dudelsack-Konzert mit „Green Forest Pipe Band“
  • 15.30 Uhr: Demonstration einer Rettungsaktion auf dem Meer mit Boot und Helikopter
  • 17 Uhr: Siegerehrung Regatta der Traditionssegelboote
  • 20 Uhr: Konzert mit „Back to Back“

Sonntag, 14. August

  • 8 Uhr: Kanonensalut
  • 10.30 Uhr: Stände mit Grillwurst, Bier und vielem mehr öffnen
  • 11-13 Uhr: Blues-Frühschoppen mit „Bark“
  • 14-15 Uhr: Gospelkonzert mit „Gospel Oaks“

Alle Veranstaltungsangebote sind kostenlos. Alle sind willkommen. Die Veranstaltungen finden auf dem Gelände des ASC am Kystvej direkt neben dem Süderstrand (Sønderstrand) statt.

 

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