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Stolz auf die Flagge?

Stolz auf die Flagge?

Stolz auf die Flagge?

Annika Sutor, Caroline Hansen, Jule Hansen
Apenrade/Aabenraa
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Der Dannebrog ist seit 800 Jahren das Nationalsymbol Dänemarks. Foto: Karin Riggelsen

Während die Dänen morgens ihre Fahnen auf die Mäste ziehen, bleiben die meisten deutschen Fahnenstangen leer und das nicht ohne Grund.

Flaggen hissen ist eine Sache des Stolzes. Jedes Land hat seine eigene Flagge, und man zeigt beim Hissen die Angehörigkeit zu einem Land oder einer Nationalität. Jedes Land hat eine andere emotionale Verbindung zu seiner eigenen Flagge, wie zum Beispiel Deutschland oder Dänemark.

Während die dänische Flagge, der Dannebrog, eine sehr große Bedeutung für die Dänen hat und er als das Symbol der Nationalität gilt, ist den Deutschen immer noch die Unsicherheit, ihre Fahne zu hissen, anzumerken.

Druck der Vergangenheit

Viele Deutsche spüren immer noch den Druck der Vergangenheit, der in der Gesellschaft herrscht. Denn auf  Grund wegen der nationalsozialistischen Vorgeschichte hisste bis zum Jahre 2006 fast niemand die deutsche Flagge. Erst im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft 2006 wurden die Flaggen wieder gehisst. Seither hat sich die Situation nicht groß verändert.

In Dänemark wird aufgrund der strengen Flaggengesetze und der großen nationalen Bedeutung der Flagge nur der Dannebrog gehisst, mit Ausnahme von wenigen nordischen Flaggen. In Deutschland hingegen ist es eher üblich, die Flagge des Bundeslandes zu hissen, aus dem man kommt und nicht die Flagge Deutschlands.

Eigene Erfahrungen

Günther Frank, Rentner aus Flensburg, berichtet aus eigener Erfahrung: „Wir haben meistens die schleswig-holsteinische Flagge gehisst. An offiziellen Feiertagen hissen wir jedoch auch die deutsche Flagge. Außerdem haben wir Flaggen für alle möglichen unterschiedlichen Feierlichkeiten. Eine Flagge für Weihnachten, eine für Geburtstage und eine, wenn unsere Handballmannschaft spielt.“

Auch Sandra Sutor, Rezeptionistin für einen Lebensmittelzusatzstoffhersteller, erzählt von ihrer für sie sehr wichtigen friesischen Flagge: „Bei uns hissen wir die friesische Flagge, einfach weil wir Nordfriesen sind.“

Die Flagge spiegelt für viele die Herkunft und Nationalität wider. Und das nicht nur auf deutscher Seite. „An Geburtstagen und Feiertagen, wie zum Beispiel Weihnachten, schmücken wir immer mit dem Dannebrog. Er ist ein wichtiges Symbol für uns als Dänen“, erzählt Vorruheständler Tonny Mortensen aus Krusau.

Aber sind die dänischen Flaggengesetze nicht etwas zu streng?

Sowohl einige Deutsche als auch einige Dänen selber finden die Flaggengesetze teilweise zu streng. „Ich wusste nichts von den Flaggengesetzen, aber ich finde es nicht tolerant. Es ist eine Art Ausgrenzung”, sagt Sutor.

Da es bis auf einzelne Ausnahmen ein Verbot gibt, eine Flagge einer anderen Nationalität zu hissen, wirkt es, nicht nur für Deutsche, wie eine Art Benachteiligung. „Jeder hat das Recht, die Flagge seiner Nationalität zu hissen. Warum sollten nicht auch die Deutschen ihre Flagge hissen dürfen?“, fragt Kirsten Hansen, Krusau, die Managerin des internationalen Teams bei der Jyske Bank ist.

Die Gesetze sind altmodisch, und man sollte sie vielleicht der heutigen Zeit anpassen.

Kirsten Hansen

„Ich denke, dass die Deutschen aufgrund ihrer Vergangenheit und den immer noch ab und zu auftretenden Vorwürfen nicht denselben Stolz auf ihre Flagge haben wie wir Dänen. Da haben sie natürlich überhaupt keinen Grund und Anlass zu, da es, wie bereits gesagt, die Vergangenheit ist und viele Jahre zurückliegt. Man sollte die Vergangenheit auch Vergangenheit sein lassen”, meint Hansen.

Auch Günther Frank kann die Flaggengesetze nicht ganz nachvollziehen und erzählt, dass es auch in Deutschland früher einige Flaggengesetze gab. Die Flagge musste abends eingeholt werden. Dieses Gesetz gibt es in Dänemark heute noch. Die Flagge muss vor dem Sonnenuntergang eingeholt werden. „Die Gesetze sind altmodisch, und man sollte sie vielleicht der heutigen Zeit anpassen”, meint Hansen.

Kurzkommentar

Die Flaggengesetze sind zwar Teil einer langjährigen Kultur, sind aber in der heutigen Zeit mit wachsender Migration schwierig zu vertreten. Nicht nur Einwanderer von weit her fühlen sich benachteiligt und können ihre Herkunft nicht durch ihre Flagge zeigen, sondern auch viele Nordschleswiger gelangen bei dieser Frage in Konflikt mit ihrer Herkunft und Identität.

 

 

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