Kommunalpolitik

Energie: Hadersleben auf dem Weg zur Wende

Energie: Hadersleben auf dem Weg zur Wende

Energie: Hadersleben auf dem Weg zur Wende

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Obwohl der Standort am Knokbjerg unweit von Hoptrup liegt, wäre ein Anschluss ans Fernwärmenetz kostspielig. Eine Entscheidung darüber steht noch aus. Foto: Ute Levisen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

„Man kann sagen, die Haderslebener Politik ist in der neuen politischen Wirklichkeit angekommen“, sagt Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei. Der Vorsitzende des Klimaausschusses gibt einen Ausblick auf das, was auf die Bevölkerung der Kommune in der nächsten Zeit zukommt – und das ist nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht ein Brocken

Was vor wenigen Monaten war, ist längst nicht mehr. Der Ausschuss für Klima und Technik sieht sich mit Blick auf die Energiewende und angesichts der allgemeinen Krisenlage zu schnellem Handeln genötigt: „Es wird Zeit, dass wir in die Startlöcher kommen“, sagt der Vorsitzende des Klimaausschusses, Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei (SP). Die Kommune ist auf dem besten Weg. Zu den Startlöchern, wohlgemerkt. Noch steht sie inmitten der Dialogphase mit potenziellen Projektentwicklungsunternehmen, mit deren Hilfe die Kommune die Umstellung zu alternativen Formen der Energiegewinnung forcieren möchte.

Für diese Orte gibt es Anträge für Solarparks. Foto: Kommune Hadersleben

Abschreckender Kostenfaktor

Gerade erst hat der Ausschuss die Haderslebener Fernwärmegesellschaft besucht. Vor einigen Monaten noch haben Verbraucherinnen und Verbraucher den Versorger mit Anfragen bestürmt, ob und wann die Fernwärme auch zu ihnen ins Haus kommt: „Bis von den Kosten die Rede ist“, sagt Carsten Leth Schmidt. Er macht keinen Hehl daraus: Je mehr Haushalte sich ans Fernwärmenetz anschließen lassen, umso kostengünstiger werde das Ganze.

Carsten Leth Schmidt (rechts), hier zu sehen mit Hans Fedder Kley von den JungenSpitzen, und sein Ausschuss müssen die Energiewende auf den Weg bringen. Foto: Ute Levisen

Kann Dänemark mehr?

Eins steht fest: Billig wird es nicht – und auch teurer, als noch vor wenigen Monaten an die Öffentlichkeit kommuniziert. Denn die Energieversorger sehen sich unter anderem mit Lieferengpässen bei den Rohren konfrontiert. Es zeigt sich somit, dass die von der dänischen Regierung landesweit herausgegebene Maxime „Dänemark kann mehr II“ sich vor Ort nicht so ohne Weiteres umsetzen lässt.

Ungleich komplizierter als im Stadtbereich von Hadersleben gestaltet sich die Versorgung mit alternativen Energiequellen auf dem Land. In Aarösund (Aarøsund) gibt es beispielsweise Pläne für einen Anschluss von interessierten Haushalten – bislang etwa 40 an der Zahl – an das Thermonetz, das künftig mit Erdwärme für die Beheizung sorgt.

„Die Projektphase hat dort begonnen. Bislang ist dies die einzige Alternative für das Land“, sagt Leth Schmidt.

Das Dorf Heisagger könnte von der Überschusswärme der Biogasanlage Sode profitieren. Foto: Ute Levisen

Schwierige Lage auf dem Land

In Hoptrup sieht die Lage anders aus: Obwohl das Dorf unweit vom Fernwärmestandort am Knokbjerg liegt, würde ein Anschluss ans Netz kostspielig werden, zumal Rohre in den vergangenen Monaten wesentlich teurer geworden sind. Kostenpunkt: im Durchschnitt mindestens 200.000 Kronen je Haushalt. Noch aber ist nichts beschlossen.

Die Woyenser Fernwärme versorgt nur den Stadtbereich von Woyens (Vojens). Bürgerinnen und Bürger in den umliegenden kleineren Ortschaften müssen sich nach Alternativen umschauen, wollen sie ihre Gas- bzw. Ölheizung austauschen.

Der Standort der Fernwärme am Knokbjerg bei Marstrup. Foto: Ute Levisen

Eine Alternative wäre unter anderem für Heisagger (Hejsager) ein lokal verankertes Fernwärmewerk, das die Überschussproduktion der Biogasanlage Sode abnehmen könnte: „Momentan heizt der Betreiber nämlich für die Vögel – im wahrsten Sinne des Wortes“, so Leth.

Zurzeit sichtet sein Klimaausschuss die Anträge von Firmen, die für Pilotprojekte mit verschiedenen Ansätzen infrage kommen. Es geht unter anderem um einen Solarpark zwischen Skrydstrup und Beftoft (Bevtoft).

Vorgaben für Pilotprojekte

Der Klimaausschuss hat für die Pilotprojekte einen Rahmen abgesteckt und führt gegenwärtig Vorgespräche mit potenziellen Entwicklern, die diese unter den drei folgenden Maßgaben umsetzen könnten:

  •  Ein kleines unternehmenseigenes Projekt, bei dem die Installation von Solarzellen in erster Linie der eigenen Stromversorgung dient
  •  Ein größeres Projekt mit mehr als 75 Hektar innerhalb der Verteidigungsausgleichszone (rote Zone) in Skrydstrup
  •  Ein mittelgroßes Projekt mit einer voraussichtlichen Größe von weniger als 75 Hektar, das auf einer lokalen Initiative fußt.
  •  Eine Solaranlage für eine der Fernwärmegesellschaften

Alle Mann an Deck!

Diese Vorhaben sollen binnen der kommenden zwölf Monate umgesetzt werden – und es kann mit den Worten des Ausschussvorsitzenden mit Blick auf die sich zuspitzende Lage auf dem Energiemarkt nicht schnell genug gehen: „Jetzt heißt es bei uns wirklich: Alle Mann an Deck!“

Was können Dänemark und das Thermonetz?

Ein Thermonetz ist ein Versorgungsnetz, das thermische Energie aus verschiedenen Energiequellen über mehrere Matrikeln hinweg mit einer Temperatur nahe der Erdtemperatur transportiert. In Kombination mit Erdwärmepumpen kann ein Thermonetz für Heizung und Warmwasserbereitung genutzt werden.

„Dänemark kann mehr II“: Eine breite politische Mehrheit im dänischen Parlament hat beschlossen, dass Dänemark bis 2030 seine Solar- und Windenergieproduktion an Land vervierfachen und das Potenzial für eine Verfünffachung der Offshore-Windenergie ausschöpfen wird. Bis 2030 soll das gesamte Gas in Dänemark umweltfreundlich produziert sein. Ab 2035 sollen keine Häuser mehr mit Gas beheizt werden.

Mehr lesen