Seit gut vier Wochen sind die Fußballspieler von SønderjyskE sich selbst überlassen. Sie wurden nach Hause geschickt und dürfen keine Arbeitsaufgaben wahrnehmen. Die Profis müssen sich alleine im Home-Office fit halten, um bereit zu sein, wenn die Divisionsvereinigung „Los!“ ruft, und die Saison zu Ende gespielt werden soll.

Wie viel Zeit zwischen dem Ruf und dem ersten Pfiff liegen muss, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Der Trainer von Silkeborg IF, Kent Nielsen, erklärte kürzlich gegenüber der Zeitung „Midtjyllands Avis“, dass sein Team nur eine Woche braucht, um wieder spielen zu können, denn der Tabellenletzte trainiere seit Beginn der Corona-Krise in kleinen Gruppen weiter.

Doch wie lange brauchen Spieler, um nach einer vierwöchigen Phase ohne professionelles Training wieder in Aktion treten zu können? Einer, der es wissen muss, ist Magni Mohr, Professor für Tracking, Training und Tests im Profifußball an der Süddänischen Universität.

„Das ist in erster Linie abhängig davon, wie diszipliniert die Spieler in Eigenregie trainiert haben. Doch selbst wenn die Spieler alles richtig gemacht haben, brauchen sie auf jeden Fall drei Wochen professionelles Klubtraining, bevor sie ihr erstes Superliga-Spiel bestreiten können“, sagte Magni Mohr dem „Nordschleswiger“.

Hohe Verletzungsgefahr

Der Lektor am Institut für Sport und Biomechanik erklärt, dass die Bewegungsabläufe und die Belastungen im Ligaspiel nicht nachzustellen sind – weder im Garten noch in Kleingruppen auf dem Trainingsgelände. „Es ist von absoluter Wichtigkeit, dass in den drei Wochen Vorbereitungszeit Testspiele durchgeführt werden. Ideal wären zwei bis drei Spiele, in denen die Spieler progressiv an die 90 Minuten herangeführt werden. Je kürzer die Vorbereitungszeit, desto höher ist das Risiko für Verletzungen. Besonders gefährdet sind die Knie- und Leistenbereiche“, sagte Magni Mohr.

Die Divisionsvereinigung hat mitgeteilt, dass die Saison am 17., 24. oder spätestens am 31. Mai fortgesetzt werden soll. Ende Juli sollte die Spielzeit beendet sein. Später als Ende Mai können die verbleibenden zwölf Spieltage nicht beginnen, meint Magni Mohr. Studien haben gezeigt, dass die Profis über einen längeren Zeitraum nicht mehr als ein Spiel pro Woche machen können.

Keine englischen Wochen

„Erholungsphasen von drei Tagen sind nicht genug für die Spieler. Man sollte mit einem Spiel pro Woche beginnen. Nach ein paar Wochen kann man dann zwei Matches in sieben Tagen absolvieren, aber dann muss man wieder auf ein Spiel pro Woche zurückgehen. Die Spieler werden sonst verheizt“, so der Sportwissenschaftler.

Magni Mohr gibt zudem zu bedenken, dass sich bei einem engeren Programm die Mannschaften mit dem breitesten Kader durchsetzen. „Es wird verletzte Spieler geben, und das Team mit dem breitesten Kader hat einen klaren Vorteil. Das wäre nicht fair, denn auf diese Situation konnte sich kein Team vorbereiten. Niemand hat dieses Szenario eingeplant“, sagte Magni Mohr, der sich momentan bei seiner Familie auf den Färöern aufhält.

Wann es mit der Superliga weitergehen kann, ist noch unklar. Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) hat erklärt, dass der Vereinssport bis mindestens 10. Mai ruhen soll. Die Zeit läuft weiter gegen die Superliga.