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Wie kann das Gebäudepuzzle aufgehen?

Wie kann das Gebäudepuzzle aufgehen?

Wie kann das Gebäudepuzzle aufgehen?

Tingleff/Tinglev
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Alt und erhaltenswert, laut Analyse aber ohne große Umbaumaßnahmen kaum nutzbar: Das Gebäude von 1905 auf dem Gelände der Kommualschule an der Hauptstraße Foto: kjt

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Inventur: Die Kommune Apenrade hat eine Analyse über Zustand und Nutzbarkeit kommunaler Gebäude in Tingleff erstellen lassen. Es sind verschiedene Szenarien im Spiel. Ein wichtiges Puzzleteil sind das alte Pflegeheim und eine neue Begegnungsstätte.

Welche kommunalen Gebäude könnten und sollten wofür genutzt werden? Wie kann man sie ökonomisch und funktional optimal ausschöpfen und wovon sollte man sich trennen? Diese Fragen sind in Verbindung mit einer Analyse über kommunale Immobilien in Tingleff in den Vordergrund gerückt.

Kommunale Gebäude an verschiedenen Standorten in Tingleff stehen auf dem Prüfstand. Foto: Kommune Aabenraa

Ein zentraler Punkt im Gebäude-Puzzel ist die Verschmelzung der beiden dänischen Kindergärten am Sønderskovvej und Nørreagervej.

Der neue Kindergarten könnte mit einem Anbau am jetzigen alten Gebäude am Nørreagervej entstehen, das einst Realschule war. Die Trakte des Sønderskov-Kindergartens könnte dann die angrenzende Wohnbetreuungseinrichtung übernehmen, oder sie werden verkauft, so der Ansatz.

Der Kindergarten in der alten Realschule am Nørreagervej könnte erweitert werden und mit dem Kindergarten Sønderskovvej fusionieren, so ein Gedanke. Foto: kjt

Auch ein kompletter Kindergartenneubau nahe der Kommualschule ist erwähnt. 

1905-Gebäudes eher nicht nutzbar

Es gibt zudem mehrere Szenarien für das alte, renovierungsbedürftige Schulgebäude von 1905 an der Ampelkreuzung. Demnach könnte der dänische Freizeitklub und die A-Klasse dort unterkommen. Oder man macht daraus ein gemeinsames Jugendhaus im Einzugsgebiet von deutschen und dänischen Einrichtungen.

Es wäre allerdings eine kostenintensive Umgestaltung nötig. Die Tendenz in der Analyse geht eher in die Richtung, das Gebäude nicht zu nutzen.

Der 1905-Trakt an der Kommunalschule ist für eine Nutzung nicht gerade erste Wahl. Foto: kjt

Bei den Überlegungen geht es vor allem auch um die Zukunft des alten Pflegeheims „Grønningen“, das durch einen Neubau ersetzt ist und seit einigen Monaten als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird.

Laut Analyse ist ein Großteil der älteren Trakt zu marode und müssten abgerissen werden. Der neuere Trakt „Bella Vista“ ist hingegen noch gut erhalten und könnte kommunal oder extern genutzt werden.

Als Interessent ist der Trägerverein TINKA  („Tinglev Fælles-, Kultur- og Aktivitätshus“) im Spiel, der das Ziel hat, in Tingleff eine neue Begegnungs- und Kulturstätte mit Übernachtungsmöglichkeit und Küchenbetrieb zu schaffen.

Das alte Pflegeheim und ein neues Versammlungshaus

Der über den Bürgerverein „Tinglev Forum“ gegründeten Verein hatte noch vor der Analyse fest mit dem Gedanken gespielt, auf Grundstück und Trakte des ehemaligen Pflegeheims zurückzugreifen. Es stellt sich allerdings nach wie vor die Frage, ob das Projekt finanzierbar ist, selbst unter der Voraussetzung, dass die Kommune Gebäude und Grundstück für einen symbolischen Betrag überlässt.

Der Standort des alten Pflegeheims Grønningen im Grønnvej wird für ein Kultur- und Aktivitätshaus favorisiert. Foto: kjt
Der Trakt „Bella Vista" mit Wohneinheiten hat laut Analyse eine gute Substanz und könnte gut weitergenutzt werden. Foto: kjt

Es könnte auch ein kompletter Neubau auf dem Gelände in Betracht kommen, wenn die Heimpflegebelegschaft vom derzeitigen Mietstandort am Industriparken in das Bella Vista-Gebäude zieht. Das ist ein weiteres Szenario.

Es müsse noch vieles zusammenkommen, ehe der Wunsch nach einer Kultur- und Begegnungsstätte für Mehr- und Minderheit in Erfüllung gehen kann, weiß TINKA-Vorstandsmitglied Hans Friedrich David. Das ehemalige Pflegeheim sei dabei ein favorisierter Standort. Planskizzen seien vor geraumer Zeit bereits erstellt worden.

Noch ein weiter Weg

„Es liegt zentral und man kennt es sowohl seitens der Mehrheit als auch der Minderheit. Die Lage wäre schon gut“, so David, der sich zur deutschen Volksgruppe zählt.

Hans Friedrich David und Vorstandskolleginnen und -kollegen von „TINKA" befassen sich mit einem Kultur- und Aktivitätshaus für Mehr- und Minderheit (Archivfoto). Foto: DN

Anfang Januar kommenden Jahres werden Vertreter von „TINKA" und „Tinglev Forum“ mit dem leitenden Mitarbeiterstab der Planverwaltung die Analyse und die darin aufgelisteten Szenarien noch einmal durchgehen, erwähnt David.

Es bleibe dann abzuwarten, welche Schwerpunkte die Politiker in dem Gebäudepuzzle legen.

In der Gebäudeanalyse sind etliche Szenarien und Varianten enthalten. Foto: Aabenraa Kommune

Auch wenn das alte Pflegeheim und dessen Grundstück erste Wahl des Trägervereins ist, sei man daran nicht festgezurrt.

Sollten sich Alternativen auftun, werde man diese ebenfalls ins Kalkül ziehen, betont Hans Friedrich David, der im neuen Kulturhaus gern auch die deutsche Bücherei und die dänische Bibliothek untergebracht sehe.

Man müsse jetzt erst einmal Schritt für Schritt nehmen, denn solch ein Projekt, für das vermutlich ein zweistelliger Millionenbetrag benötigt wird,  sei nicht von heute auf morgen umzusetzen.

Unterstützung auch seitens der Bevölkerung erforderlich

Es bedarf Rückendeckung durch die Kommune, und auch die Bürgerinnen und Bürger müssen von dem Vorhaben überzeugt sein. Gut und gern eine Million Kronen sollten über sie zusammenkommen, um dem Großprojekt Nachdruck verleihen. Diese Richtzahl bestehe nach wie vor.  Diese doppelte Unterstützung wäre für Förderanträge bei großen Stiftungen ganz wichtig.

„Da sind wir aber noch nicht. Es ist noch ein weiter Weg, wir bleiben aber am Ball“, sagt Hans Friedrich David.

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