Deutsche Minderheit

Sozialdienst Nordschleswig meistert die Corona-Krise

Sozialdienst Nordschleswig meistert die Corona-Krise

Sozialdienst Nordschleswig meistert die Corona-Krise

Tingleff/Tinglev
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Sophie Matzen (Mitte) wurde während der Generalversammlung des Sozialdienstes Nordschleswig von Dr. Michaela Oeser im Namen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes mit der Ehrennadel für ihren ehrenamtlichen Einsatz ausgezeichnet. Foto: Karin Riggelsen

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Die Vorsitzende Elke Lorenzen berichtete bei der Generalversammlung über viele Herausforderungen: „Wir mussten neu denken, um zu hören, ob es allen gut geht.“ Die Pandemie belastet den größten Verband der deutschen Minderheit auch finanziell.

„Es war ein merkwürdiges Jahr durch Corona. Man kann das Wort bald gar nicht mehr hören. Viele, die ohnehin wenige Kontakte haben, hatten durch die Einschränkungen noch weniger. Wir mussten neu denken, um zu hören, ob es alle gut haben.“ So lauteten die einleitenden Worte der Sozialdienstvorsitzenden Elke Lorenzen in der Bilanz ihrer ersten Amtszeit, seitdem sie im August 2020 an die Spitze des mit 3.500 Mitgliedern größten Verbandes der deutschen Nordschleswiger gewählt worden ist.

Unter den vielen Mitgliedern des Sozialdienstes Nordschleswig bei der Generalversammlung war am Donnerstag auch die frühere Familienberaterin Bodil Matzewska. Foto: Karin Riggelsen

 

Wiedersehen bei Generalversammlung

Über 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, größtenteils Delegierte aus den Ortsvereinen und Ausschussmitglieder, Hauptamtliche und Ehrenamtliche des Sozialdienstes, konnte Elke Lorenzen am Donnerstag im Saal der Deutschen Schule Tingleff begrüßen. Viele der Anwesenden nutzten die seit dem 1. Juli mit der erneuten Lockerung der Veranstaltungsbegrenzungen wieder mögliche größere Veranstaltung zu einer Begrüßung von Sozialdienstaktiven, die sie offenbar länger nicht gesehen hatten.

 

Dieter Søndergaard und Marion Petersen umrahmten die Generalversammlung des Sozialdienstes und trafen den Geschmack des Publikums mit einfühlsamen Gesangstexten. Foto: Hanns Peter Blume

 

Für eine ganz besondere Stimmung sorgten Marion Petersen und Dieter Søndergaard, die mit ihren Gesangseinlagen, begleitet von Søndergaards Gitarre, das Publikum in ihren Bann zogen. Auf dem Programm standen Songs von Johannes Oerding und Roger Cicero.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Ehrung von besonders engagierten Ehrenamtlerinnen und aktiven Mitgliedern. Dr. Michaela Oeser überreichte im Namen des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, dem der Sozialdienst Nordschleswig angehört, die Ehrennadel und eine Urkunde für ihr vielseitiges ehrenamtliches Engagement. „Sophie Matzen hat als Kassiererin des Ortsvereins Lügumkloster des Sozialdienstes sogar Kurse belegt, um die Vereinsfinanzen zu digitalisieren, sie hält den Kontakt zu den Mitgliedern und produziert Glückwunschkarten, über die sich viele freuen“, so Oeser unter dem Beifall des ganzen Saals.

 

Die Sozialdienstvorsitzende Elke Lorenzen ehrte Claus Rohwedder für seinen Einsatz auf lokaler Ebene in Hadersleben und im Geschäftsausschuss des Gesamtverbandes. Foto: Karin Riggelsen

 

Ebenfalls geehrt wurde Claus Rohwedder, der nicht nur im dortigen Ortsverein des Sozialdienstes, dem Frauenverein Hadersleben (Haderslev), seit Jahrzehnten einen großen Einsatz leistet. „Auch im Geschäftsausschuss des Sozialdienstes bist du immer zuverlässig und hoch motiviert im Einsatz“, so die Vorsitzende Elke Lorenzen.

 

Brigitte Handler vom Visionsausschuss übergab den Familienberaterinnen Lena Meyhoff Hansen und Tina Bruhn Hansen (v. l). einen Scheck über 3.000 Kronen für ihr Netzwerkprojekt für Neubürger im Landesteil. Foto: Volker Heesch

Einen Preis des Visionsausschusses übergab die Ausschussvorsitzende Brigitte Handler den Familienberaterinnen Lena Meyhoff Hansen und Tina Bruhn Hansen. 3.000 Kronen bekommen sie für ihre Projektidee, Menschen, die neu nach Nordschleswig gekommen sind, zu Netzwerktreffen einzuladen. „60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren allein beim ersten Treffen dabei“, so Handler. Und sie erwähnte auch den Vorschlag Gerhard Jacobsens, Zuzügler in Nordschleswig mit Info-Taschen der Minderheit willkommen zu heißen.

Grußworte der SP

Während der Versammlung, die Rainer Naujeck souverän leitete, gab es auch Grußworte der Schleswigschen Partei (SP). Dazu schlüpfte Naujeck kurz in die Rolle des SP-Wahlkampforganisators. „Es kommt darauf an, das Kreuz an der richtigen Stelle zu setzen“, meinte Naujeck etwas augenzwinkernd und wies auf die wichtige Rolle der SP hin, auf kommunaler Ebene durch Überzeugungsarbeit und Mandate der SP Zuschüsse für die so wichtige Arbeit des Sozialdienstes und Einrichtungen der Minderheit wie deren Kindergärten zu sichern. „Wir haben auf den Tischen Saattüten verteilt. Wer den Inhalt aussät, leistet auch einen Einsatz für Vielfalt und Biodiversität“, so Naujecks Hinweis auf neue Werbeträger der SP, mit denen im eigenen Garten und auf öffentlichen Flächen Farbtupfer und Nahrung für Insekten angesät werden sollte.

Jahresberichte verschickt

Während der Versammlung wurden nur einzelne Passagen aus den Jahresberichten der verschiedenen Sozialdienstgremien präsentiert. Die Berichte sind an alle Mitglieder zum Nachlesen digital versendet worden. Das Sozialdienstvorstandsmitglied Claus Tästensen erhielt während der Generalversammlung große Aufmerksamkeit für seine Ausführungen zu den Vereinsfinanzen. Er legte dar, dass die Corona-Krise große finanzielle Einbußen vor allem durch Absage von Veranstaltungen und Gruppennutzung des Hauses Quickborn gebracht hätten.

Verluste im Haus Quickborn

Die mehreren 100.000 Kronen, die in der Kasse des Haushaltsjahres 2020 fehlen, müssen laut Tästensen in den folgenden Jahren ausgeglichen werden. Tästensen berichtete auch vom Aufwand, in Dänemark und Deutschland unterschiedlichen Berichtsformen gerecht zu werden. Er unterstrich, dass der Verband insgesamt finanziell gesund sei, weshalb er auch Zustimmung für seinen Vorschlag erntete, die Mitgliedsbeiträge auf unverändertem Stand zu belassen.

Wahlen

Bei den Wahlen wurde Brigitte Handler als Vorsitzende des Visonsausschusses in ihrem Amt bestätigt, ebenfalls die Vereinsrevisoren Hans Chr. Bock und Harald Søndergaard. Der Vorsitzende des Seniorenausschusses, Willi Schidlowski, warb gegen Veranstaltungsende für die angebotenen Reisen und anderen Veranstaltungen des Sozialdienstes. Der Betrieb laufe jetzt wieder. Er bat um Werbung auch im Freundes- und Bekanntenkreis, damit die Reisen auch stattfinden können. 

 

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