Deutscher Tag

„Wir wünschen uns die offenen Grenzen zurück“

„Wir wünschen uns die offenen Grenzen zurück“

„Wir wünschen uns die offenen Grenzen zurück“

Tingleff/Tinglev
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Hinrich Jürgensen fand zum Thema Grenzkontrollen deutliche Worte. Foto: Karin Riggelsen

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Der BDN-Vorsitzende Hinrich Jürgensen kritisiert beim Deutschen Tag die erneute Verlängerung der temporären Grenzkontrollen. Auch Regionsvorsitzende Stephanie Lose und Botschafter Pascal Hector kamen auf das Thema Grenze zu sprechen.

Es war eine Festtagsrede, wie man sie erwarten würde, die der Vorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, beim Deutschen Tag in Tingleff hielt: freundlich und munter.

Doch bei einem Thema wurde er sehr deutlich, bei der Frage der coronabedingten Grenzschließungen. 

„Wer hätte gedacht, dass 2020 plötzlich die Grenze für die meisten wieder zum unüberwindlichen Hindernis wurde? Es war schon ein großer Schock, und aus vielen Gesprächen weiß ich, dass viele das genauso sehen und dass die Grenze leider auch in den Köpfen vieler wieder Platz gefunden hat“, sagte er.

„Bittere Erfahrung“

Der deutsche Botschafter in Dänemark, Pascal Hector, nannte die Grenzkontrollen während der Corona-Krise eine „enorme Belastung“ für das Grenzland und die Minderheiten.

„Diese bittere Erfahrung hat aber vielleicht auch ihr Gutes: Sie hat uns den Wert der offenen Grenzen in Europa wieder sinnfällig vor Augen geführt. Das ist eben keine vom Himmel gefallene Selbstverständlichkeit, sondern eine unschätzbare Errungenschaft, für die wir uns stets aufs Neue und mit Nachdruck einsetzen müssen – durch enge Zusammenarbeit in der Europäischen Union“, meinte er.

Er hoffe, dass es nie wieder nötig werde, die Grenze zu schließen. Man müsse sich jedoch trotzdem auf eine mögliche künftige Situation besser vorbereiten.

„Als Botschaft werden wir alles daransetzen, dass es dazu bald Konferenzen und Treffen geben wird, an denen gerade auch Vertreter der besonders Betroffenen, zu denen ich auf jeden Fall auch die Minderheiten zähle, beteiligt sind“, so Hector.

Lose lobte Minderheiten

Die Vorsitzende des Regionsrates für Süddänemark, Stephanie Lose (Venstre), bedankte sich ausdrücklich bei den Minderheiten dafür, dass sie sich „positiv“ für eine Öffnung der Grenze eingebracht hätten.

„Ich hoffe, dass wir alle aus der Situation gelernt haben, damit wir allen Grenzgängern künftig das Leben erleichtern können – so, wie man es von einer lebendigen Grenzregion zu Recht erwartet“, sagte sie.

„Fadenscheiniger Hinweis“

Der BDN-Vorsitzende beließ es nicht bei der Frage der coronabedingten Grenzschließungen; er forderte die restlose Entfernung der Kontrollen.

„Es ist nicht in Ordnung, dass die dänische Regierung die – sogenannten ‚vorübergehenden‘ – Grenzkontrollen wieder um sechs Monate verlängert hat. Dieses Mal mit dem fadenscheinigen Hinweis auf Bedrohungen durch Terrorismus und organisierte Kriminalität. Wir wünschen uns die offenen Grenzen zurück, und die Zeit ist auch reif dafür“, wetterte er.

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