Geschichte

Altes Gaswerk soll von Tonderns militärischer Vergangenheit erzählen

Altes Gaswerk soll von Tonderns militärischer Vergangenheit erzählen

Altes Gaswerk soll von militärischer Vergangenheit erzählen

Tondern/Tønder
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Anders Jacobsen (l.) und Kim Ørneborg in der früheren Produktionshalle für Wasserstoff Foto: Monika Thomsen

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Der Themenbereich Garnisonsgeschichte wird aus dem Zeppelinmuseum in Tondern ausgegliedert und soll einen neuen, eigenen Standort erhalten. Das Museumsteam bemüht sich um Starthilfe bei der Kommune Tondern.

„Ein paar Hunderttausend Kronen fehlen noch, dann können wir loslegen“, erzählt der Vorsitzende des Zeppelin- und Garnisonsmuseums in Tondern, Anders Jacobsen, am neuen Standort für das Garnisonsmuseum.

Tonderns Militärgeschichte ab 1920 soll zukünftig auf eigenen Beinen stehen und am Ribelandevej im früheren Gaswerk des Zeppelin-Stützpunktes eigenständig erzählt werden.

Mit der Ausgliederung des militärischen Teils geht es zurück zum Ursprung des 1999 von Ehrenamtlern eröffneten Zeppelinmuseums am benachbarten Gasværkvej.

Erst seit der Schließung der Kaserne in Tondern Ende 2002 spielen die militärischen Exponate – darunter ein ganzer Teil auf vier Rädern – im kombinierten Zeppelin- und Garnisonsmuseum eine Rolle.

Zurzeit befinden sich die militärischen Exponate und die Objekte aus der Zeit als Zeppelinstützpunkt am Gasværksvej unter einem Dach. Foto: Brigitta Lassen

Kommunales Sicherheitsnetz

Während der Flugzeughangar im Soldaterskoven vor einigen Jahren durch den staatlichen Finanzhaushalt gerettet wurde, spannte die Kommune Tondern vor einem Jahr ein Sicherheitsnetz für das Gaswerk aus.

In den Kauf der Halle, wo seinerzeit der Wasserstoff für die Luftschiffe produziert wurde, investierte die Kommune 2,5 Millionen Kronen.

„Damit können unter anderem die historischen Fahrzeuge ordentlich untergebracht werden“, berichtet Jacobsen in der Halle aus Tonderns Zeit als Luftschiffhafen von 1914 bis 1918.

Links neben dem alten Gaswerk liegt die Baracke, die nach dem Zweiten Weltkrieg den Flüchtlingen im Lager als Waschhaus diente. Foto: Monika Thomsen

Stiftung gibt Finanzspritze

Kürzlich erhielten die Museumsleute eine Zusage für 100.000 Kronen aus der Norlys-Stiftung. Daran ist die Bedingung geknüpft, dass die Gesamtfinanzierung in trockenen Tüchern ist.

Daher klopft das Garnisonsmuseum im Rahmen der Haushaltsberatungen erneut bei der Kommune Tondern um finanzielle Schützenhilfe an. Der Verein hofft auf 200.000 Kronen.

Die Baracke benötigt eine helfende Hand. Foto: Monika Thomsen

Alarmanlage und Zaun erforderlich

„Wir benötigen eine Alarmanlage, der Asphaltplatz soll eingezäunt und das Dach der Flüchtlingsbaracke muss erneuert werden. Außerdem soll das Häuschen vor weiterem Verfall geschützt werden“, erzählt Jacobsen.

Die Baracke neben dem alten Gaswerk wurde als Waschhaus genutzt, als es auf dem dortigen Gelände von Februar 1945 bis Februar 1948 ein Flüchtlingslager mit 1.300 Menschen aus Ostpreußen gab.

Die Einfassungen für die Wäscheleinen sind in dem Häuschen noch erhalten. Foto: Monika Thomsen

Um Authentizität bemüht

Es soll ein neuer Verein gegründet werden, der für das Garnisonsmuseum zuständig ist. Abgesehen von der Sicherung sind keine großen Änderungen für das alte Waschhaus geplant.

 „Es ist noch zu 90 Prozent in seinem Originalzustand. Wir wollen, dass es authentisch bleibt“, so der Museumsvorsitzende.

Auf dem Wäschetisch wurde vor etwa 75 Jahren Wäsche zusammengelegt. Foto: Monika Thomsen

Lokalhistorische Expertise

Bei der Vermittlung verbünden sich die Museumsleute mit der Leiterin des örtlichen Lokalhistorischen Archivs, Birgitte Thomsen, die die Ausstellung zusammenstellen soll.

Im Archiv gibt es Dankesbriefe der deutschen Flüchtlinge. Es gebe viele berührende Geschichten.
„Seit drei Tagen suchen wir eine Unterkunft. Ach, wir vermissen unser schönes Tondern“, zitierte Jacobsen aus dem Gedächtnis aus einem Brief von Flüchtlingen, die 1948 ins Lager nach Oksbøl verlegt worden waren.

Es handelt sich um ein beeindruckendes Bauwerk aus dem Ersten Weltkrieg. Foto: Monika Thomsen

Geschichtliche Zusammenhänge

„Man kann uns vielleicht vorwerfen, dass wir das Gaswerk-Gebäude als Garnisonsmuseum zweckentfremden, da es aus dem Ersten Weltkrieg stammt. Die Ära ab 1920 ist aber Teil der Militärgeschichte Tonderns“, so Jacobsen und der Vizevorsitzende Kim Ørneborg.

„Wir sind sehr froh, dass die Kommune im vergangenen Jahr das Gebäude gekauft hat. Wir benötigen jetzt etwas Starthilfe, um das Projekt anzuschieben“, sagt Jacobsen.

Später soll der Betrieb finanziell in sich ruhen. Kim Ørneborg fügt hinzu, der Vorbesitzer habe signalisiert, dass er das Gebäude abreißen wolle.

„Das wäre sehr schade gewesen“, sagt er. In Zeiten der Tonderner Garnison wurde das Bauwerk als Lager genutzt, und die Lastwagen waren dort untergestellt.

Das Gaswerk gehörte zum Luftschiffhafen. Foto: Monika Thomsen

Ergiebige Streifzüge im Wald

Während Anders Jacobsen vor 23 Jahren zur Zeppelin-Truppe gestoßen ist, reicht Kim Ørneborgs Verbindung weiter zurück.

„Als Junge wurde ich gezwungen, meinen Vater Svend Ulrik und meinen Onkel Manfred Petersen auf ihren Streifzügen durch den Wald zu begleiten“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.

Sein Vater und sein Onkel gehörten seinerzeit zu den treibenden Kräften für das Zeppelinmuseum am Gasværksvej.

Toiletten für die Museumsgäste gibt es in diesem Nebengebäude, das der Immobiliengesellschaft Bo-To-Ejendomme gehört. Foto: Monika Thomsen

Vergangenheit wurde lebendig

Kürzlich wurden die Kisten mit den nicht ausgestellten alten Funden wieder hervorgeholt, als es ein großes Event im Soldaterskoven gab.

„Ich erinnerte mich noch genau an die Fundstücke des Waldbodens, als ich sie wiedersah“, so der 50-jährige Ørneborg.

Jacobsen und Co. rechnen auf Jahresbasis mit 6.500 Gästen. Das benachbarte Zeppelin- und Garnisonsmuseum, das nur im Sommerhalbjahr an den Wochenenden geöffnet ist, hat 4.500 Besuchende.

In dem roten Gebäude mit Wohnungen, das nicht zu dem Projekt gehört, wohnten die Offiziere des Luftschiffhafens. Foto: Monika Thomsen

Nachbau auf der Wunschliste

„In unserem Entwurf gehen wir davon aus, dass die Stätte donnerstags, freitags, sonnabends und sonntags von einer Person betreut wird. Wir haben außerdem einen kleinen Traum, im Gaswerk in einem klimakontrollierten Raum einen Nachbau der Baracke zu platzieren. Dort könnten dann die Exponate ausgestellt werden, die keinen Temperaturwechsel verkraften können“, berichten die zwei Männer.

Ein dickes Lob haben sie für die örtlichen Handwerker, die immer sehr hilfsbereit seien.

Nach dem Motto „Von nichts kommt nichts“ sind Jacobsen und Ørneborg bereit, die Ärmel hochzukrempeln, um am neuen Standort Klarschiff zu machen.

Das gelbe Wachhäuschen an der Einfahrt wurde auch von der Kommune gekauft. Foto: Monika Thomsen

Zeppelin-Exponate in Warteposition

Die Exponate aus dem Zeppelinmuseum zur Geschichte Tonderns als Luftschiffhafen sollen langfristig Bestandteil des angestrebten millionenschweren geschichtlichen Erlebniszentrums Zeppelin Tønder werden.

 

 

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