Soziale Verantwortung

„Das sollten alle machen“

„Das sollten alle machen“

„Das sollten alle machen“

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Vergabe des CSR-Siegels 2019 Foto: Archiv

Fotohändler Leif Thøisen hat ein Herz für Menschen mit „Herausforderungen“ – auch als Arbeitgeber. Behinderungen sind bei ihm kein Hindernis für eine Anstellung.

„Als Kenneth vor jetzt fünf, sechs Jahren bei uns anfing, war er noch sehr schüchtern. Er stand quasi nur in der Ecke. Heute berät und bedient er Kunden, kann die Registrierkasse bedienen, gibt das Wechselgeld heraus, macht bei uns die Passfotos und fotografiert tolle Motive in der Stadt mit einer hochwertigen Profiausrüstung, die er sich von seinem Lohn gekauft hat.“ Leif Thøisen ist Inhaber des Geschäftes Münchow Foto in der Apenrader Fußgängerzone – und beschreibt in diesen wenigen Sätzen seinen Angestellten als einen jungen Mann, der in den wenigen Jahren eine enorme Wandlung vollzogen hat. „Ich weiß gar nicht, wie Kenneths Diagnose eigentlich lautet, aber das ist uns ja auch egal. Er hat sich bei uns zu einem geschätzten Mitarbeiter entwickelt“, unterstreicht Thøisen.

Eigene Wohnung

Kenneth heißt Ebbesen Juhl mit Nachnamen und stammt aus Stübbek. Als er in dem Fotogeschäft anfing, lebte er noch bei den Eltern. Es wäre damals auch undenkbar gewesen, dass der junge Mann irgendwann seine eigene Wohnung haben würde. Aber auch diese Hürde hat er genommen: Er lebt in einer eigenen Wohnung in dem Behindertenkollektiv am Møllemærsk. Die Arbeit im Fotoladen hat sicherlich zu seinem gestärkten Selbstbewusstsein und seiner neu gewonnenen Selbstständigkeit beigetragen, ist sich sein Chef sicher.

Fotohändler mit Herz

„Ich muss gestehen, ich habe ein Herz für Menschen mit besonderen Herausforderungen. Kenneth ist beileibe nicht der Erste. Einer unserer früheren Mitarbeiter war ebenfalls eingeschränkt und hat mittlerweile einen Job in einer Holzfirma in Pattburg gefunden. Auch das ist eine absolute Erfolgsgeschichte“, sagt Thøisen.

Der Fotohändler beansprucht diesen Erfolg keineswegs für sich allein. „Alle Mitarbeiter tragen dazu bei. Aber den größten Anteil hat ganz gewiss unsere Edel. Sie ist diejenige, die sich kümmert. Sie spricht nicht nur Fehler an, sondern gibt unseren Praktikanten auch gute Ratschläge, wie sie es das nächste Mal besser machen können. Sie ist schon toll“, lobt er seine Mitarbeiterin Edel Nissen. Glücklich ist Thøisen aber, dass tatsächlich alle Mitarbeiter mitziehen.

Gutes Arbeitsklima

„Das sollten alle Unternehmen machen: Einen Menschen mit Herausforderungen einstellen“, rät der Apenrader Geschäftsmann. Es sei zum gegenseitigen Vorteil, so seine Erfahrung. Er ist sich sicher, dass auch die Kunden die Mischung aus fachlicher Kompetenz, Freundlichkeit, Spaß der Mitarbeiter an und bei der Arbeit und natürlich auch die soziale Verantwortlichkeit zu schätzen wissen. „Wir haben übrigens zurzeit einen Praktikanten mit COPD (dänisch: KOL), und dem fiel sofort die tolle Stimmung unter den Mitarbeitern auf“, sieht sich Thøisen in seiner Annahme bestätigt.

Keine Zeit für Ehrungen

Der Fotohändler hätte am Donnerstagnachmittag eigentlich seine dritte CSR-Auszeichnung im Rathaus in Empfang nehmen sollen. CSR steht für Corporate Social Responsibility und beschreibt die soziale Verantwortung von Unternehmen. „Wir haben aber einen großen Eilauftrag hereinbekommen. Den konnten wir einfach nicht ablehnen und mussten deshalb den Bürgermeister bedauerlicherweise versetzen“, so der Münchow-Inhaber. Thøisen hat aber schon den Platz für die Plakette im Laden ausgesucht: „An der Tür neben den anderen.“

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“