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Popp: „Eine spannende Aufgabe, für die es kein Rezeptbuch gibt“

Popp: „Eine spannende Aufgabe, für die es kein Rezeptbuch gibt“

Popp: „Eine spannende Aufgabe ohne Rezeptbuch“

Lügumkloster/Løgumkloster
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Karin Holdt im angeregten Gespräch mit Bürgermeister Jørgen Popp Petersen Foto: Monika Thomsen

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Beim Sozialdienst in Lügumkloster vermittelte der Bürgermeister der Schleswigschen Partei aufschlussreiche Eindrücke von seiner vielseitigen Tätigkeit.

„Das war sehr interessant“, lautete es prompt am Montagnachmittag nach dem Vortrag von Bürgermeister Jørgen Popp Petersenn (Schleswigsche Partei) in der Sozialdienstrunde im Gemeindehaus in Lügumkloster.

Er hatte die 30-köpfige interessierte Schar auf einen Streifzug durch seine fast zwei Jahre lange Tätigkeit als Bürgermeister mitgenommen. „Ihr könnt alles fragen. Es ist aber nicht sicher, dass ich auf alle Fragen antworte“, sagte der Referent mit einem verschmitzten Lächeln zum Auftakt.

„Die Arbeit ist sehr interessant und spannend. Wir haben ein klasse SP-Team. Louise ist unsere Fraktionsvorsitzende, und es ist sehr interessant für mich, dass sie die Sprecherin für uns im Stadtrat ist. Sie meistert es gut“, so Popp Petersen zum Einsatz von Louise Thomsen Terp. Bis zur Übernahme des Bürgermeisteramtes war er viele Jahre Fraktionssprecher. Seit dem 1. Januar 2022 gehören auch Randi Damstedt und Leif Hansen zum SP-Team.

Freizeitpark-Abschied und Tourismus mit SP-Fingerabdrücken

Mit Blick darauf, was die SP bewirkt hat, drehte er für zwei Beispiele, auf die er weiterhin sehr stolz sei, die Zeit in die vergangene Legislaturperiode zurück. Die SP habe sich durch mehrere Jahre bei den Haushaltsverhandlungen für die Schließung von Hjemsted Oldtidspark in Hjemstedt (Hjemsted) eingesetzt, da die Kommune jährlich zwei Millionen Kronen zubuttern musste und die Besucherzahlen rückläufig waren.

„Das wollte damals niemand hören“, so Popp Petersen. Erst nachdem das Freizeitcenter in Scherrebek (Skærbæk), das zeitweise für den Betrieb zuständig war, keine Perspektive sah, kam es zur Lösung mit dem Verkauf an Geschäftsleute aus der Umgebung.

„Heute ist es ein Top-Unternehmen mit 25 Arbeitsplätzen. Der Marsk Tower ist ein Highlight mit mehr als 100.000 Besuchenden im ersten Jahr“, so der Bürgermeister.

Ein weiterer Bereich, wo sich die SP erfolgreich eingesetzt habe, sei bei der nordschleswigschen Tourismus-Zusammenarbeit. Tondern fuhr mit einer halben Mitgliedschaft unter den vier Kommunen auf Sparflamme, weil die Westküsten-Kooperation bevorzugt wurde. „Zuletzt ist es uns gelungen, eine Mehrheit für eine vollgültige Mitgliedschaft zu finden“, so Popp Petersen.

Jørgen Popp Petersen stieß in Lügumkloster auf interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer. Foto: Monika Thomsen

Fast vom Hocker gefallen

„Als wir am Wahlabend im Büro im Rathaus die Wahlergebnisse verfolgten, wären wir fast vom Hocker gefallen, als die SP im Kreis Lügumkloster die größte Partei wurde“, so Popp Petersen. Die Partei sei in drei Kreisen größte Kraft geworden. „Und letztendlich wurde ich Bürgermeister.“

Er berichtete von vielen interessanten Aufgaben. Als Vorsitzender der nordschleswigschen Bereitschaftskommission von Brand og Redning Sønderjylland, der Kommunen Tondern (Tønder), Apenrade (Aabenraa) und Hadersleben (Haderslev), sei er am Freitagabend wegen der Sturmflut an der Ostküste nach der ersten Halbzeit des Handballspiels der Herren von TM Tønder wie auch sein Bürgermeisterkollege Jan Riber Jakobsen (Kons.) nach Apenrade zur Bereitschaft gefahren.

„Wir waren um 21.30 Uhr da und kamen erst gegen 2 Uhr wieder weg. Es gab viel Hektik und die Leute hatten mehrere Tage rund um die Uhr gearbeitet. Ich habe nichts gemacht, ich halte aber die Rückendeckung für wichtig“, so Popp Petersen zum Sturmfluteinsatz.

Bei dem Sozialdienstnachmittag gab es auch Kaffee und Kuchen. Foto: Monika Thomsen

Immer wieder montags

Er berichtete, dass der Wochenanfang für ihn im Rathaus immer nach dem gleichen Muster ablaufe.

Montags fängt der Tag um 8 Uhr mit einer Stunde Wochenvor- und Rückschau mit der Führungsriege an. Von 9 bis 10 Uhr folge dann mit dem Kommunaldirektor und zwei Sekretärinnen der Durchgang des Bürgermeisterkalenders. Am Montag, 23. Oktober, standen dann 11 bis 14 drei Besuche in Institutionen auf dem Programm, bevor es zum Sozialdienst ging.

Um 16.30 Uhr klopfte dann der nächste Sitzungstermin an. Täglich gehen um die 50 Mails mit guten Ratschlägen, Anfragen für Treffen, Einladungen oder Beschwerden ein. Bei der Beantwortung gibt es Unterstützung.

Energiefragen im Mittelpunkt

Dass er sich im Wahlkampf 2021 für eine neue politische Kultur im Stadtrat einsetzte, daran erinnert zu Hause in Seewang (Søvang) noch ein Plakat.

„Eigentlich müssten andere darüber urteilen, wie es damit läuft. In der vergangenen Periode gab es im Stadtrat elf Wechsel bezüglich der Parteizugehörigkeit. In dieser Periode ist das bisher nicht vorgekommen.“

Zudem seien die Haushaltsvereinbarungen für 2023 und 2024 von allen 31 Mitgliedern im Kommunalrat beschlossen worden.

Sehr viel Zeit werde in die grüne Energie mit der Umstellung auf Sonnen- und Windenergie gesteckt. Sei es früher nicht gelungen, einen gemeinsamen Nenner zu finden, wurden nun gemeinsam Richtlinien ausgearbeitet.

„Das A und O ist in diesem Zusammenhang, dass wir vor Ort etwas davon haben“, so der Bürgermeister „Es wird sicher Probleme geben, aber der politische Wille, einen Unterschied zu machen, ist da“, sagte er. Bezüglich des Tourismus ging der Bürgermeister auch auf die Diskussion in Kongsmark auf Röm (Rømø) ein.

Über Lösungen nachdenken

„Es gibt kein Buch mit Rezepten für das Amt als Bürgermeister. Wenn man mit einer Herausforderung sitzt, kann man keinen fragen. Ich kann aber die Tür zu machen und dann über eine Lösung nachdenken“, so Popp.

Überrascht sei er darüber, wie viele Menschen sich zum Beispiel mit persönlichen oder sozialen Problemen an den Bürgermeister wenden. „Ich kann ihnen nichts versprechen. Ursprünglich war ich eigentlich gegen die Anstellung einer beratenden Person für Bürgerinnen und Bürger. Meine Erfahrung ist aber jetzt, dass das Geld ausgezeichnet ausgegeben ist“, so Popp Petersen.

Zu den Gästen gehörte die Vorsitzende des Sozialdienstes Nordschleswig, Gertraudt Jepsen (l.). Neben ihr Karin Lauritzen vom örtlichen Vorstand Foto: Monika Thomsen

Der royale Besuch

Zur Frage aus der Runde, ob er im Vorfeld des Besuchs von Königin Margrethe im August 2022 aus dem Königshaus die Zusage einholen musste, um mit ihr Sønderjysk spechen zu können, antwortete er: „Nein, aber ich habe eigentlich auch nicht gefragt. Ich habe selbst den Entschluss gefasst, da die Königin sprachgewandt ist und auch auf den Färöern und Grönland zurechtkommt“, so Popp.

Er vermittelte noch weitere Einblicke von dem royalen Besuch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bedankten sich mit Applaus für die interessanten Ausführungen.

Die zweite Vorsitzende des Sozialdienstes Lügumkloster, Jutta Bargum Stein, überreichte dem Bürgermeister einen Blumenstrauß – für seine Frau Elsbeth, da sie oft ohne ihn auskommen müsse.

Zu den Gästen gehörte auch die neue Vorsitzende des Sozialdienstes Nordschleswig, Gertraudt Jepsen, die sich freute, die Mitglieder kennenzulernen. Für sie gab es ebenfalls einen Blumenstrauß.

Ein Termin zum Vormerken

Nach dem Vortrag gab es anschließend in der Runde viel Gesprächsstoff. Das nächste Treffen des Sozialdienstes Lügumkloster findet am Montag, 6. November, 14.30 Uhr, im Gemeindehaus statt. Dann berichtet Thore Naujeck von einer abenteuerlichen Reise nach Namibia.

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