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Klages-Rausschmiss: NRV will sich zu Vorwürfen nicht äußern

Klages-Rausschmiss: NRV will sich zu Vorwürfen nicht äußern

Klages-Rausschmiss: NRV will sich zu Vorwürfen nicht äußern

Sonderburg/Sønderborg
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Rudern
Beim Nordschleswigschen Ruderverband (NRV) sorgt die Trennung vom einzigen Rudertrainer für Unruhe (Symbolbild). Foto: Josef Stepanek/Unsplash

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Seit der Entscheidung des Vorstandes, dass Rudertrainer Marc-Oliver Klages und der NRV im kommenden Jahr getrennte Wege gehen werden, äußern mehrere Mitglieder der Rudervereine deutliche Kritik. Sie erheben in Leserbriefen Vorwürfe und äußern Unverständnis über die Kündigung. Der 1. Vorsitzende Jan Georg Hoff will darauf nicht eingehen.

Seit dem Bekanntwerden der Entlassung von Marc-Oliver Klages als Rudertrainer beim Nordschleswigschen Ruderverband (NRV) erreichten den „Nordschleswiger“ zahlreiche Leserbriefe, in denen neben Unverständnis für die Entscheidung auch Vorwürfe gegen den Vorstand laut wurden. 

„Der Nordschleswiger“ hat beim NRV nachgefragt, wie er mit der Kritik umgehen will. Der Vorsitzende Jan Georg Hoff sagte dazu am Telefon: „Es ist nach wie vor eine Vorstandsentscheidung, und in Personalangelegenheiten stehen wir zur Verschwiegenheit.“ An rechtlichen Konsequenzen sei man nicht interessiert, daher äußere man sich nicht weiter dazu. 

Am Ende habe es auch im Vorstand verschiedene Sichtweisen gegeben, aber eben eine Mehrheitsentscheidung für die Entlassung des Rudertrainers. „Es gab Meinungen dazu in meinem eigenen Verein und natürlich auch in anderen Vereinen. Und das ist gut so“, sagt Hoff.

 

Warum stellt sich denn niemand zur Wahl, wenn wir Generalversammlung haben?

Jan Georg Hoff

Die in den Leserbriefen geäußerte Kritik hingegen ist vielschichtig. So wird dem Vorstand etwa vorgeworfen, die Jugend sei bei der Entscheidung vergessen worden. Auch wird kritisiert, dass die Entscheidung offenbar am grünen Tisch und ohne Kontakt zur Basis getroffen wurde.

In einem weiteren Leserbrief von Finn Hoppmann ist von einem „Zerfleischungsprozess“, strukturellen Problemen und Redeverboten zu lesen. An dessen Ende stellt der Ruderer von Germania Sonderburg die Frage: „Ist der Vorstand nach dieser angeblich so demokratischen Entscheidung wirklich noch der richtige Vorstand für die Zukunft?“

Mehrfach wird geäußert, dass der Rudertrainer, der von den meisten MOK genannt wird, zum Sündenbock für fehlende Ideen und Zukunftskonzepte gemacht wurde. 

 

Es gibt nicht nur einen Rudertrainer auf der Welt.

Jan Georg Hoff

Vorstand äußert sich nicht zu Vorwürfen

„Es ist gut, dass es verschiedene Meinungen zu der Entscheidung gibt. Es gibt aber immer zwei Seiten der Medaille, und es ist keine leichte Entscheidung gewesen“, sagt Hoff. Zu einzelnen Vorwürfen möchte sich der Vorstandsvorsitzende aber nicht äußern. „Die Mitglieder können sich äußern, wie sie möchten, solange es sachlich bleibt.“

Jan Georg Hoff ist seit dem Frühjahr vergangenen Jahres Vorsitzender des Nordschleswigschen Ruderverbandes. Foto: Sara Eskildsen

Finn Hoppmann ist es auch, der sich auf Nachfrage des „Nordschleswigers“ ausführlicher zu dem Thema äußern möchte. Der 56-Jährige, der als Jugendlicher mit kleineren Unterbrechungen seit 1982 bei Germania Sonderburg rudert, sagt, niemand könne Marc-Oliver Klages etwas vorwerfen. Hoppmann sieht das Problem hingegen beim Vorstand, der „keine Vision hat und keine Bereitschaft, auf Vorschläge einzugehen und Konzepte auszuprobieren“.

Das ist eine Spaltung, die niemand wirklich gebrauchen kann.

Finn Hoppmann

Zwei Lager beim NRV

Leider gebe es jetzt zwei Lager mit jeweils subjektivem Empfinden in der Sache, so der 56-Jährige. Die, die den MOK-Rauswurf verteidigen, und die, die dagegen sind. „Das ist eine Spaltung, die niemand wirklich gebrauchen kann“, sagt Hoppmann.

Nach „Nordschleswiger“-Informationen sollen sogar Redeverbote ausgesprochen worden sein. Von übler Nachrede gegenüber Klages ist zudem zu hören.

Traumhafte Verhältnisse

Man habe doch letztlich traumhafte Verhältnisse gehabt. „Wir haben bisher einen professionellen Trainer im Verband, der staatlich bezahlt wird.“ Eine Nachfolge müsse man erst mal finden. „Ich hätte mir mehr Basisdemokratie gewünscht, obwohl die laut Satzung nicht vorgesehen ist.“

Was Marc-Oliver Klages genau vorgeworfen wird? „Es wird gesagt, er könne nicht mit Kindern umgehen, und Kinder würden ihn nicht mögen. Dabei hat er sich keiner Sache versperrt und zuletzt sogar ein Freizeitlager angeboten“, so der 56-Jährige. Allerdings sei Klages auch nicht als Pädagoge, sondern als Ruderlehrer eingestellt worden.

Gerade Kinder und Jugendliche könnten zunächst vom Verein eine Grundausbildung bekommen. Wer sich dann etwa besonders für Rudertechnik interessiere, geht weiter zu MOK, so sein Vorschlag. Natürlich habe Klages ein Konzept nach dem Motto „Fördern durch Fordern“ gehabt. Dennoch seien die Gründe für die Kündigung nicht unbedingt nachvollziehbar, so Hoppmann.

Trainerwechsel löst keine Strukturprobleme

„Wir haben ein Strukturproblem, das sich nicht durch einen Trainerwechsel lösen wird“, ist der Ruderer überzeugt. Denn bisher habe es auch kein Vorgänger geschafft, mehr Kinder und Jugendliche für den Rudersport zu begeistern. Schon in den 1980er-Jahren habe es Nachwuchssorgen gegeben.

„Wir sind schlecht darin, uns nach außen hin darzustellen. Am Vereinshaus in Sonderburg gibt es keinen QR-Code, keinen Aushang über das Angebot. Es gibt keine Aktivitäten, wie etwa gemeinsames Grillen. Wir sprechen keine Studierenden an, obwohl wir in Sonderburg die Uni haben. Wir könnten sogar Paralympics-Rudern für Menschen mit Einschränkungen anbieten.“ 

Er habe das Gefühl, der Vorstand würde sich da zurücklehnen und an die guten alten Zeiten denken, so das langjährige Mitglied. Dabei müsse man doch eigentlich für eine so nachhaltige Sportart, die man in der Natur ausüben kann, werben. „Der NRV muss sich Neuem gegenüber öffnen und sich nicht der Jugend verschließen.“ Dazu gehörten etwa auch Social-Media-Auftritte. 

Leute müssen sich beteiligen

Verbandsvorsitzender Hoff, der selbst im Deutschen Ruderverein Norderharde aktiv ist, hat auch eine Meinung zu den Kritikerinnen und Kritikern. Sie deckt sich mit dem Leserbrief von Heidi Andersen Eisenkrämer, die selbst seit 30 Jahren Mitglied im NRV ist. Sie fragt: „Wie viele Kandidaten gab es bei den letzten Wahlen? In den Vereinen? Im NRV-Vorstand? Wo waren denn alle die, die jetzt so laut rufen?“

Auch Hoff sagt: „Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr im Ruderverein aktiv und im NRV schon lange dabei. Man kann leicht Kritik äußern und Forderungen stellen, Dinge anders zu machen, aber dann müssen sich die Leute auch einbringen. Warum stellt sich denn niemand zur Wahl, wenn wir Generalversammlung haben?“

Es gibt auch andere Rudertrainer

Einige der Leserbrief-Schreiberinnen und -Schreiber trauern MOK bereits hinterher. Sie schreiben, wie viel sie von ihm gelernt hätten, dass er sich etwa an das Ruderleitbild des Deutschen Ruderverbandes (DRV) gehalten habe und ausgebildeter Trainer mit dem nötigen Fachwissen sei. Claudia Horst rudert in Gravenstein (Gråsten) und Sonderburg (Sønderborg). Sie stellt die Frage: „Was hätte er besser oder anders machen können?“

Findet sich kein Nachfolger oder keine Nachfolgerin, dann müsse das Training selbst organisiert werden, sagt Hoppmann. „Wir haben aber weder fachlich noch strukturell die Möglichkeiten dazu.“ Außerdem werde es ein Nachfolger, der dann ja auch noch Deutsch sprechen müsste, nicht leichter haben. „Und wer zieht aus Deutschland hierher, wenn er nicht weiß, ob er einen sicheren Job bekommt?“

Marc-Oliver Klages ist bei vielen Ruderinnen und Ruderern beliebt. Foto: Sara Eskildsen

Ohne Klages werde wohl in Zukunft erst mal kein NRV-Rudernder mehr national oder international auf dem Podium stehen, heißt es etwa in dem Brief von Sina Brandt. Sie ist in Hadersleben (Haderslev) im Ruderverein aktiv und traurig über die Entscheidung des Vorstandes.

„Es gibt nicht nur einen Rudertrainer auf der Welt“, entgegnet Hoff. Auch andere Trainer könnten motivieren, Tipps und Tricks beibringen. MOK sei ohnehin erst der vierte Trainer im Ruderverband.

Ob es schon Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge gibt? „Nein, es ist noch kein neuer Trainer in Aussicht“, so der 1. Vorsitzende. Man habe Klages gebeten, bis Ende März zu bleiben.  

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