Kulturkommentar

„Schön verschreiben 12.0“

Schön verschreiben 12.0

Schön verschreiben 12.0

Apenrade/Aabenraa
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Kurz mal nicht aufgepasst – und schon machen die Buchstaben beim Schreiben, was sie wollen. Oder was die Journalistinnen und Journalisten unbewusst wollen. Etwa eine neue – weibliche Gesellschaftsordnung? Oder wollen sie „Nordschleswiger“-Redakteurin Marlies Wiedenhaupt die Korrekturarbeit versüßen und neuen Stoff für diese Rubrik liefern. Bitte schön!

Dass der schreibenden Zunft bei uns das Gendern im Laufe der Zeit immer selbstverständlicher aus der Feder fließt, war abzusehen. Denn glücklicherweise sind wir lernfähig. Aber eine ganze Nation in weibliche Wesen zu verwandeln – das muss man erst mal hinkriegen. Passiert ist das im Rahmen des Thronwechsels. Während dort die Regentschaft von einer Frau auf einen Mann übergegangen ist, haben wir das komplette dänische Volk feminisiert. Ohne Hormontherapie. Uns reichte dafür ein einziger zusätzlicher Buchstabe: Ein „t“ schuf eine neue Gesellschaftsordnung – aus der Info, dass die dänischen Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger im ganzen Lande die königstreuesten Untertanten sind.

Den Männern und Frauen einer autochthonen Minderheit in Europa haben wir aber – fies, wie wir sein können – ihr Menschsein aberkannt und sie in eine Population von Kulturpflanzen verwandelt. Die Lausitzer Sorten sind mit etwas gutem Willen aber weniger entmenschlicht, wenn man an die Formulierung denkt: „Du bist vielleicht ’ne Marke!“ Da ist doch ein zärtlicher Unterton zu vernehmen, oder? Also waren wir nur ein bisschen gemein.

Richtig brutal können wir hingegen sein, wenn es um Essbares geht. Da bleibt nur zu hoffen, dass die 20-Jährige aus Apenrade, die sich in Armenien ehrenamtlich engagiert hat, nicht im Nachhinein an der Herzlichkeit und der Gastfreundschaft der Menschen dort zweifelt. Denn: Wenn die junge Frau bei Einheimischen zu Besuch ist, kommt es schon mal vor, dass extra für sie Kuchen und Früchte hingerichtet werden.

Vielleicht war sie aber einfach nur froh, dass ihr kein Folketingsaal und kein Kongressaal vorgesetzt wurden.

Wenn die ungebändigte Schreibwut mit uns durchgeht, kann es sogar passieren, dass wir einen Veranstaltungsort zerlegen. Deshalb hatten die SønderjyskE-Handballer bei uns die einzigartige Chance, in einer gut gefällten Loithalle zu spielen – und zu siegen.

Aber nun müssen wir langsam mal der Überschrift dieser Rubrik gerecht werden und was Schönes bringen. Voilà!

Den Satz von Astrid Lindgren, es gibt kein Verbot für alte Weiber, auf Bäume zu klettern, wussten wir sogar zu toppen. Wer begnügt sich denn mit einem Baum, wenn für ein Hoch-hinaus-Erlebnis sogar das Weltall infrage kommt. Denn hinter dem, was der Seniorenkreis Bau seinen Mitgliedern unter der Überschrift „Mitmachen und genießen“ anbot, kann sich doch nur ein Trip zur Milchstraße versteckt haben. Verpackt in ein Drei-Gänge-Menü mit theologischer Note.

Das Gericht bestand aus Salat, Rinderbraten mit Soße, diversem Gemüse und Kartoffeln. Und zum Dessert: Milchreise und Kirchsoße sowie Kaffee und Gebäck. Ein Leserinnen- oder Leserbericht zu diesem himmlischen Ausflug ist in unserer Redaktion bisher nicht eingetrudelt.

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