Jubiläum

SP-Rezepthefte werben auch in Kopenhagen für die Minderheit

SP-Rezepthefte werben auch in Kopenhagen für die Minderheit

SP-Rezepthefte werben auch in Kopenhagen für die Minderheit

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Apenrade/Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Harro Hallmann in dem neu eingerichteten Versammlungsraum des Sekretariats der deutschen Minderheit. Fünf Fotos aus dem Rezeptheft der Schleswigschen Partei schmücken die Wände des Kopenhagener Domizils der Minderheit. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Schleswigsche Partei feierte im August ihren 100. Geburtstag. „Der Nordschleswiger“ bringt eine Reihe von Artikeln über die Partei der deutschen Minderheit. In diesem Teil der Serie widmen wir uns dem Marketing – diesmal aus Sicht des Mannes hinter dem Rezeptheft-Erfolg.

Bei der Kommunalwahl 2021 wird die Schleswigsche Partei (SP) zum vierten Mal in Folge ein Rezeptheft herausgeben. Der Kommunikationschef des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) und Leiter des Sekretariates der deutschen Minderheit in Kopenhagen, Harro Hallmann, ist erneut verantwortlich für die Herausgabe des Heftes, das die Partei weit über die Grenzen des Landesteils hinaus vermarktet. In Kopenhagen (København), wo Hallmann seit Anfang des Jahres das Sekretariat leitet, schmücken fünf eingerahmte Fotos aus dem dritten Rezeptheft die Wände des neu eingerichteten Versammlungsraumes.

Harro Hallmann ist neben seiner Stelle als Leiter des Kopenhagener Sekretariats BDN-Kommunikationschef. Er hat das neue „Grenzland“-Heft zusammengestellt und die Beiträge ausgewählt. Foto: Karin Riggelsen

Erste „Heftideen“ vor vier Jahren

Der 57-jährige Haderslebener hat den Prozess mit der Gestaltung des Hefts Anfang November intensiviert. Die Idee zu dem vierten Heft in Folge hat Hallmann schon länger.

Die ersten „Heftideen“ entstanden wohl bereits bei der Kommunal- und Regionsratswahl 2017. Das Rezeptheft der Schleswigschen Partei wird es 2021 nicht nur auf Papier geben. Die Partei plant bei ihrer Marketingstrategie, das Heft zu einem Teil der sozialen Medien zu machen, sagt der Kommunikationschef. Die Schleswigsche Partei, die 1920 als „Schleswigscher Wählerverein“ aus der Taufe gehoben wurde, ist die politische Vertretung des im November 1945 gegründeten BdN.

Inhalt noch unter Verschluss

Die Entscheidungsträger der Schleswigschen Partei hießen das Projektkonzept bereits vor anderthalb Jahren gut und befürworteten somit, dass versucht werden soll, an den Erfolg anzuknüpfen. Hallmann arbeitet daran, dem Heft Inhalt und Form zu verleihen. Mit welchen Gedanken und Impulsen er die Leute im Wahlkampf 2021 überraschen will, behält er vorerst für sich. Dem Parteivorsitzenden Carsten Leth Schmidt und den Spitzenkandidaten wird voraussichtlich in gewohnter Form Spaltenplatz eingeräumt werden, damit sie ihre Lieblingsgerichte vorstellen und eine kurze, politische Botschaft abgeben können.

Marketing in neuen Händen  

„Ich bin traurig, dass Peter Kleinschmidt nicht mehr mitarbeitet. Sein Stil ist sehr gut. Er hat immer sehr überzeugend und mit Präzision gearbeitet. Ich kann mich nicht erinnern, dass er etwas abgeliefert hat, das fehlerhaft war“, lobt Hallmann den Grafiker Peter Kleinschmidt. Der Grafiker ging 2018 nach 31-jähriger Zusammenarbeit mit der Schleswigschen Partei in den Ruhestand. Kleinschmidt und Hallmann haben gemeinsam die drei ersten SP-Rezepthefte gestaltet.

Nachdem auch der Besitzer des Werbebüros „Marketeam“, Ib Skjærlund, fast zeitgleich mit Kleinschmidt seinen Rückzug bekundete, liegt das Marketing der Partei nun in den Händen der Agentur „Setoff“.

„Die Firma hat sich wirklich gleich zu Anbeginn Mühe gegeben, die Schleswigsche Partei zu verstehen. Das ist auch wichtig, denn wir sind ja doch anders als andere Parteien“, sagt Hallmann. Die Agentur habe sich mit einem überzeugenden Konzept und auch viel Wissen über die Partei verkauft und zeige großes Interesse und Engagement bei der Zusammenarbeit, sagt der Kommunikationschef. 

Der BDN-Kommunikationschef und Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen, Harro Hallmann, sichtet Wahlmaterial zusammen mit SP-Parteisekretärin Ruth Maria Candussi. Foto: Karin Riggelsen

Regionale Spezialitäten „in der Luft“

Der damalige Parteisekretär Gösta Toft hatte im Juni 2008 zu einem „Frokost“ (Mittagessen) eingeladen. Bei dem Essen unterhielten sich Kommunikationschef und Parteisekretär über den Wahlkampf 2009. „Das war schon so in der Luft, dass wir irgendwas machen wollten mit regionalen Spezialitäten. Daraus entwickelte sich meine Idee, ein eigenes Rezeptheft zu machen“, erinnert sich Hallmann. 

Die Rezepthefte haben bei den Wahlkämpfen 2009, 2013 und 2017 eine wichtige Rolle gespielt. Die Hefte mit Anleitung zum Kochen typischer Gerichte waren von Anfang an ein Teil des Straßenwahlkampfs. Das erste Heft wurde in zwei Auflagen mit insgesamt 15.000 Exemplaren gedruckt. Die Rezepthefte zum Wahlkampf 2013 und 2017 sind in einer Auflage von 25.000 bzw. 35.000 Exemplaren gedruckt wurden.

Die Leute haben es als Rezeptheft angenommen.

Harro Hallmann, BDN-Kommunikationschef und Leiter des Sekretariats der deutschen Minderheit in Kopenhagen

Kein Parteiprogramm mit Rezepten

„Wenn man im Wahlkampf steht und Material verteilt, machen die Passanten oft einen Riesenbogen um dich. Aber die Rezepthefte haben sie immer genommen. Ja, manchmal sind sie sogar zurückgekommen, um ein zweites oder drittes Heft zu bekommen“, sagt Hallmann und lacht.

Ihm sei immer wichtig gewesen, „richtige“ Rezepthefte zu produzieren. Das politische Element fülle durchschnittlich vielleicht zehn Prozent, sagt Hallmann: „Es soll kein Parteiprogramm mit Rezepten sein. Es ist mir immer wichtig gewesen, dass es ein Rezeptheft ist.“ 

Im politischen Teil des Heftes sei Platz eingeräumt worden für ein Vorwort des Parteivorsitzenden. Des Weiteren stellen die jeweiligen Spitzenkandidaten in den vier Kommunen in Nordschleswig Apenrade (Aabenraa), Tondern (Tønder), Hadersleben (Haderslev) und Sonderburg (Sønderborg) ihre Lieblingsgerichte vor.

„Die Leute haben es als Rezeptheft angenommen“, unterstreicht Harro Hallmann.

Regionalgerichte aus Nordschleswig

Im Vorfeld des ersten Rezeptheftes hatte Hallmann einen großen Teil der 21  Rezepte, die im Heft vorgestellt werden, nachgekocht und auch in verschiedenen Kochbüchern nachgeschlagen, erzählt er. Bei der Auswahl der Gerichte kam Hallmann seine große Erfahrung als Hobbykoch zugute. „Ich koche sehr gerne. Ich habe immer gerne Essen gemacht für die Familie. Aber die Kinder durften auch mal ran", verrät der vierfache Vater.

In der Erstausgabe der Serie gab es auch einen Gastbeitrag von Historikerin Inge Adriansen (1944-2017). In ihrem Artikel schrieb die anerkannte Museumsinspektorin und Autorin zum Thema „Der Geschmack von Nordschleswig". „Umgekehrt stellte Adriansen auch in ihren Publikationen unser Rezeptheft vor", erinnert sich Harro Hallmann.

Das erste Rezeptheft bebilderte Hallmann selbst und unter anderem mithilfe von Mitgliedern der Minderheit. Den Umschlag schmückt das Foto, mit dem Peter Asmussen einen von der Schleswigschen Partei ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatte.

Kochkunst in neuem Gewand

Bei der Wahlkampagne 2013 vermarktete die Partei sich erneut mit einem Rezeptheft.  Unter dem Titel „Neue heimische Spezialitäten“ (Nye Sønderjyske Egnsretter) richtete der neue SP-Vorsitzende Carsten Leth Schmidt den Fokus auf Erneuerung.

Bei der Wahl vier Jahre zuvor hatte Gerhard Mammen den Parteivorsitz inne. 2013 wurden beliebte Gerichte in neuem Gewand vorgestellt. Dabei kooperierte Harro Hallmann mit dem Grammer Schloss und Profiköchin Ninna Bundgaard Christensen. Fototechnisch wurde das Heft auch professionalisiert durch die Zusammenarbeit mit Pressefotografin Karin Riggelsen.

Regionalgerichte dem Trend der Zeit angepasst

Vor der Kulisse des Schlosses machte die SP durch schmackhafte Regionalgerichte auf sich aufmerksam. Ganz im Trend der Zeit, sich bewusst zu ernähren, verhalf Bundgaard Christensen Traditionsgerichten zu neuem Leben.

„Sie kochte unter anderem in der alten Schlossküche im Keller. In Zusammenarbeit mit der Fotografin sind ganz tolle Sachen gemacht worden. Die Fotos hätten in jedem Kochbuch erscheinen können. Das ist richtig Kunst“, freut sich Hallmann.

Das Rezeptheft bei der Vorstellung im September 2017 in Wilstrup Strand (Vilstrup Strand) (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen
Ein Büfett mit Gerichten aus dem SP-Rezeptheft 2017 (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Heimische Spezialitäten mit Zutaten aus der Natur

Die Schleswigsche Partei trat 2017 nicht nur zur Kommunalwahl an. Die Partei kandidierte vor drei Jahren erstmals bei der Regionsratswahl. In der Hoffnung, ihren Stimmenzuwachs auf kommunaler Ebene von 2013 wiederholen zu können, ging die Partei erneut mit einem Rezeptheft in den Wahlkampf. 

Diesmal setzte die Partei neben Aktionen wie beispielsweise ihrer Sprachkampagne „Vi ka æ sproch!“, auf das bewährte Rezeptheft. Die Maßnahmen fanden positives Echo in der Öffentlichkeit. 2017 wurde das Rezeptheft mit heimischen Spezialitäten mit Zutaten aus der Natur „garniert“.

Unter dem Titel „Sønderjysk Mad – SØMA“, hatte die SP sich von der neuen nordischen Küche inspirieren lassen, wobei regionale und saisonale Zutaten verarbeitet wurden. Dabei standen Hallmann die Profiköche Tina und Roald Bøgh Nissen sowie Petra und Jan Lohse, die die Firma „Smag af Naturen“ betreiben, als Kooperationspartner, zur Seite. Das Rezeptheft enthält Anleitungen für 18 Gerichte. Die Vorspeisen, Fisch- und Fleischgerichte und die Nachspeisen werden in bewährter Form von den SP-Kandidaten präsentiert.

Harro Hallmann freut sich darüber, dass die Fotos des Rezepheftes 2017 die Wände des neuen Versammlungsraumes schmücken. Foto: Karin Riggelsen

Ein Stück Minderheit in der Hauptstadt

Die Fotos für das Rezeptheft 2017 hat auch Pressefotografin Karin Riggelsen aufgenommen. Fünf der kulinarischen Leckereien nahe der nordschleswigschen Natur, haben Doppeleffekt bekommen: die „Nordschleswig-Appetizer“ schmücken die Wände des Sekretariats und bringen ein Stück Minderheit in die Hauptstadt.

Versammlungsraum statt zweites Büro

Harro Hallmann hatte zum Jahresbeginn die Stelle als Leiter des Sekretariates der deutschen Minderheit in Kopenhagen übernommen. Das Sekretariat ist renoviert worden: „Statt ein zweites Büro habe ich einen sehr, sehr schönen Versammlungsraum bekommen.“

Im Sekretariat kann er nun Schulklassen und Gruppen bis zu 25 Personen aufnehmen. „Im Versammlungsraum sind große, feine Wände. Ich habe fünf Fotos aus dem letzten Rezeptheft vergrößern und einrahmen lassen und an die Wand gehängt“, erzählt Hallmann. Ihm ist es wichtig, im Sekretariat die Verbindung nach Nordschleswig auf eine positive Art darzustellen.

„Es hätten auch Landschaftsbilder sein können. Aber ich fand dieses noch appetitlicher“, sagt Hallmann und lächelt. Es sind nicht nur die Fotos, die für die deutsche Minderheit werben. Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Wandschmuck hatte Hallmann, weil er seinen Gästen ab und an als Präsent ein Rezeptheft mit auf den Weg gibt: „Das Heft aus dem Jahr 2017 kommt besonders gut an. Aber ich habe immer wieder Nachfragen nach allen drei Rezeptheften.“

Corona bremst Aktivitäten

Obwohl viele Aktivitäten von Corona ausgebremst sind, hat Hallmann sich gut eingelebt in Kopenhagen. Aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen gegen die Pandemie konnte er noch keine größeren Gruppen begrüßen. Anfragen von interessierten Besuchern aus dem In- und Ausland liegen dem Sekretariatsleiter vor. Er fordert die Schulen der Minderheit dazu auf, sich bei ihm zu melden, um einen Besuch im Sekretariat zu vereinbaren, wenn erneut Klassenreisen nach Kopenhagen gemacht werden können.

Neben der Arbeit als Kommunikationschef im Haus Nordschleswig in Apenrade fährt der Haderslebener nach Kopenhagen, um unter anderem Gespräche mit Mitgliedern des Folketings zu führen. Das Sekretariat in der Peder Skrams Gade – ein Steinwurf von Christiansborg, dem Sitz des dänischen Parlaments, entfernt – ist wichtiges Bindeglied zwischen der Minderheit und dem Folketing samt der dänischen Regierung.

Die Stelle des Sekretariatsleiters ist eine Halbtagsstelle. Mit einem Rhythmus, bei dem er alle drei Wochen oder manchmal auch jede zweite Woche drei bis vier Tage am Stück in Kopenhagen ist, fühlt sich Hallmann in seinem Aufgabenbereich sehr wohl. „So funktioniert das sehr gut. Ich bin gerne im Sekretariat. Kopenhagen ist ja auch eine tolle Stadt“, sagt Hallmann.

Harro Hallmann im Sekretariat der deutschen Minderheit in Kopenhagen Foto: Karin Riggelsen

Wahl 2021: Rezeptheft ist Hallmanns primäre Aufgabe

Harro Hallmann ist seit Dezember 2003 Kommunikationschef des BDN. Vor seiner Rückkehr in seine nordschleswigsche Heimat  hatte der Haderslebener Politologie in Aarhus und Berlin studiert und in einer Reihe von dänischen Organisationen gearbeitet.

Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit leitete der 57-Jährige 2009, 2013 und 2017 den Wahlkampf der Schleswigschen Partei in seiner Heimatstadt. Diese ehrenamtliche Aufgabe wird er nicht fortführen bei der Wahl 2021. „Bei der kommenden Wahl ist das Rezeptheft meine primäre Aufgabe“, sagt Hallmann. Bei vorherigen Wahlen stand er auf seinem Posten als Kommunikationschef, den Kandidaten unter anderem bei der Ausarbeitung ihrer Profile und dem Schreiben von Leserbriefen zur Seite.

Parteiprogramm mit politischen Inhalten

In seinem Ehrenamt ist es dem Haderslebener immer wichtig gewesen, ein gutes und ausführliches Wahlprogramm präsentieren zu können. „Ich finde, wir haben immer gute Inhalte in unserem Wahlprogramm gehabt. Es ist ja fein, dass man als Partei ein gutes Image und ein klares Design hat. Wenn man aber keine inhaltliche Politik hat, dann ist das vollkommen egal. Das ist ja ein bisschen die Richtung, in die sich die Politik bewegt“, überlegt Hallmann.

In Apenrade ist Harro Hallmanns Arbeitsplatz im Haus Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

Mit Mandaten Politik umsetzen

„Das Interessante an einer Wahl ist ja, dass das Ergebnis nachher indiskutabel ist. Du kriegst etwas Konkretes, die Stimmenzahl ist aufgeteilt auf Kommunen und Kandidaten“, sagt Hallmann. Als Partei bekomme man ein „knallhartes Ergebnis“, an dem es nichts zu rütteln gebe, an dem Ergebnis könne man natürlich deuteln. „Wahlen und Wahlkämpfe führen zu Mandaten, und diese wiederum sind das Mittel, um die Politik umzusetzen“, unterstreicht der Haderslebener.

Die kommende Wahl werde „wie immer“ eine schwierige Wahl mit großen Herausforderungen für die Schleswigsche Partei, denn es gibt viele gute Parteien mit vielen Programmen und guten Kandidaten, sagt Hallmann, der zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Wahlprognosen an die Öffentlichkeit geht. „Die Wähler sind Menschen wie du und ich. Sie wissen auch, was für eine Politik geführt wurde in den vier Jahren, die zwischen den Wahlen liegen, und daran wird die Partei gemessen und nicht so sehr an einem Rezeptheft. Und das ist auch gut so“, meint Harro Hallmann.

2001 bis 2017: Übersicht über die Stimmen, die bei den Wahlen in den Kommunen und bei der Regionratswahl 2017 auf die Schleswigsche Partei entfielen. (Bildschirmfoto) Foto: Schleswigsche Partei

Wurzeln als Regionalpartei

Mit den Rezeptheften habe man, so Hallmann, Gefühle und Traditionen ansprechen wollen. Im Kielwasser der Reform war die Schleswigsche Partei vorab der Kommunalwahl 2009 sehr besorgt gewesen. „Das Wahlergebnis zeigte jedoch, dass die Reform ein Vorteil war auch wegen der Sonderregelung, die wir bekamen“, so Hallmann.

Während die Partei 2005 4.298 Stimmen auf sich vereinte, setzten 5.249 Wähler 2009 ihr Kreuz bei der Partei.  „Das Wahlergebnis 2009 zeigte, dass es ein Vorteil war, dass wir überall in Nordschleswig kandidieren konnten. Es wurde deutlicher und glaubwürdiger, dass wir eine Regionalpartei sind. Das wurde auch so angenommen. Und die Schleswigsche Partei hat ihre Wurzeln als regionale Partei seit der Gründung 1920“, unterstreicht Harro Hallmann.

Spagat zwischen Minderheit und Mehrheit

Die Schleswigsche Partei versteht sich erstens als die Partei der deutschen Minderheit und zweitens als Regionalpartei. „Das Rezeptheft ist auf Dänisch, weil es im Straßenwahlkampf eingesetzt wird“, erklärt Harro Hallmann. Die von Hallmann verfassten Texte sind auch teilweise ins Deutsche übersetzt worden.

„Das ist eine Frage der Ressourcen. Wenn wir die Hefte in zwei Sprachen herausgeben, wird es doppelt so teuer“, sagt Hallmann.

Es sei ein Spagat, als Partei der deutschen Minderheit und Regionalpartei zu agieren. Es gebe Mitglieder der Minderheit, die den Dialekt „Synnejysk“ nicht sprechen, und Leute aus der Mehrheitsbevölkerung, die der Partei vorwerfen, dass sie das deutsche Element verstecken. „Ich finde das nicht richtig. Aber es ist richtig, dass wir den Wahlkampf auf Dänisch als regionale Partei führen. Für mich ist das kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung, genau wie wir in unserer Identität sowohl Dänisch als auch Deutsch sein können“, sagt Harro Hallmann. Er hegt keine Bedenken bezüglich der Politiker, die sauer auf die Partei sind, weil sie den Dialekt des Landesteils für sich in Anspruch nimmt:

„Ich denke, die sind primär neidisch, weil wir uns gut und tüchtig vermarkten. Das dürfen sie auch gerne sein“, sagt der Kommunikationschef, dem 2017 die Idee zu der Sprachkampagne kam: „Ruth (Parteisekretärin Ruth Maria Candussi, Red.) hat die harte Arbeit mit der Umsetzung der Kampagne gehabt."

Mehr lesen