Neue Ausstellung im Nissenhaus

Sitzrohre und Glaskunst – Rolf Krügers Werke werden im Husumer Nordsee-Museum gewürdigt

Rolf Krügers Werke werden im Husumer Nordsee-Museum gewürdigt

Rolf Krügers Werke im Husumer Nordsee-Museum gewürdigt

SHZ
Husum
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Elke und Rolf Krüger begutachten und testen die neue Bank auf dem Deich. Foto: Rüdiger Otto von Brocken / SHZ

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Er hat die Bänke aus Abflussrohren erdacht, die am Deich zum Verweilen einladen, aber die Spanne seines Schaffens ist viel breiter – jetzt widmet das Nissenhaus dem Designer Rolf Krüger eine Ausstellung.

Wie nur wenige seiner Kollegen kann Rolf Krüger auf eine fast 60-jährige Berufstätigkeit als Produkt-Designer zurückblicken. In besagten sechs Jahrzehnten hat der inzwischen 82-Jährige hunderten von Objekten aus dem Reich der Fantasie in die Realität verholfen. Lange nicht jedes von ihnen ist danach auch in Serie gegangen, aber vor allem Gläser und Leuchten – sie bilden einen Schwerpunkt seiner Arbeit – zieren heute Museen in ganz Deutschland, aber auch private Haushalte sowie die Interieurs zahlreicher Unternehmen.

„Licht und Glas“ im Nissenhaus

Rolf Krüger wurde nicht in Husum geboren, doch ist er hier aufgewachsen und hat in Rödemis noch immer eine Zweitwohnung. Umso mehr freut sich der „Pflicht“-Sauerländer, dass ihm der Museumsverbund Nordfriesland vom 27. März bis zum 15. Mai eine eigene Ausstellung im Nordfriesland-Museum/Nissenhaus widmet. Der Titel: „Licht und Glas. Produktdesign von Rolf Krüger“.

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Mit zwei Objekten dieser Ausstellung hat es eine besondere Bewandtnis. Da gutes Design bekanntlich nicht tot zu kriegen ist (ein Blick über die Grenze zu unseren dänischen Nachbarn legt davon beredtes Zeugnis ab), erlebt eine 55 Jahre alte Leuchte Krügers derzeit gerade eine Wiedergeburt.

Design-Preis für die Kreuzauster

Die sogenannte „Kreuzauster“ entwickelte er 1968 und erhielt dafür noch im selben Jahr unter anderem den „iF Design Award“. 2021 hat die Leuchte, die sich – wie nach einer Art Baukasten-System – zu beliebigen Größenordnungen zusammensetzen lässt, eine Re-Edition erlebt. Sie, aber auch zahlreiche andere Lichtobjekte des Husumers werden im Museum einen eigenen Raum erhalten.

Glas als wichtiges Teil der Werkgruppe

Zum internationalen Jahr des Glases soll aber auch dieser Werkgruppe die ihr gebührende Würdigung und Aufmerksamkeit geschenkt werden. Krüger hat in den 60 Jahren seines Schaffens für viele namhafte Glaswerke gearbeitet, darunter die Schott-Zwiesel-Glaswerke AG oder den Leuchtenhersteller Staff in Lemgo, und damit wesentlich zu deren spezifischer Formsprache beigetragen.

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Ein ganz besonderes Objekt der Ausstellung ist allerdings weder aus Glas noch aus Metall oder Kunststoff, aber dafür gibt es eine ganz besondere Beziehung zu Husum. Nachdem die Ede-Sörensen-Stiftung, deren Ziel es ist, Kunst aller Art, aber vor allem die Bildende Kunst im öffentlichen Raum zu fördern, Julia Bornefelds „Windhosen“ an der Dockkoogspitze gekauft und zum Ausgangspunkt eines Skulpturenpfades vom Husumer Sperrwerk bis nach Schobüll erklärt hatte, wartete Krüger mit einer eigenen Idee auf.

Bänke aus Abflussrohren

Beim Arnsberger Kultursommer 2008 hatte er bei einem Wettbewerb mit einer aus Abflussrohren konzipierten Bank den ersten Preis errungen. Und in alter Verbundenheit zu Husum schlug er der Stiftung vor, ein paar dieser „Sitzrohre“ entlang der Husumer Küstenlinie aufzustellen, was zwei Jahre später dann auch realisiert wurde. Doch damit nicht genug, überließ Krüger der Stiftung den Gebrauchsmusterschutz für seine Bänke, so dass diese sie nunmehr in eigener Regie produzieren konnte.

Vier neue „Sitzrohre“ aufgestellt

Und genau das ist anlässlich der Ausstellung im Nordfriesland-Museum geschehen. Dank der tatkräftigen Unterstützung der Firma C. G. Christiansen (sie stellte die Rohre kostenfrei zur Verfügung), der Johannes-und- Irene-Thordsen-Stiftung, der Stadt Husum und nicht zuletzt dank Dr. Oswald Krüger, dem Bruder des Künstlers, konnten jetzt (zunächst) vier weitere Bänke gebaut und aufgestellt werden.


Zugeschnitten wurden sie – wie schon vor zwölf Jahren – von der Eichner-Bau GmbH in Treia. Die Sitzflächen baute die Tischlerei von WerkHUS (vormals Husumer Werkstätten für Menschen mit Behinderungen) in Husum. Zwei Sitzrohre sollen am Norderwungweg auf dem Deich installiert werden, eine dritte kommt für die Dauer der Ausstellung ins Museum, die vierte vor den Kulturkeller in den Schlossgang.

Extra-Termin im Kulturkeller

Die Ausstellung im Nissenhaus zeigt einen Querschnitt im Schaffen von Rolf Krüger und gewährt Einblicke in die Berufspraxis des Produkt-Designers. Zur Eröffnung am Sonntag, 27. März, ab 11.30 Uhr im Nissenhaus sprechen Museumsleiter Uwe Haupenthal, Franziska Horschig und der Journalist Rüdiger Otto von Brocken. Es gelten die aktuellen Corona-Bestimmungen. Am Freitag, 1. April, beantwortet Krüger im Kulturkeller Fragen zum Thema Produktdesign – von der Idee bis zu deren Realisierung. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

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