Identität

Zugezogene als Bereicherung und Herausforderung für die Minderheit

Zugezogene als Bereicherung und Herausforderung für die Minderheit

Zugezogene als Bereicherung und Herausforderung

Nordschleswig
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Das jährliche Knivsbergfest zählt zu den wichtigsten Veranstaltungen der Minderheit. Foto: Karin Riggelsen

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In den vergangenen beiden Jahren ist die Zahl der Menschen, die von Deutschland nach Nordschleswig ziehen, stark angestiegen. Sie können die Minderheit stärken, kommen jedoch auch mit einem anderen historischen und kulturellen Hintergrund.

In den vergangenen beiden Jahren haben immer mehr Menschen aus Deutschland in Nordschleswig eine neue Heimat gefunden. Die Schulen der Minderheit berichten von rekordhohen Schülerzahlen.

„Die vielen Zugezogenen sind sowohl eine Bereicherung als auch eine Herausforderung für die Minderheit“, sagt der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen.

Zugezogene wichtig für Sprache und Kultur

2021 sind laut Danmarks Statistik 1.352 Personen aus der Bundesrepublik in die Region gezogen, rund die Hälfte mehr als im Vorjahr. 2022 stieg die Anzahl weiter auf 2.228.

„Sie sind eine Bereicherung, weil sie dazu beitragen, die deutsche Sprache zu stärken. Auch kulturell sind die Impulse durch die Zuwanderung wichtig“, so Jürgensen.

Zu den Herausforderungen zählt er, dass etliche Schulen mittlerweile überfüllt sind, und sie daher Kinder abweisen müssen. Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig plant übergeordnete Aufnahmekriterien auszuarbeiten, doch diese lassen auf sich warten. So ist es auch für das kommende Schuljahr den einzelnen Schulen überlassen, Aufnahmekriterien aufzustellen.

Integrationsarbeit der Minderheit

Professor Martin Klatt vom Zentrum für europäische Minderheitenforschung in Flensburg sieht in der hohen Anzahl der Zugezogenen weitere Herausforderungen für die Minderheit.

„Das hat die deutsche Minderheit etwas überrascht, und ich mache eine gewisse Ohnmacht aus. Denn die Minderheit leistet einen nicht unerheblichen Teil der Integrationsarbeit. Aber ist das nicht Aufgabe der Kommunen?“, sagte er am Mittwoch dem „Nordschleswiger“.

Zweisprachigkeit lernen

Die Vorsitzende der Jungen Spitzen, Katharina Kley, findet, die vielen potenziellen neuen Mitglieder der Minderheit machen es notwendig, die Identität als Mitglied der Minderheit zu diskutieren und weiterzuentwickeln.

Ich meine, es ist wichtig, dass man Dänisch und am besten auch Sønderjysk lernt, wenn man hierherzieht.

Katharina Kley

„Die Identität ist, was uns zusammenhält. Wichtig ist, dass wir einerseits neue Ideen aufgreifen, aber gleichzeitig an unseren Grundwerten festhalten“, meint sie.

Persönlich sieht sie die Zweisprachigkeit als zentral für ihre Identität. Als Schulsprecherin des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig (DGN) versucht sie, Kameradinnen und Kameraden aus Deutschland den Wert der Mehrsprachigkeit zu vermitteln.

„Ich meine, es ist wichtig, dass man Dänisch und am besten auch Sønderjysk lernt, wenn man hierherzieht“, so Kley.

Die Minderheit kann „æ Sproch“

Auch ehemalige Zugezogene berichten von der Bedeutung von Dänisch und Sønderjysk, um Teil der Minderheit zu werden. Hanns Peter Blume begann 1963, an der deutschen Schule in Lügumkloster zu unterrichten. Im lokalen Krug machten ältere Junggesellen aus der Minderheit die klare Ansage, er müsse schleunigst Dänisch, sprich Sønderjysk, lernen.

„Deutsch allein reicht nicht aus, wer das denkt, der irrt sich“, zieht er dasselbe Fazit wie die um zwei Generationen jüngere Kley.

Wenn Zugezogene nicht mehr Zugezogene sind

Er und andere wie er, sind deutliche Beispiele dafür, dass seit jeher Menschen nach Nordschleswig gezogen und engagierte Mitglieder der Minderheit geworden sind.

„Die Minderheit hat es mir leicht gemacht, meinen Beruf als Lehrerin weiter auszuüben. Es war kein schwerer Übergang“, so Simone Sippel-Petersen, die seit 2000 am DGN unterrichtet und heute stellvertretende Schulleiterin ist.

Und auch Kley hat die Erfahrung gemacht, dass man durchaus „EVU“ (eine oder einer von uns) werden kann, auch wenn die Wurzeln nicht über Generationen in Nordschleswig verankert sind.

„Als Kind hatte ich Freunde, die ich als Mitglieder der Minderheit aufgefasst habe. Erst später wurde mir klar, dass die Eltern aus Deutschland hergezogen waren. Mir zeigt es, wie offen die Minderheit gegenüber neuen Mitgliedern ist“, so die Vorsitzende der Jungen Spitzen.

Jürgensens Rede bei der Abiturfeier

Doch nicht nur neue Mitglieder sind BDN-Chef Hinrich Jürgensen herzlich willkommen, die Rückkehr von „alten“ ist ihm mindestens ebenso wichtig.

„Wir haben viel getan, um junge Leute nach der Ausbildung zurückzuholen. Das ist wichtig für die Minderheit, und es ist wichtig für die Region.“

Und so können sich auch die diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten schon einmal darauf vorbereiten, dass auch sie den Satz vom Hinausziehen, Neues lernen und dann zurückkehren, in der Rede von Jürgensen zu hören bekommen.

Artikelserie zur Identität der Minderheit

Die Delegiertenversammlung ist das höchste Organ des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) und entscheidet die wichtigsten Fragen, mit denen sich der BDN befasst. Diese Fragen stellen sich immer wieder neu, denn die Minderheit von heute ist nicht die von gestern, die von morgen wird wiederum anders aussehen. Als Auftakt zur Delegiertenversammlung, die in diesem Jahr am 1. Juni stattfindet, befasst sich „Der Nordschleswiger“ in einer Reihe von Artikeln mit dem Thema Identität. Wir stellen unter anderem die Frage, was es heißt, Minderheit zu sein.

Alle veröffentlichten Artikel aus der Serie:

Minderheit: Stetige Gratwanderung zwischen Integration und Assimilation

Ehemalige Zugezogene erzählen: Die Minderheit verändert sich

Dänische Mehrheit und deutsche Minderheit: Das gute Verhältnis soll auf den Prüfstand

Deutsche Minderheit: Zugezogene im Fokus der Wissenschaft

Welche Anforderungen Institutionen der Minderheit in Nord- und Südschleswig an neue Mitglieder stellen

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