Dänemark

Denkfabrik Concito: Klimapläne der Kommunen übertreffen nationales Ziel

Denkfabrik Concito: Klimapläne der Kommunen übertreffen nationales Ziel

Klimapläne der Kommunen übertreffen nationales Ziel

ghe/Ritzau
Apenrade/Sonderburg
Zuletzt aktualisiert um:
Ein Windrad zwischen Getreidefeldern
Der Bericht empfiehlt eine umfassende Strategie, die die zukünftigen Herausforderungen zwischen Städten, Landwirtschaft, Industrie, Natur und Biodiversität berücksichtigt Foto: Concito

Diesen Artikel vorlesen lassen.

39 Kommunen können ihre Emissionen bis 2030 um 77 Prozent senken, wie ein Bericht zeigt. Aber sie brauchen nationale Hilfe. Auch in Nordschleswig bewegt sich einiges.

Die Klimaaktionspläne von 39 Kommunen werden die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 77 Prozent reduzieren. Das geht aus einem Bericht der grünen Denkfabrik Concito hervor. Er wurde für das Klima-Bündnis erstellt, einer Partnerschaft zwischen dem dänischen Kommunalverband (KL), den fünf Regionen und der gemeinnützigen Organisation Realdania.

Der Bericht zeigt, dass die Kommunen mehr als das nationale Ziel einer 70-prozentigen Reduzierung erreichen können. Er wurde am Freitag auf einem von der KL organisierten Klima- und Umweltgipfel in Sonderburg (Sønderborg) vorgestellt.

Die Sonderburger Kommune etwa will 2029 CO₂-neutral sein, und dafür arbeitet die lokale Interessenorganisation ProjectZero, die sich mithilfe von nachhaltigen Klima-Errungenschaften für eine bessere Zukunft auf dem gesamten Globus einsetzt.

Klimaaktionspläne für alle Kommunen

Die 39 Kommunen repräsentieren etwa 40 Prozent der dänischen Bevölkerung und bedecken mehr als 40 Prozent der dänischen Landfläche. Sie wurden ausgewählt, weil sie kürzlich eigene Klimaaktionspläne erstellt haben.

Alle 98 Kommunen sind Teil einer Partnerschaft mit den dänischen Regionen, dem Klima-Bündnis. Sie werden im Rahmen dessen alle Klimaaktionspläne erstellen, wobei unter anderem Concito Wissen und Erfahrung beisteuert.

Birgit Stenbak Hansen (Sozialdemokratie), Vorsitzende des Klima- und Umweltausschusses der KL und Bürgermeisterin der Kommune Frederikshavn, ist begeistert von der 77-prozentigen Reduzierung bis 2030. „Das ist eine große Sache, nicht nur aus kommunaler Sicht, sondern auch aus nationaler Sicht“, sagt Stenbak Hansen.

„Es besteht Handlungsbedarf. Und es gibt einige Stellen, an denen wir selbst anfangen können. Wir sind sehr gut in der Umstellung der Energieversorgung. Es geht um den Ausbau des Fernwärmenetzes, und es geht darum, dass wir uns in den Kampf um die Energiewende stürzen – dass wir weg von Öl und Gas müssen.“

Herausforderung Verkehrswende und Umstellung der Landwirtschaft

Sie führt weiter aus, dass die Kommunen auch zu Windrädern und Solarzellen beitragen.

Aber es gibt auch Hindernisse, die die Hilfe des dänischen Parlaments erfordern, bevor die Gemeinden ihre Ziele erreichen können. „Es gibt einige Bereiche, die sich ein wenig schwertun. Das sind die Verkehrswende und die Umstellung der Landwirtschaft. Hier sind wir in gewisser Weise von nationalen Gesetzen abhängig, die uns den Weg ebnen können, um dort voranzukommen“, sagt Birgit Stenbak Hansen.

Flächennutzung und Naturschutz

Lauto Concito-Bericht muss die künftige Landnutzung viele Dinge gleichzeitig leisten können, und die Bedürfnisse übersteigen den verfügbaren Raum. Der Boden ist begrenzt, und die Landschaften werden bereits genutzt.

Die derzeitige Flächennutzung ist für ein Drittel der dänischen Treibhausgasemissionen verantwortlich, und mit 59 Prozent der Landfläche, die der landwirtschaftlichen Produktion gewidmet ist, gehört Dänemark zu den vier EU-Ländern, in denen die landwirtschaftliche Produktion den größten Raum einnimmt. Dadurch bleibt wenig Raum für Natur und Erholung. Dänemark ist laut Bericht das Schlusslicht in der EU, wenn es um den Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt geht. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht, und nur 2,3 Prozent der dänischen Landfläche stehen der Natur zur Verfügung, um sich zu erholen. Den vollständigen Bericht kann man hier nachlesen.

Vorzeigeprojekte in Nordschleswigs Kommunen

Auch die Kommune Apenrade soll mehr Biodiversität bekommen. Am westlichen Rand der Stadt Apenrade soll ein Feuchtgebiet mit natürlicher Vegetation, einem mäandernden Bach und zwei neuen Seen entstehen. Neben dem Schutz der Artenvielfalt wird das Areal noch einen weiteren Zweck erfüllen.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Kommune mit großem Vorsprung dänische Meisterin im Errichten von Wind- und Solarenergieanlagen an Land im Jahr 2022 wurde. Um allerdings das Regierungsziel von viermal mehr nachhaltig erzeugter Energie bis 2030 einzuhalten, reichen vereinzelte Großprojekte wie das in Behrendorf (Bjernsrup) nicht aus.

Die Kommune Hadersleben gab kürzlich bekannt, ihre Elektroladesäulen aufzustocken – 190 Stück an der Zahl sollen es bis Ende 2023 werden. Damit will die Kommune die Verkehrswende vorantreiben. Und das ist erst der Anfang. Die Kommune plant mehr, und setzt auf Gespräche mit kommerziellen Anbietern, der Kirche sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern und Tesla. Und auch beim Thema Energie schreitet die Kommune Hadersleben mit Plänen zum Ausbau der Fernwärme voran.

Und auch in der Kommune Tondern gibt es rund 30 Projekte zur Gewinnung nachhaltiger Energie, die im April dem Ausschuss für Klima, Wachstum und Entwicklung des Kommunalparlaments erneut vorgelegt werden, wenn die Vorhaben durch die Verwaltung geprüft worden sind. Dabei geht es unter anderem um die Erfüllung der politisch bereits festgesetzten Richtlinien. An sechs Standorten soll Windenergie gewonnen werden. Sonnenenergie wird in 17 Fällen gewünscht, während eine Kombination siebenmal beantragt worden ist.

Mehr lesen

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Positiv denken: In Nordschleswig liegt der Schlüssel zur Zukunft“