Kommentar

„Schön verschreiben 11.0“

Schön verschreiben 11.0

Schön verschreiben 11.0

Apenrade/Aabenraa
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Der Korrektur fallen sie meist zum Opfer, aber hier gehören sie hin – die neu geschöpften Wörter der Redaktion, die durch Verschreiben entstehen. Manchmal machen unsere Kreationen die Welt ein bisschen schöner, manchmal haben sie sogar das Potenzial, die Polizei zu begeistern. Etwa im Straßenverkehr.

Im Grenzgebiet zwischen Dänemark und Nordfriesland waren sie auf der B5 Höhe Niebüll schon von Weitem zu sehen: Rauschschwaden. War wohl doch kein Großbrand, den die Einsatzkräfte aus Tondern löschen halfen. Dessen Schwaden wären schließlich mit einem „s“ weniger ausgekommen.

Doch wir haben kurzerhand etwas ganz Neues über den nordfriesischen Himmel ziehen lassen. Was gäbe die Polizei wohl dafür, würde ein durch Alkohol oder andere Drogen entstandener rauschähnlicher Zustand mancher Autofahrenden für alle Welt sichtbar in Schwaden aus den Fahrzeugen quellen? Und benebeltes Volk somit entlarven, ohne dass die Ordnungsmacht einschreiten muss. Fehlt nur noch ein System, das die Schwaden direkt in die Verkehrssünderdateien pustet und sie in deutsche Punkte oder dänische Klipps transformiert. Frei nach dem Motto: die Polizei, dein Freund und Spielverderber.

Nimmt die Rauscherkennung durch Schwadenanzeige den Einsatzkräften die Arbeit ab, könnten sie etwa auf der Autobahn aufräumen. Und die Straße von sich dort unerlaubt herumtreibendem Borstenvieh befreien. Denn auf der E45 gab es am Montagmittag Sau Richtung Süden zwischen den Abfahrten Kolding S und Haderslev N.

Niemand möchte schließlich riskieren, dass es zu einem Umfall kommt, was wir als Begründung für die Sperrung der Autobahn wegen Aufräumarbeiten lieferten. Ob die Sau sich umfallend der Ordnungsmacht ergeben oder es die Polizei angesichts der Schweinerei im Verkehr aus den Einsatzstiefeln gehauen hatte, lässt sich nicht eindeutig klären.

Vermelden konnten wir allerdings in einem anderen Text, dass ein 200-Tonnen-Energieriese den Verkehr vom Apenrader Hafen bis zum Grenzübergang Pepersmark beeinträchtigen würde. In der Nacht sollte eine Kompensationsspule (die heißt tatsächlich so) auf einem 27 Meter langen, dreiachsigen Schwerlastfahrzeug zur Baustelle eines Energie-Netzbetreibers befördert werden. Wir warnten schon mal davor, dass mit diesem Schwertransport ein wahres Ungestüm auf der Straße anzutreffen sein würde.

Hätte der Koloss auf nächtlicher Straße allerdings seine zügellose, unbeherrschte oder heißblütige Seite ausgefahren, wäre uns das sicher nicht verborgen geblieben und eine weitere Meldung wert gewesen.

Mal ein Buchstabe zu viel, mal einer zu wenig, mal der falsche. Passiert im Mediengeschäft. Täglich. Manchmal schleicht sich sogar ein ganz anderes Wort in den Text, als das, was wir eigentlich geplant hatten. Was uns wieder zum Wir-schreiben-uns-die-Welt-schöner bringt.

Denn das, was sich kürzlich an der Brücke über den Großen Belt abspielen sollte, waren nur auf den ersten Blick schnöde Instandhaltungsarbeiten, die den Verkehr behinderten. Wir wiesen darauf hin, dass die Arbeiten in den Abend- und frühen Morgenstunden kurzweilige Sperrungen der Brücke mit sich bringen würden.

Was die Langeweile bis zur Weiterfahrt allerdings vertreiben sollte, entzieht sich unserer Recherche. Denkbar wäre ein zum Umfallen komischer Film, der mitsamt Popcorn und Rauschschwaden in die Fahrzeuge gebeamt wird. Der Streifen zeigt dann die Entgleisungen eines ungestümen Schwertransporters und klärt endlich darüber auf, wie die Sau tatsächlich von der Autobahn kam.

Kleiner Hinweis: Manchmal löst sich sowas einfach auf. 

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