Grenzüberschreitendes

Paket in Deutschland aufgeben? Für Menschen aus Nordschleswig nicht möglich

Paket in Deutschland aufgeben? Für Menschen aus Nordschleswig nicht möglich

Pakete aufgeben nur mit deutscher Absendeadresse möglich

Apenrade/Flensburg
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Wer sein Paket online frankiert, der merkt schnell: Die dänische Anschrift lässt sich als Absendeadresse zwar eintippen, aber das Land kann nicht von Deutschland auf Dänemark geändert werden. Die Option ist ausgegraut. Foto: Gerrit Hencke

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„Nordschleswiger“-Leserin Inge Maurer aus Baurup konnte kürzlich ihre Pakete nicht wie gewohnt in Flensburg versenden. Der Grund: Ohne deutsche Absendeadresse darf es nicht angenommen werden. Das ist eigentlich nichts neues – offenbar haben über Jahre Postbeamtinnen und -beamte ein Auge zugedrückt, wenn Menschen aus Nordschleswig in Deutschland ihre Briefe und Pakete aufgegeben haben.

Wer einen Brief oder ein Paket in Deutschland versenden möchte, aber keine postalische Adresse in der Bundesrepublik hat, guckt in die Röhre. Denn der Versand ist nur mit einer deutschen Anschrift möglich. So erlebte es kürzlich Inge Maurer Philipp, die seit 25 Jahren in Baurup (Bovrup) wohnt. Bei Besuchen im grenznahen Flensburg (Flensborg) hatte sie „seit einer Ewigkeit“ immer gleich auch Post oder Pakete an ihre deutsche Verwandtschaft und eine Freundin in Österreich verschickt. Doch in der Filiale hieß es zuletzt: „Tut uns leid, nur mit deutscher Adresse“. 

Zu viele Rücksendungen?

Dass der Versand auf einmal nicht mehr gehen soll, erschließe sich ihr nicht, sagt Maurer. Der Postbeamte habe gesagt, er dürfe keine Post aus Dänemark mehr annehmen, weil es zu viele Rücksendungen gebe. „Ich habe noch nie eine Rücksendung bekommen. Was aber passiert, ist, dass Pakete und Briefe aus Deutschland nicht bei mir ankommen und zurückgesendet werden“, sagt Maurer dem „Nordschleswiger“ am Telefon.

Der Grund für den Versand auf deutscher Seite liegt für Maurer und viele weitere Kundinnen und Kunden aus Nordschleswig auf der Hand: „Weil es schneller geht und deutlich günstiger ist.“ Kostet ein 5-Kilo-Paket mit Sendungsverfolgung mit „PostNord“ 292 Kronen, so müssen für ein DHL-Paket, das in Flensburg aufgegeben wird, nur umgerechnet 52 Kronen gezahlt werden. „Der Brief innerhalb Deutschlands kostet mich 6,33 Kronen, der Brief zu meiner Freundin nach Österreich 8,19 Kronen. Das ist viel günstiger als über die dänische Post“, sagt die gebürtige Bonnerin.

Adress-Regelung gilt seit 2009 

Sie versuchte deshalb ihr Glück bei einer anderen Filiale, bekam aber die gleiche Antwort. Tatsächlich darf man seit 2009 in Deutschland nur Pakete verschicken, wenn darauf als Absender eine deutsche Adresse steht. So steht es auch in den DHL-Versandbedingungen: „Die Absenderangabe muss einen Ort in Deutschland bezeichnen, um im Falle der Unzustellbarkeit oder sonstiger Unregelmäßigkeiten eine Rückbeförderung und Nachfragen an den Absender zu ermöglichen.“ 

Geübte Nutzerinnen und Nutzer der Post- und DHL-App könnten schon beim Erstellen eines Paketlabels auf dem Smartphone skeptisch werden, denn bei der Eingabe kann zwar eine dänische Adresse als Absender angegeben werden, jedoch das Land nicht von Deutschland zu Dänemark verändert werden. 

Warum momentan vermehrt Kundinnen und Kunden aus Dänemark abgelehnt werden, darauf wusste die Konzernpressestelle der Deutsche Post DHL Group in Bonn keine Antwort. Dort wurde der Vorgang nach Hamburg weitergegeben. Aus der regionalen Pressestelle heißt es: Es gibt keine neuen Regelungen, eine deutsche Absendeadresse war schon immer gefordert.  

Warum viele Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger dennoch jahrelang Pakete abgeben konnten? „Da hat sicher jemand ein Auge zugedrückt, aber das hätte so natürlich nicht sein dürfen“, so ein Sprecher auf Nachfrage.

Lieferadress-Services

In der Schweiz, Österreich oder Frankreich gibt es seit langem Lieferadress-Services. Sie heißen etwa „Grenzpaket“ oder „Lieferadresse-Deutschland“. Gegen eine Gebühr kann ein Paketfach gemietet werden, an das Pakete gesendet werden können. Diese können dann von der Empfängerin oder dem Empfänger grenznah abgeholt werden. Die Adressen der Dienstleister können auch beim Frankieren angegeben werden. So können Pakete versendet und auch empfangen werden, obwohl der Absender oder die Absenderin zum Beispiel nur eine Schweizer Adresse hat. In Schleswig-Holstein sind solche Anbieter rar. „Oles Pakkebil“ bietet einen solchen Service an. Mit einer deutschen Lieferadresse ist die Bestellung nach und Abholung in Harrislee direkt hinter der Grenze möglich.

Eine weitere Alternative wäre die Registrierung an einer Packstation. Dort lassen sich Pakete empfangen und versenden. Eine Registrierung ist auch ohne deutsche Adresse möglich. Gleiches gilt für die Einrichtung eines Postfachs. Hier ist die Mitbenutzung sogar vorgesehen.

Inge Maurer hat sich selbst geholfen, was den Paketversand angeht. „Ich habe eine Freundin angerufen und darf ihre Adresse als Absender angeben.“ Weihnachts- oder Glückwunschkarten verschicke sie ohne Absender. Gehen die Karten verloren, dann sei das eben so. 

 

Der Artikel wurde am 3. Juli um die Hinweise auf Packstationen, Postfächer und den Lieferadress-Service ergänzt.

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