Jugend

„Mentale Gesundheit“ am DGN

„Mentale Gesundheit“ am DGN

„Mentale Gesundheit“ am DGN

Paulina von Ahn
Paulina von Ahn
Apenrade/Tingleff
Zuletzt aktualisiert um:
Jugendforscher Dr. Michael Tressat spricht mit den Schülerinnen und Schülern über aktuelle Herausforderungen für ihre Generation. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Entspannt oder angespannt – wie blickt die Jugend auf ihre eigene Generation? Ein Forschungstag am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig sollte die Schülerinnen und Schüler über mentale Gesundheit aufklären.

Vergangenen Donnerstag fand am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) ein sogenannter Forschungstag zum Thema „mentale Gesundheit“ statt. Die Veranstaltung bestand aus einem interaktiven Vortrag des Jugendforschers Dr. Michael Tressat aus Flensburg (Flensborg) und dem Live-Stream eines dänischen Autors und Motivationsredners. 

Das Ziel des jährlich landesweit stattfindenden Forschungstages besteht darin, Austausch zwischen Forschenden und der Bevölkerung zu schaffen, um aufzuzeigen, welche Rolle Forschung für die Bewältigung von Herausforderungen in unserer Gesellschaft spielt.

Die Kommune Apenrade (Aabenraa) organisierte die Veranstaltung, die parallel an mehreren Schulen Nordschleswigs stattfand, und an der die jeweilige 1-g-Klasse teilnahm.  

Verständnis schaffen

„Besonderes Augenmerk legen wir darauf, die Jugendlichen zu stärken und sie in ihrer Lebensfähigkeit zu unterstützen“, sagt Theresa Jepsen Meyer, Entwicklungsberaterin bei der Kommune und Organisatorin des Forschungstages am DGN. Der Workshop solle ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen der mentalen Gesundheit bei Jugendlichen schaffen.

An diesem Vormittag ist Dr. Michael Tressat dafür zuständig. Er ist Jugendforscher an der Europa-Universität Flensburg und befasst sich unter anderem mit Familien- und Geschwisterdynamiken sowie Jugendhilfe. Er spricht mit den Schülerinnen und Schülern über die mentalen Eigenschaften ihrer Generation und darüber, wie Menschen mit Stress umgehen. Damit die Jugendlichen frei reden können, ohne das Gefühl zu haben, von einer Autoritätsperson beobachtet zu werden, spricht Tressat ohne die Anwesenheit von Lehrerinnen und Lehrern mit ihnen.

Zunehmende Instabilität

Der Forscher ist der Meinung, dass die Welt zunehmend instabil wird und damit eine hohe Ungewissheit bezüglich der Zukunft einhergeht. Für die Jugendlichen bedeutet das, dass sie lernen müssen, mit unvorhersehbaren Situationen umzugehen. 

Anhand realer Beispiele erklärt der Jugendforscher die zunehmnde Instabilität in der Welt. Foto: Karin Riggelsen

Tressat erklärt drei Formen der möglichen Umgangsweisen, die Menschen in Konfliktsituationen anwenden. Diese sind „fragil“, „robust“ und „antifragil“. Personenabhängig können Menschen entweder an Ausnahmesituationen verzweifeln, sie akzeptieren oder sogar einen Gewinn aus ihnen ziehen, indem sie aus ihnen lernen. Er rät den Schülerinnen und Schülern, die „Antifragilität“ anzustreben, um durch unvorhergesehene Herausforderungen stärker zu werden.

Was sagt die Jugend selbst?

Die Jugendlichen sind engagiert dabei und stellen Fragen oder machen Anmerkungen zu Tressats Forschung. In einer offenen Fragerunde möchte der 46-Jährige von ihnen wissen, wie sie ihre eigene Generation betrachten. Begriffe wie „unterschiedlich“, „offen“ und „entspannt“, aber auch „abhängig“, „unsicher“ und „angespannt“ fallen in den Raum. Die Schülerinnen und Schüler stellen fest, dass sie häufig aus kleinen, nichtigen Problemen, große Krisen und Stress entwickeln.

„Wir sehen immer nur uns selbst und konzentrieren uns nur auf unsere eigenen Probleme. Wir müssen unsere Umwelt und Mitmenschen viel mehr wahrnehmen“, fasst eine Schülerin die Ergebnisse zusammen.

Michael Tressat stimmt ihr zu und weist die Jugendlichen an, sich entlang der Diagonalen des Raumes von „Ich betrachte meine Generation als entspannt“ bis „Ich betrachte sie als angespannt“ einzuordnen. Beide Extreme sind vertreten, doch die meisten Schülerinnen und Schüler positionieren sich in der Mitte des Raumes. Sie sind der Meinung, dass die Antwort situationsabhängig ist und beide Aussagen zutreffen können.

Die persönliche Sicht im Livestream

Nach zwei Stunden wird in einer Pause ein Livestream vorbereitet: Julius Mygind befindet sich an der Statsskole Aabenraa und hält dort einen Vortrag über mentale Gesundheit. Alle teilnehmenden Schulen, die nicht vor Ort sind, nehmen an dem Livestream teil. 

Theresa Jepsen Meyer stellt Mygind als jemanden vor, der selbst eine schwere Jugend hatte und seine Erfahrungen nun mit den Schülerinnen und Schülern teilt. Er schrieb das Buch „Du Er Ikke F**ked, Du Er Bare Ung“ (Du bist nicht kaputt, du bist nur jung).

Mentale Gesundheit als Problem

Laut Jepsen Meyer gelten die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen in Dänemark als ein soziales oder kulturelles Problem, das schwer oder unmöglich zu lösen ist. Der Forschungstag sollte sowohl Jugendliche als auch Erwachsene über die Umstände informieren und ihnen bewusst machen, welche Faktoren sich auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen auswirken können.

Mehr lesen