Deutsche Minderheit

Ursula Petersen neue Abteilungsleiterin des Sozialdienstes

Ursula Petersen neue Abteilungsleiterin des Sozialdienstes

Ursula Petersen neue Abteilungsleiterin des Sozialdienstes

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Kollund/Apenrade
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Ursula Petersen beschreitet neue berufliche Wege beim Sozialdienst Nordschleswig. Foto: Karin Riggelsen

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Die Sozialratgeberin aus Frestrup tritt ihre Aufgabe mit Beginn des neuen Jahres an. Vorstandsvorsitzende Elke Lorenzen stellte die neue Abteilungsleiterin im Haus Quickborn vor. Die 44-Jährige ist gelernte Malerin und absolvierte ein Hochschulstudium mit Diplomabschluss. Zum Jahreswechsel beschreitet sie neue Wege beim Sozialdienst.

Ursula Petersen ist die neue Abteilungsleiterin des Sozialdienstes Nordschleswig. Die deutsche Nordschleswigerin übernimmt den Posten nach Hans Grundt, der zum Jahreswechsel in den Ruhestand wechselt.

Ursula Petersen auf dem Naturgrundstück der Begegnungs- und Erholungstätte des Sozialdienstes in Kollund. Foto: Karin Riggelsen

Vorfreude auf den neuen Job beim Sozialdienst

Die Minderheitendeutsche wohnt mit ihrer Familie in Frestrup bei Tingleff (Tinglev). Sie ist seit 2012 als Sozialratgeberin bei der Kommune Tondern (Tønder) tätig. Diesen Job kündigte sie zum Jahreswechsel, um sich dem neuen Posten beim Sozialdienst zu widmen. „Ich freue mich total und kann es gar nicht abwarten. Das merken meine Kollegen auch, ich werde auch ein wenig geneckt“, lacht Ursula Petersen. Die Westküstenkommune sei für sie ein guter Arbeitsplatz gewesen, mit einer guten Leitung und netten Kollegen. Als sie auf das Stelleninserat des Sozialdienstes aufmerksam wurde, fand sie die Arbeit so interessant, dass sie trotzdem beschloss, sich zu bewerben.

Neues Jahr mit neuer Abteilungsleiterin

Elke Lorenzen, die 1. Vorsitzende des Sozialdienstes, erzählt beim Interview im Haus Quickborn in Kollund, dass das Einstellungskomitee sich aus dem Bewerberkreis für Ursula Petersen entschieden habe. Die Sozialratgeberin wird zum 1. Januar 2022 eingestellt.

„Als ich anfing, hatte ich eine große Stütze in Hans Grundt. Beim Amtseintritt von Ursula Petersen werde ich mein Bestes tun, damit wir eine gute Zusammenarbeit aufbauen können“, unterstreicht Elke Lorenzen. Die Vorsitzende steht seit August 2020 an der Spitze des Sozialdienstes. Ihr ist wichtig, dass Grundts Nachfolgerin einen positiven Einstieg erfährt und sie auch mit ihr Hand in Hand arbeiten kann, zum Wohle des Sozialdienstes.

Als ich anfing, hatte ich eine große Stütze in Hans Grundt. Beim Amtseintritt von Ursula Petersen werde ich mein Bestes tun, damit wir eine gute Zusammenarbeit aufbauen können.

Elke Lorenzen, Vorsitzende des Sozialdienstes

Dachverband für soziale Arbeit

Der Sozialdienst Nordschleswig ist der Dachverband für soziale Arbeit in der deutschen Minderheit. Dies geschieht unter anderem in den gegenwärtig 16 Ortsvereinen mit insgesamt mehr als 4.500 Mitgliedern und über 50 angeschlossenen Vereinen und Institutionen, der Familienberatung mit sechs Familienberaterinnen und einem Familienberater und dem Haus Quickborn. Das Haus bietet mit seiner Lage direkt an der Flensburger Förde (Flensborg Fjord) einen idealen Rahmen für Kurse, Konferenzen, Veranstaltungen, Zusammenkünfte und Freizeitaufenthalte für Jung und Alt. Das Haus Quickborn unterstützt die Stärkung der Netzwerke innerhalb der Minderheit, als Begegnungsstätte aller Altersgruppen.

Ursula Petersen verbrachte schon als Kind Familienfreizeiten im Haus Quickborn. Als sie im Gymnasium war, leitete sie zusammen mit einer Bekannten eine Kinderfreizeit. Foto: Karin Riggelsen
Die designierte Abteilungsleiterin des Sozialdienstes Nordschleswig besuchte das Haus Quickborn. Foto: Karin Riggelsen

Malergesellin wechselte zum Diplomstudium

Bevor Ursula Petersen vor neun Jahren ihr Studium mit Bachelorabschluss am University College Syd (UC Syd) in Apenrade (Aabenraa) abschloss, arbeitete sie als Malergesellin. Nach dem Besuch des deutschen Kindergartens und der deutschen Schulen in Rapstedt (Ravsted) und Tingleff (Tinglev), wechselte Ursula Petersen an das Deutsche Gymnasium Nordschleswig (DGN). „Nach dem Abitur war ich schulmüde. Ich bin nicht wie meine Klassenkameraden nach Flensburg oder Aarhus gegangen, um zu studieren“, sagt Ursula Petersen. Die junge Nordschleswigerin spielte damals mit dem Gedanken, mit einem Interrail-Ticket ins Ausland zu reisen. Die Pläne zerschlugen sich, und sie machte stattdessen eine grenzüberschreitende Ausbildung in einem handwerklichen Beruf. Mit der Apenrader Berufsschule „EUC Syd“ als Studienort verband sie ab 1998 ihre dreijährige Ausbildung als Malergesellin mit einem Azubiplatz bei dem Bauservice und Malereibetrieb „Schacht“ in Neumünster.

„Ich wollte damals unbedingt etwas Praktisches machen“, sagt Petersen. Sie konnte den Berufsalltag in Deutschland kennenlernen und durch die Schulaufenthalte den Kontakt zu Nordschleswig bewahren. Nur der praktische Teil war in Deutschland.

Einsatz für Deutsch und „Synnejysk“

„Vi ka æ sproch“, der Slogan der Schleswigschen Partei (SP) sei auch ihr Leitsatz. „Ich habe damals eine internationale Ausbildung gewählt, weil ich es interessant fand, die beiden Ausbildungssysteme zu kombinieren. Ich bin als deutsche Nordschleswigerin zweisprachig aufgewachsen, und ich finde es auch wichtig, dass ,Synnejysk‘ am Leben erhalten wird“, beschreibt Ursula Petersen ihren Einsatz für die deutsche Sprache und den südjütischen Dialekt.

Der Sozialdienst Nordschleswig hat Ursula Petersen zum 1. Januar eingestellt. Vorstandsvorsitzende Elke Lorenzen heißt die neue Abteilungsleiterin am ersten Werktag nach dem Jahreswechsel in der Geschäftsstelle in Apenrade willkommen. Foto: Karin Riggelsen

Voller Tatendrang

Ursula Petersen sammelte des Weiteren als Gesellin Berufserfahrung bei dem Traditionsbetrieb in Neumünster. „Ich habe damals in Aukrug gewohnt“, verrät Ursula Petersen, die auf Großbaustellen, in Privathäusern und Firmengebäuden arbeitete, wobei sie nicht nur Malerarbeiten machte, sondern auch, wie es in Deutschland üblich ist, Teppichböden verlegte. „In Deutschland ist der Malerberuf sehr vielseitig“, unterstreicht Petersen. Als ihr Arbeitgeber sie 2004 aufgrund stagnierender Auftragslage saisonbedingt nach Hause schickte, entschloss sich Ursula Petersen für eine Rückkehr nach Nordschleswig. „Ich sitze nicht gerne untätig herum“, blickt die 44-Jährige zurück.

Hausbau als Familienprojekt

Wieder in der Heimat, arbeitete sie unter anderem bei Malermeisterin Jette Nielsen in Rapstedt, und bevor sie 2008 ihren späteren Mann, Uwe Petersen, kennenlernte, wohnte sie bei Klein-Jündewatt (Lille Jyndevad). Ursula und Uwe Petersen heirateten 2012. Ihr handwerkliches Geschick kam ihr zugute, als sie und ihr Mann im selben Jahr von Eggebek (Eggebæk) nach Frestrup umzogen. Dort kauften sie einen Resthof. „Wir haben das Gebäude abgerissen und ein neues Wohnhaus gebaut“, sagt Ursula Petersen. Das Projekt erstreckte sich bis 2015, denn Ursula und Uwe Petersen bauten ihr Haus größtenteils allein.

Ursula Petersen hat fünf jüngere Schwestern. Ihr ist es nicht fremd, Initiativen zu ergreifen. Foto: Karin Riggelsen

Buswerbung brachte zündende Idee

2009 hatte sich Ursula Petersen entschlossen, ihren Beruf als Malergesellin aufzugeben. Durch eine Buswerbung war sie auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, am UC Syd ein Studium mit Diplomabschluss im Sozialbereich zu absolvieren. „Als ich die Werbung sah, fing ich an zu überlegen. Ich habe den gymnasialen Abschluss und praktische Berufserfahrung. Und ich mag gerne meine theoretischen und praktischen Fähigkeiten kombinieren“, sagt Ursula Petersen. Sie wurde zum Studium zugelassen, und es folgten dreieinhalb hektische Jahre.

„Das war superhart, ich musste mich komplett neu orientieren. Aber ich bin immer zur Umstellung bereit gewesen. Es ängstigt mich nicht, flexibel sein zu müssen. Ich gehe an neue Aufgaben heran und gucke, was passiert“, verrät Ursula Petersen. Mit dieser Vorgehensweise nimmt sie auch ihre neuen Aufgaben bei der Minderheit in Angriff.

Praktikumsbetreuer Hans Grundt

Ursula Petersen machte bereits während ihres Studiums Bekanntschaft mit der Familienberatung. In ihrem fünfmonatigen Praktikum beim Sozialdienst war Hans Grundt ihr Betreuer, und sie begleitete Familienberaterinnen in ihrem Berufsalltag. Auch in der Kommune Tondern hat sie Kontakt zu der Familienberatung, wenn diese Mitglieder bei Terminen mit der Behörde unterstützen.

Ich sitze nicht gerne untätig herum.

Ursula Petersen, designierte Abteilungsleiterin

Für ein besseres Miteinander

Für ein besseres Miteinander – der Wahlspruch des Sozialdienstes Nordschleswig zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit des Verbandes. Der Sozialdienst gliedert sich in vier Bezirke, die wiederum den vier Kommunen des Landesteils angepasst sind. Die kommende Abteilungsleiterin wird die Geschäftsstelle im Haus Nordschleswig in Apenrade, die Familienberatung und die Begegnungs- und Erholungsstätte an der Flensburger Förde leiten. Neben den elf hauptberuflichen Mitarbeitern wird Ursula Petersen außerdem Ansprechpartnerin der ehrenamtlichen Kräfte sein, die auf örtlicher Ebene Angebote für Vereinsmitglieder jeden Alters gestalten.

„Ursula wird nicht nur die Fäden in unserer Geschäftsstelle in der Hand halten. Eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Verbänden der deutschen Minderheit ist ein sehr wichtiger Teil unserer Arbeit“, unterstreicht Elke Lorenzen. Die Vorsitzende erwartet nicht, dass Ursula Petersen sich vom ersten Tag an einen kompletten Überblick über ihre vielseitigen Aufgaben machen kann. „Hans Grundt schöpft aus jahrelanger Erfahrung. Er hat viele Aufgaben, aber ich bin voller Vertrauen, dass Ursula Vielseitigkeit und Flexibilität mitbringt und sich gut einarbeitet“, unterstreicht Elke Lorenzen.

Ursula Petersen (l.) und Elke Lorenzen Foto: Karin Friedrichsen

Neustart im Januar mit Ursula

Der Sozialdienst Nordschleswig muss sich stets der gesellschaftlichen Entwicklung anpassen. Elke Lorenzen unterstreicht, dass, noch bevor feststand, dass Hans Grundt in den Ruhestand wechselt, „ein paar große Arbeiten“ angedacht wurden. Aufgrund des Wechsels in der Geschäftsführung ist ein geplantes Seminar mit Brainstorming in das neue Jahr verlegt worden. „Wir fangen frisch an im Januar zusammen mit Ursula“, sagt die Vorsitzende, ohne Details über die Zukunftsvisionen des Sozialdienstes anzudeuten.

„Es ist ein großes Feld, das mich erwartet. Es wird ein breites und verschiedenartiges Arbeiten werden. Das erschreckt mich nicht. Ich bin, wie gesagt, flexibles Arbeiten gewohnt, und mit Projektleitung habe ich mich schon als Gesellin auf Baustellen und bei meiner jetzigen Arbeit beschäftigt“, versichert die kommende Abteilungsleiterin.

 

Stationen aus dem Leben von Ursula Petersen

Ursula und Uwe Petersen haben 2012 geheiratet. Obwohl das Paar die Einrichtungen der Minderheit besuchte, lernte es sich erst 2008 kennen. Die designierte Abteilungsleiterin ist eine geborene Nissen aus Rapstedt. Uwe Petersen arbeitet als Lkw-Fahrer bei der Firma „Brdr. Ewers A/S“. Ihre Erstgeborene, Erin, erblickte 2005 das Licht der Welt. Iben wurde 2011 geboren, und 2013 kam das jüngste Kind des Ehepaares, Anne, dazu. Die beiden Jüngsten sind in den Minderheiteneinrichtungen. Erin ist an eine Nachschule gewechselt. Ursula Petersen ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Sie ist die Älteste von sechs Schwestern. Die Verbundenheit zur Natur spürt Ursula Petersen bei der Arbeit im Küchengarten und dem Jagdtraining mit ihrem schwarzen Labrador. Sie bereitet sich gegenwärtig auf die Jagdscheinprüfung vor. Die 44-Jährige ist sportlich und läuft sehr gerne. Sie zählt außerdem Stricken zu ihren Hobbys und gehörte jahrelang der Laienspielgruppe des Deutschen Hauses Jündewatt an.

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