Wirtschaft

Regionaler Arbeitsmarktrat: Jobchancen durch grüne Umstellung

Regionaler Arbeitsmarktrat: Grüne Umstellung schafft Jobs

Regionaler Arbeitsmarktrat: Grüne Umstellung schafft Jobs

Apenrade/Aabenraa
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Der Apenrader Hafen profitiert seit Jahren von der grünen Offshoretechnik. Bauteile für Meereswindparks werden aus der Fördestadt verschifft. Foto: Volker Heesch

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Der RAR-Vorsitzende Jens Gaarde Gad ist besorgt wegen steigender Arbeitslosenzahl: Hoffnung auf baldige Wiederöffnung geschlossener Läden und anderer Betriebe.

Der Vorsitzende des auch für Nordschleswig zuständigen regionalen Arbeitsmarktrates „RAR Sydjylland“, Jens Gaarde Gad, ist besorgt wegen der steigenden Arbeitslosenzahlen angesichts des inzwischen seit Wochen andauernden zweiten Shutdowns in Dänemark. „Wir können feststellen, dass die Lage sehr verschieden in den einzelnen Branchen ist. Der Bereich Handel leidet sehr, während es in der Industrie durchweg recht gut aussieht“, so Gaarde Gad gegenüber dem „Nordschleswiger“.

Jens Gaarde Gad ist seit 2020 Vorsitzender des regionalen Arbeitsmarktrates RAR Sydjylland. Er ist hauptberuflich Direktor im Konzern Danfoss. Foto: JydskeVestkysten

 

Auch in der Gastronomie, in der Touristikwirtschaft und vielen Dienstleistungsfirmen sei die Lage schwierig, so der Vorsitzende des Arbeitsmarktrates, in dem neben Arbeitgebern und Gewerkschaften auch die Kommunalpolitik repräsentiert ist.

Einfallsreiche Betreiber kleiner Läden

„Gerade in jüngster Zeit haben viele kleine Geschäfte Einfallsreichtum bewiesen und das Internet für sich entdeckt, um die Kunden nach digitaler Bestellung zu beliefern“, freut sich der RAR-Vorsitzende. Das funktioniere auch ohne große Internetplattformen. Außerdem wollten viele Kunden weiter beispielsweise Elektrogeräte beim lokalen Handel erwerben, denn dieser sorge später problemlos für Reparaturen. „Wir hoffen natürlich auf eine baldige Wiederöffnung der zur Corona-Abwehr geschlossenen Läden und Betriebe“, so Gaarde Gad, der dabei auch Gastronomie und Touristikunternehmen im Auge hat, die in der Region viele Arbeitsplätze bieten.

Zukunftsperspektiven waren Thema

Thema im Arbeitsmarktrat waren kürzlich die längerfristigen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt in Nordschleswig und Südjütland. „Ein ganz wichtiges Thema ist für uns das absehbare Ende der Öl- und Gasförderung im dänischen Teil der Nordsee“, so Gaarde Gad und fügt hinzu: „Da zeigen sich nach den Entscheidungen zum Bau einer dänischen Energieinsel und weiterer Windparks in der Nordsee neue Arbeitsplatzchancen. Statt Verlust an Jobs zeichnet sich ein Übergang der Spezialisten in eine grüne Offshoreindustrie ab“, so Gaarde Gad, der beruflich als Direktor im Unternehmen Danfoss tätig ist.

Zwar wurde in den vergangenen Wochen vor allem über die Bedeutung der Umstellung im Bereich Esbjerg berichtet, die Stadt liegt im Zuständigkeitsbereich des RAR Sydjylland, doch auch Nordschleswig werde davon berührt, weil viele dort ansässige Industrieunternehmen auch am Ausbau der grünen Energie beteiligt seien.

Qualifizierungen nötig

Gaarde Gad sieht für Nordschleswig in den kommenden Jahren große Herausforderungen in der Qualifizierung und Umschulung der Beschäftigten, damit sie neue Aufgaben übernehmen könnten. „Oft können 80 Prozent der Kompetenzen von Beschäftigten bei ihren neuen Aufgaben genutzt werden. Wichtig sei es dann, durch Qualifizierung die fehlenden 20 Prozent abzudecken“, so der Vorsitzende des Arbeitsmarktrates.

Er hofft, dass im Zuge der aktuellen Debatte über Stärkung der Ausbildungsangebote in der Provinz auch neue Angebote im Bereich Nordschleswig/Südjütland angesiedelt werden. „Wichtig sind Ausbildungsstätten in der Nähe der Industriebetriebe, und die liegen in unserer Region“, so Gaarde Gad und verweist auf Ausbaumöglichkeiten der Süddänischen Universität, die außer in Odense auch in Sonderburg (Sønderborg), Kolding und Esbjerg vertreten ist.

Chancen für Havneby

Angesichts einer Nutzung Esbjergs als Hafen und Landstützpunkt Esbjergs für die neue grüne Offshoreindustrie in der Nordsee sieht Gaarde Gad auch neue Chancen, dass der Hafen in Havneby auf Röm beispielsweise für Serviceaufgaben an Meereswindparks genutzt wird. Laut RAR Sydjylland wurden von derzeit 112 Meereswindparks in Europa 55 von Esbjerg aus installiert.

In Nordschleswig dient der Apenrader Hafen bei der Verschiffung von Windkraftanlagen im Ostseeraum. Themen im Arbeitsmarktrat sind auch Auswirkungen der grünen Umstellung auf die in Nordschleswig stark vertretene Transportbranche sowie Expansion im Bereich Digitalisierung. Der Transportsektor steht vor der Aufgabe, aus Klimaschutzgründen seinen Kohlendioxidausstoß durch Elektrifizierung zu senken.  

 

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