Mehr Menschen als an einem ganz gewöhnlichen Dienstag werden voraussichtlich am 31. Oktober Kurs auf das Rathaus in Tondern nehmen.

Der Termin steht auch nicht erst seit gestern im ziemlich vollen Kalender von Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei), der an diesem Tag seinen sechsten runden Geburtstag feiert.

Wegen der vielen Termine müsse man ihn nicht bemitleiden. „Es ist freiwillig. Ich könnte ja auch zu einigen Nein sagen. Andere Leute arbeiten ja auch den ganzen Tag, bei ihnen steht halt nicht alles einzeln im Kalender. Leider gibt es Sachen, die wegen Überschneidungen nicht machbar sind“, so der 59-jährige Landwirt.

„Ich habe gerne einen vollen Kalender“

Seit mittlerweile 22 Monaten steht er als politischer Kapitän auf der Kommandobrücke des Schiffes, das sich mit 3.500 Mitarbeitenden und knapp 37.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Kommune Tondern nennt.

„Ich habe gerne einen vollen Kalender“, erzählt Jørgen Popp Petersen in seinem Büro im ersten Stock des Rathauses.

Lob schickt er an die Sekretärinnen im benachbarten Raum, die seine Terminplanung voll im Griff haben. „Ich weiß nicht immer im Kopf so genau, was ich am nächsten Tag soll, ich überprüfe es aber Tag für Tag“, so der SP-Politiker.

Temperaturmessen nach vier Jahren

„Man kann den Job ja verwalten, wie man selber will, und nach vier Jahren wird dann die Temperatur gemessen“, sagt er bezogen auf die Legislaturperiode und die Kommunalwahlen.

Bei der politischen Arbeit, die das Hauptgeschäft sei, gehe es für ihn um eine gute Zusammenarbeit. Für ihn ist wichtig, so weit wie möglich, alle 31 Besatzungsmitglieder des Kommunalrates an Bord zu haben. „Die gute Zusammenarbeit ist eine Aufgabe, die man zu meistern versuchen muss“, so Popps Konzept.

Wo ist der Zylinder

Während seiner vielen repräsentativen Aufgaben stößt er auch auf ganz junge, interessierte Bürgerinnen und Bürger, die dem Bürgermeister gerne „Hallo“ sagen wollen.

Bei den Treffen in Kinderhöhe sei es mehr als einmal vorgekommen, dass sie verwundert waren, dass er der Bürgermeister war und nicht ein ebenfalls anwesender Leierkastenmann. Popp fand heraus, dass Kinder erwarten, dass er einen Zylinder trägt, genau wie es der Bürgermeister in der Kinderserie mit der Pfoten-Patrouille (Paw Patrol) tut.

Auf Deutsch heißt der Bürgermeister in der Serie Humdinger oder Besserwisser. „Ja, ja, ich weiß, der ist nicht gerade so beliebt“, sagt er mit einem Lächeln.

„Wir haben regelmäßig Besuch von Kindern im Rathaus. Dafür gibt es ein maßgeschneidertes Programm, und dann probieren sie gerne die Bürgermeisterkette an.“

Fahrrad als festes Transportmittel

Seinen Transport vom Hof in Seewang (Søvang) nach Tondern und retour koppelt er an Bewegung. Seit dem Frühjahr 2022 schwingt sich Jørgen Popp Petersen morgens nach dem Stalldienst um 7.10 Uhr auf sein Fahrrad, um die 14 Kilometer zum Rathaus bei Wind und Wetter mit Beinkraft zurückzulegen.

„Das ist notwendig und das gibt Energie“, so der Vater von vier erwachsenen Töchtern und Opa von drei Enkeln.

Auch der stürmische Freitag, 20. Oktober, war keine Ausnahme. „Ich hatte auf dem Rückweg harten Gegenwind. Da musste ich erstmals vom Fahrrad absteigen, da ich nicht schnell genug den Gang heruntergeschaltet hatte“, sagt er.

Eine neue sportliche Herausforderung lockt im Sommer. Dann geht es mit dem Rynkeby Team radelnd nach Paris. „Man muss sich Ziele setzen“, so Popp.

Bürgermeisteramt ein Privileg

Dass es machbar war, dass er als Vertreter der deutschen Minderheit zum Bürgermeister gewählt wurde, fasst er als Privileg auf.

„Ich freue mich für uns alle darüber. Bei meinen Vorträgen erwähne ich auch, dass ich mich privilegiert fühle, dass ich in einem Zuhause aufgewachsen bin, das in keiner Weise fanatisch gewesen ist. Ich kenne sowohl deutsche als auch dänische Elternhäuser, wo das Gegenteil der Fall gewesen ist“, so Popp Petersen. Übergeordnet würde aus dem Fanatischen nur Schlechtes hervorgehen.

Ihm sei auch schon früher vorgeschlagen worden, für andere Parteien zu kandidieren. „Ich möchte aber nicht aufgeben, was ich bin“, so Popp in Gedanken an seine Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit.

„Eine dynamische Entwicklung“

Die deutsche Minderheit gehe glücklicherweise nicht mit Scheuklappen durch die Welt, und wenn er gefragt werde, wie es in 40 Jahren ausschaut, laute seine Antwort: „Es handelt sich um eine dynamische Entwicklung. Man soll nichts künstlich am Leben halten. Das friedliche Miteinander muss Dreh- und Angelpunkt sein. Das liegt nicht in den Genen, es ist aber die Kultur im Grenzland“, so Popp.

Bewusster Einsatz für die Gesundheit

„Ich bin kein Sportler. Als ich um die 45 Jahre alt war, habe ich mir jedoch Gedanken gemacht, dass ich gerne länger leben wollte, als mein Vater. Da fing ich gezielt mit Bewegung an, und das werde ich ganz klar auch weiter machen“, so Popp Petersen.

Jørgen Popp Petersen wuchs mit zwei Schwestern und den Eltern Emma und Thomas auf dem Hof in Seewang auf. Sein Vater, Thomas Petersen, starb 1984 als im Alter von nur 47 Jahren.

Der Wert von Beständigkeit und Stabilität

Die Beständigkeit und Stabilität spielen für ihn eine besondere Rolle.„Es bedeutet mir etwas, dass Elsbeth und ich die dritte Generation auf dem Hof sind. Das ist bei unseren Nachbarn auch der Fall.“

Popp war 20 Jahre lang Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN) und mischt seit 14 Jahren in der Stadtratspolitik mit.

„Ich nehme nicht gleich Reißaus. Mit meinen 60 Jahren habe ich jetzt einiges an Erfahrung und Sicherheit. Viele Sachen weiß man ganz selbstverständlich, da man viele Dinge probiert hat. Da traut man sich auch schon mal ins tiefe Wasser zu springen, da man weiß, dass man schwimmen kann“, so Popp Petersen, der ins nächste Jahrzehnt schwimmt.

Im Rathaus sind alle willkommen

„Der Posten als Bürgermeister öffnet viele Türen, und ich lerne viel Neues kennen“, so Jørgen Popp Petersen, der gerne unter Leuten ist. Am Dienstag öffnet sich die Tür des Rathauses von 15 bis 17.30 Uhr für alle Interessierte.

Am Zylinder wird man das Geburtstagskind an diesem Tag nicht erkennen, vielleicht aber an der Bürgermeisterkette und ganz sicher an seinem „Sønderjysk“.