Wein von Aarö

Von einem, der auszog, das Winzern zu lernen

Von einem, der auszog, das Winzern zu lernen

Von einem, der auszog, das Winzern zu lernen

Tim Wegner
Aarö/Aarø  
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Jakob Lei
Jakob Lei träumt davon, sich in die Tradition der hochwertigen Produkte aus Nordschleswig mit seinen Weinen einzufügen. Der Aaröaner Winzer bietet Inseltouristen auch Familienspaß auf der Parkgolfanlage. Foto: Lina Dingler

Ein Ausflug auf das Weingut auf Aarö – eines der nördlichsten Weingüter Europas. Dort übernahm der studierte Vertriebsingenieur Jakob Lei (38) das Gut vor nunmehr drei Jahren.

Die kleine Insel Aarö ist nur  über eine Fähre zu erreichen. Es scheint, als stehe die Zeit auf der  Insel mit den 170 Einwohnern still. Der Wind weht leicht, und die Sonne lässt sich trotz Regenwarnung am Himmel blicken. Inselklima. Die Fahrt mit der Fähre dauert weniger als zehn Minuten.  Am Anleger können Touristen sich kleine elektronische  Fahrzeuge zum Erkunden der Insel ausleihen. Jedoch ist es bis zum Weingut der Insel, dem „Årø Vingård“, nicht weit. Nach 800 Metern erreicht man ohne große Orientierungsprobleme das Weingut.

Wein, wo man ihn nicht erwartet

In dem kleinen Laden des Weingutes wartet lächelnd ein sonnengebräunter Mann. Man  sieht ihm die vielen Stunden Arbeit auf den Weinstöcken an. Eigentlich hatte er nie vor, Winzer zu werden, sagt Jakob Lei.  Dem schnöden Büroalltag ist der studierte Vertriebsingenieur  vor drei Jahren  entflohen. Nun steht der 38-Jährige  da, auf Aarö, diesem kleinen Einöd vor der Küste Haderslebens.

Voller Stolz blickt er auf seine Reben, die sich über das Terrain an der Küste ziehen. Mit purer Begeisterung erzählt er von den verschiedenen Sorten, 18 an der Zahl.  Aus diesen 18 Sorten produziert er dann mehr als 20.000 Flaschen. Rot, Weiß, Rosé, Cidre und Calvados. Jakob Lei bietet vieles in seinem kleinen Weingut zum Verkauf an. 

Zur Erntezeit Ende September beschäftigt Jakob Lei  viele Rentner, die einfach Spaß am Pflücken haben. So wie er, denn mit 13 Stunden Arbeit am Tag ist das „Winzerdasein“ nichts für jedermann. Nach sieben Monaten ist der Weißwein dann bereit für die Abfüllung in die Flaschen. Die Aquarellmotive, die die Flaschen zieren, sind noch von Jakob Leis Vorgänger, der 2004 mit dem Weingut begann.   Als Jakob Lei  vor drei Jahren das Weingut übernahm, wusste er sehr wenig über das Winzern. Sein Vorgänger brachte ihm das Handwerk und die Feinheiten bei, die es braucht, um einen guten Wein herzustellen.

Oft belächelt von Sommeliers der ganzen Welt, bietet der Wein von Aarö diverse Geschmacksnoten. Durch die viele Sonne des vergangenen Jahres schmecke der Weißwein des Jahrgangs 2016 herb mit einer Note von Holunder,  erklärt Jakob Lei. Die Flasche Wein fängt bei 85   Kronen  an. Das Teuerste und gleichzeitig der größte Stolz von Jakob Lei ist sein Sekt. Liebevoll nennt er ihn den Champagner von Aarö. Verkauft wird in dem eigenen Laden im Hauptgebäude des Weingutes.  Das kleine Weingut hat sich in den vergangenen Jahren für die Inseltouristen gewappnet.

Aarö 210: Das Weingut ist eine von vielen Touristenattraktionen. Foto: Lina Dingler

Familienspaß  Parkgolf

Einen Spielplatz für Kinder, Weinverkostungen für Gruppen  oder Parkgolf für die ganze Familie. Der Aaröer Winzer bietet jedem etwas. Für Inseltouristen ist  die Mischung aus Golf und Minigolf, das Parkgolf, von besonderem Interesse. Nach einer Weinverkostung fühlt  sich so mancher  Ausflügler   gewiss reif genug, um die neun Bahnen der Parkgolfanlage zu meistern.  

Die Schläger, die man sich am Weingut abholen kann, sehen aus wie das Ergebnis einer Liaison eines herkömmlichen Golfschlägers und eines Miniaturgolfschlägers.   Man lernt  die Kniffe des Parkgolfens gleich von Beginn an. Statt nach der ganzen Kiste voller Bällen zu greifen, nimmt man sich am besten  jeweils einen. Hochmut kommt wohl vor dem Fall. Es empfiehlt sich auch, verschiedene Farben zu wählen. Dies macht das Spiel auf den Bahnen ein wenig einfacher bei der Orientierung. Vielleicht war die Verkostung des Apfellikörs kurz vor dem Golfen nicht die beste Entscheidung. Nichtsdestotrotz geht es los. Die neun Bahnen sind unterschiedlich lang. Es geht von einer anfängergerechten 43-Meter -Bahn bis zu einer ambitionierten 83-Meter-Bahn mit Sandgrube. Anders als beim herkömmlichen Minigolf kommt hier ein Hauch von Golfgefühl auf.  Obwohl man meist mehr als die durchschnittlichen Schläge pro Bahn braucht, bricht die Spielfreude nicht ab. 

Auch beim Parkgolfen ist aller Anfang schwer. Foto: Lina Dingler

Der Traum von der Tradition

Der Blick auf die umliegenden Felder und das Meer lässt einen die Zeit beinah vergessen. Es ist idylisch geworden auf der Insel, die ein wenig verträumt wirkt. Träumen tut auch Jakob Lei, ein wenig. Gerne würde er sich in die Tradition der  hochwertigen Produkte aus  Nordschleswig mit seinen Weinen einfügen. Gerne würde er in Zukunft die Restaurants auf dem Festland beliefern und Teil dieser Tradition werden. Der Nordschleswiger vergrößert sein Weinareal regelmäßig um neue Rebsorten.   
Doch auch auf Aarö, einer Insel, auf der der Stress des Festlandes entschwunden scheint, holen den Winzer die  vielen Richtlinien der EU ein. Ein wenig komplex, scherzt Jakob Lei. Nichtsdestotrotz verliert er nicht den Spaß am „Winzerdasein“. Hier auf Aarö erlebt man einen Winzer, der sich auch die Zeit für die Fragen der Touristen nimmt, um so die Weinkultur im  Land der Biere ein wenig Schritt für Schritt zu etablieren.  

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