Digitalisierung

Mit altem Klapp-Handy und deutschem Pass auf MitID wechseln

Mit altem Klapp-Handy und deutschem Pass auf MitID wechseln

Mit altem Klapp-Handy und deutschem Pass auf MitID wechseln

Apenrade/Aabenraa
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Peter und Siegrid Herrmann haben sich auf der Informationsveranstaltung in der Deutschen Zentralbücherei über die Umstellung auf MitID informiert. Foto: Nils Baum

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Digitale Identität: Alle in Dänemark müssen wieder umlernen. Wie leicht fällt der Wechsel von NemID zum neuen System MitID? Wir haben das Ehepaar Siegrid und Peter Herrmann zu einem Vortrag in der Deutschen Zentralbücherei begleitet.

Die Welt wird gefühlt jeden Tag noch ein klein wenig digitaler. Mit der Zeit kommt da so manche digitale Lösung in die Jahre, vor allem in einem Land wie Dänemark, das in Sachen Digitalisierung als Vorreiter gilt.

Mehr als zehn Jahre auf dem Buckel hat bereits die digitale Plattform zur persönlichen Identifizierung im Internet, allgemein bekannt unter dem Namen „NemID“. Und damit ist die Zeit für einen Nachfolger gekommen, der für mehr Sicherheit sorgen und zudem neue digitale Lösungen ermöglichen soll. Aus diesem Grunde hat die Digitalisierungsbehörde im vergangenen Herbst den Nachfolger „MitID“ vorgestellt.

Zum Vortrag in die Deutsche Zentralbücherei

Für Siegrid und Peter Herrmann aus Apenrade Grund genug, am Mittwochnachmittag im großen Saal im Haus Nordschleswig Platz zu nehmen, in den die Deutsche Zentralbücherei zum Vortrag geladen hat. „Gar nicht so schwer! Wir schnacken über Digitales“ lautet die Vortragsreihe, die sich einmal im Monat einem Schwerpunktthema widmet. Heute will sich die Runde damit auseinandersetzen, wie aus NemID MitID wird.

Die Deutsche Zentralbücherei in Apenrade bietet jeden ersten Mittwoch im Monat einen Vortrag zum Thema „Digitales“ an. Foto: Nils Baum

Siegrid Herrmann hat ihr iPhone 8 schon mal auf den Tisch gelegt, während ihr Ehemann Peter mit leeren Händen dasitzt. „Ich habe noch ein altes Klapptelefon, das ist 20 Jahre alt. Damit kann ich telefonieren und SMS schreiben“, sagt er mit einem Lächeln. Und antwortet auf die verdutzte Frage des Journalisten: „Ja, es läuft immer noch mit der originalen Batterie, die hält so in etwa vier Tage durch.“

Das iPhone für WhatsApp und FaceTime

„Für alles andere nehmen wir mein Telefon“, sagt Siegrid und streichelt über ihr iPhone. Das besitzt sie seit drei oder vier Jahren. „Ich bin damit vertraut, aber nicht gut vertraut“, schiebt sie gleich hinterher. Doch für SMS, WhatsApp und FaceTime mit den Kindern reicht es. Und ab und zu mal Fotos.“ Und dann nutzen die beiden noch mit Begeisterung jeweils eine App zum Bestimmen von Vogelstimmen und von Blumen, wenn sie im Wald spazieren gehen.

Und wenn sie in der digitalen Welt des Online-Bankings unterwegs sind? Haben die beiden dann auch die App namens „NemID“, die sie mit ihrem iPhone öffnen können?

Die Pappkarte für NemID

Nein, die nutzen sie nicht.

„NemID mit Pappkarte funktioniert einwandfrei und schnell genug“, sagt Peter Herrmann entschlossen. „Die zwei Minuten, die das länger dauert, weil wir erst den Computer anwerfen müssen, die haben wir.“

Und deswegen ist sich der 79-Jährige sicher, dass er eigentlich auch gar kein MitID braucht. „Ich könnte so weitermachen. Meine Frau Siegrid braucht es auch nicht.“

Ich habe noch ein altes Klapptelefon, das ist 20 Jahre alt. Damit kann ich telefonieren und SMS schreiben. Es läuft immer noch mit der originalen Batterie, die hält so in etwa vier Tage durch.

Peter Herrmann, Apenrade

Zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich eingefunden

Neben Siegrid und Peter Herrmann haben sich vier weitere Personen im Haus Nordschleswig eingefunden, zudem folgen sechs weitere der Veranstaltung über die digitale Lösung „Zoom“.

Bibliothekarin Ira Bogovic beginnt ihren Vortrag mit dem Hinweis, dass man eine Nachricht von seiner Bank oder der Digitalbehörde bekommt, wenn es so weit ist, von NemID auf MitID umzustellen. Hat man noch keine Benachrichtigung erhalten, solle man auch noch nicht mit der Umstellung beginnen, sondern sich schlichtweg gedulden, damit der Bürgerservice nicht mit Terminen überrannt wird.

Bibliothekarin Silke Amthor schildert die Prozedur zur Umstellung von NemID auf MitID. Foto: Nils Baum

Besuch beim Bürgerservice

Als deutsche Staatsbürger müssen auch Siegrid und Peter Herrmann den Gang zum Bürgerservice antreten, andernfalls kommen sie nicht an ihre MitID. Sobald sie eine Benachrichtigung von ihrer Bank erhalten haben, können sie sich einen Termin beim Bürgerservice holen. Momentan sind jedoch bis zum 15. Februar bereits alle Termine ausgebucht.

Zum Termin muss dann neben deutschem Reisepass und dänischem Führerschein auch noch die dänische Gesundheitskarte mitgebracht werden.

„Ihr werdet dann richtig interviewt, das dauert 20 Minuten“, erläutert Bibliothekarin Silke Amthor. „Wann habt ihr geheiratet, wann ist euer erstes Kind geboren?“ sind nur einige der Fragen, die einem im Laufe des Gesprächs gestellt werden. Auf diese Weise soll sichergestellt sein, dass es sich auch tatsächlich um die korrekte Person handelt.

Danach wird dann die MitID eingerichtet und auch getestet, um zu sehen, ob alles funktioniert. „Die nehmen sich richtig Zeit für euch und sind ganz hilfsbereit“, berichtet die leitende Bibliothekarin von ihrem Erlebnis beim Bürgerservice.

Ihr werdet dann richtig interviewt, das dauert 20 Minuten. Wann habt ihr geheiratet, wann ist euer erstes Kind geboren?

Silke Amthor, Bibliothekarin

In manchen Fällen wird ein Bürge benötigt

Und wie sieht es mit Personen aus, die neben ihrem deutschen Pass nur einen deutschen Führerschein besitzen, also keinen dänischen Führerschein haben? Auch hier weiß Silke Amthor aufzuklären: „Dann benötigst du einen Bürgen, der selbst mindestens seit 30 Tagen MitID hat.“

Das gilt auch im nächsten Fall: „Was ist, wenn man einen deutschen Pass und einen internationalen Führerschein hat?“, lautet eine Frage. Nun, auch dann wird man einen Bürgen benötigen.

Peter Herrmann fragt, ob es ein Problem sei, dass er kein Smartphone hat. „Nein, das ist es nicht, denn das benötigt man nur zum Scannen des dänischen Passes, aber da du ja nur einen deutschen Pass besitzt, kannst du auch nichts scannen“, erläutert Büchereidirektorin Claudia Knauer.

Statt CPR-Nummer einen Nutzernamen überlegen

Wer über einen dänischen Pass verfügt, kann sich den Gang zum Bürgerservice sparen und MitID eigenhändig installieren und aktivieren. 

Und dazu sollte man gut vorbereitet sein, empfiehlt Bibliothekarin Ira Bogovic. Denn bei MitID ist die CPR-Nummer als Log-in oder Benutzername abgeschafft. Stattdessen muss man sich selbst einen Nutzernamen ausdenken, und das tut man am besten bereits im Vorfeld. Dann kann man sich mit dänischem Pass, Smartphone und NemID-Pinkarte oder App daran machen, seine MitID zu aktivieren.

Peter fragt: „Wir sind ein Ehepaar aber haben nur ein Telefon für beide. Was machen wir dann?“

Dann kann man durchaus auch zwei Benutzer auf demselben Smartphone einrichten. Alternativ kann man einen Codeleser nutzen und muss dann über den Browser und den Computer gehen.

Wir sind schlauer geworden. Das war sehr informativ. Jetzt haben wir den großen Überblick, aber die Feinheiten fehlen noch.

Peter Herrmann, Apenrade

Die Bücherei will jetzt weitere Fragen sammeln und wird bei Bedarf eine erneute Veranstaltung zum Thema durchführen. Zudem gibt es die Möglichkeit, die Power Point Präsentation der Bibliothek zugeschickt zu bekommen. Dazu kann man sich einfach an die Zentralbücherei in Apenrade wenden.

Zum Schluss fordert Ira Bogovic noch einmal dazu auf, Geduld zu haben, sofern man noch keine Benachrichtigung für den Wechsel erhalten hat. Erst wenn man benachrichtigt wurde, bekommt man auch den erforderlichen Aktivierungscode, der nötig ist, um MitID überhaupt in Gang zu bekommen.

Gute Vorbereitung ist alles. Zettel und Bleistift sind auch im digitalen Zeitalter noch nützliche Hilfswerkzeuge. Foto: Nils Baum

„Wir sind schlauer geworden“

Und was sagen Siegrid und Peter Herrman nach Ende der Veranstaltung?

„Wir sind schlauer geworden. Das war sehr informativ. Jetzt haben wir den großen Überblick, aber die Feinheiten fehlen noch“, sagt Peter. Und Siegrid ergänzt: „Morgen müssen wir zusehen, dass wir einen Termin beim Bürgerservice bekommen. Und dann müssen wir Schritt für Schritt sehen, wie es weitergeht.“

An seinem Klapptelefon möchte Peter auf jeden Fall festhalten. Er will statt Smartphone lieber auf „diesen Dimms“ setzen, den Codeleser. Und zum Interview beim Bürgerservice sind die beiden auch bereit.

„Wir leben jetzt so lange in Dänemark und fühlen uns hier sehr wohl, da müssen wir dann auch das mitmachen, was die Behörden von uns verlangen. Selbst wenn die Digitalisierung manchmal vielleicht doch ein wenig heftige Blasen schlägt“, findet Peter.

Doch dann fügt er schnell hinzu: „Noch klappt es. Wir werden dieses Jahr 80, wir müssen aufpassen. Aber wir sind optimistisch.“

Zwar konnten nicht alle Fragen beantwortet werden, aber dank der guten Vorbereitung der Mitarbeiterinnen der Deutschen Zentralbücherei gab es wertvolle Informationen zur Umstellung auf MitID. Foto: Nils Baum
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