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Forscher: Deutsche Sorge über Dosenpfand im Grenzhandel unbegründet

Forscher: Deutsche Sorge über Dosenpfand im Grenzhandel unbegründet

Forscher: Sorge über Dosenpfand im Grenzhandel unbegründet

Brüssel/Nordschleswig
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Viele Bürgerinnen und Bürger aus Dänemark fahren vermutlich auch in Zukunft über die Grenze, um Bier, Wein, Sprudel und Süßigkeiten in den Grenzläden zu kaufen. Foto: Karin Riggelsen

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Trotz der Diskussionen über die Einführung eines Pfands für Dosen im Grenzhandel sieht der dänische Forscher Jesper Clement aus deutscher Sicht keinen Anlass zur Besorgnis. Seiner Einschätzung nach werde das Dosenpfand Däninnen und Dänen unbeeindruckt lassen und nicht davon abhalten, weiterhin über die Grenze zu strömen.

Das Europa-Parlament hat in der vergangenen Woche nach langen Diskussionen eine Verpackungsverordnung verabschiedet, durch die ab 2029 verhindert werden soll, dass die Geschäfte des deutschen Grenzhandels Dosen ohne Pfand an Bürgerinnen und Bürger aus Dänemark verkaufen. Die dänische Politik bezeichnet dies als Sieg für den Arbeitsmarkt im Land und für die Natur, während lokale deutsche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister eine Zukunft fürchten, in der dänische Verbrauchende nicht mehr über die Grenze eilen, um Paletten voller Limonaden, Bier und Süßigkeiten zu erstehen. Insbesondere Gemeinden wie Aventoft, Süderlügum (Sønder Løgum) und Harrislee (Harreslev) würde dies hart treffen.

„Einführung des Pfands nicht von entscheidender Bedeutung”

Die Sorge sei dem dänischen Forscher und Professor an der Copenhagen Business School (CBS), Jesper Clement, zufolge unbegründet, wie er im Gespräch mit „Flensborg Avis” verrät. Die meisten dänischen Konsumentinnen und Konsumenten werden voraussichtlich auch in Zukunft jenseits der Grenze einkaufen, unabhängig davon, ob Pfand eingeführt wird oder nicht, so das Urteil des Forschers. 

„Meiner Meinung nach wird die Einführung des Pfands nicht von entscheidender Bedeutung sein. Es würde mich sehr überraschen, wenn Grenzgeschäfte deshalb schließen würden”, sagt der Experte für Konsumverhalten am Institut für Marketing laut „Flensborg Avis”.

„Die Däninnen und Dänen werden nicht plötzlich vom Grenzhandel ablassen. Zum einen wird es wahrscheinlich immer noch günstiger sein. Zum anderen genießen sie das Gefühl, ein Schnäppchen zu machen. Und drittens berücksichtigen sie nicht die tatsächlichen Kosten des Einkaufs jenseits der Grenze“, so Clement weiter.

Überzeugt, in Deutschland mehr für das Geld zu bekommen 

Laut Clement würden sich die wenigsten Menschen bewusst machen, was sie tatsächlich für Waren bezahlen. Die fest verankerte Überzeugung der Däninnen und Dänen, auf der anderen Seite der Grenze mehr für ihr Geld zu bekommen, sei äußerst schwer zu erschüttern, betont er. Diese Überzeugung erstrecke sich bis tief ins Landesinnere Jütlands. Die wenigsten Personen würden zudem beim Einkauf in Deutschland beispielsweise auch die Kosten für Benzin oder Diesel berücksichtigen.

„Ich bin selbst in Scherrebek aufgewachsen, und es war für uns ganz normal, in Aventoft einzukaufen. Selbst als ich nach Kopenhagen zog, brachten meine Eltern Bier und Wein von südlich der Grenze mit, wenn sie mich besuchten“, erzählt Clement. Seiner Meinung nach handeln die meisten Menschen nicht so rational, wie sie selbst glauben.

„Wenn Fleggaard beispielsweise ein großes Schild mit der Aufschrift ‚Eine Kiste Bier für 65 Kronen‘ hat, denken sich die meisten: Das ist aber wirklich günstig, oder? Dass dann am Ende ein wenig draufgeschlagen wird und sie insgesamt 1.500 Kronen bezahlen, inklusive des Pfands, spielt für sie keine große Rolle“, so der Forscher, laut dem viele Bürgerinnen und Bürger aus Dänemark deshalb auch in Zukunft bei der Einkaufsspritztour nach Deutschland das Gefühl haben werden, dass sie ein gutes Geschäft machen.

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