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Es muss nicht immer Röm sein: Warum viel mehr Gäste nach Apenrade kommen

Es muss nicht immer Röm sein: Warum mehr Gäste nach Apenrade kommen

Es muss nicht immer Röm sein: Apenrade ist beliebter

Apenrade/Aabenraa
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Neben den Stränden der dänischen Westküste fahren viele Gäste wegen der Natur nach Nordschleswig. Immer mehr finden jetzt auch den Weg an die Ostküste. Foto: Karin Riggelsen

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Der Tourismusverband Destination Sønderjylland vermarktet den Landesteil. Zahlen zeigen, dass sich die Arbeit lohnt – nicht nur für Apenrade.

Die Nordsee, wo lange Sandstrände in von Strandhafer und Dünengras durchgrünte Dünen übergehen: Die Westküste ist die bekannteste und beliebteste dänische Landschaft. 

Die nordschleswigsche Insel Röm (Rømø) bietet die Antwort auf all diese Urlaubsträume, denen viele deutsche Touristinnen und Touristen folgen, um ihre Ferien dort zu verbringen. Mehr als 2 Millionen Gäste verbringen die Ferien dort, meist in einem Ferienhaus, dem zahlenmäßig stärksten Zugpferd der Insel. 

Gitte Hoeg Andersen vermarktet Nordschleswig. Foto: Destination Sønderjylland

Mehr und mehr Menschen suchen jedoch inzwischen andere Orte im Landesteil auf, um sich dort zu erholen. „Einigen davon ist es zu voll geworden“, sagt Gitte Hoeg Andersen vom Tourismusverband Destination Sønderjylland. Sie bevorzugten ruhiger Orte.

Einer der Nutznießer dieser Entwicklung ist die Kommune Apenrade. „Fast 30.000 übernachtende Gäste sind im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 hierhergekommen“, berichtet sie. 

Und auch das aktuelle Jahr lässt vermuten, dass sich die Entwicklung fortsetzt: Immerhin sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres in der Kommune schon 11.955 Übernachtungen gezählt worden. Im Vergleich: 2023 waren es von Januar bis einschließlich März noch 9.000. Eine satte Steigerung. 

Gleichzeitig ist im ganzen Landesteil die Zahl der Gäste gestiegen – der übernachtende, wohlgemerkt. Von 202.536 in den ersten drei Monaten in 2023 stieg sie auf 272.207 von Januar bis März 2024. 

Dänemark unter den TOP-10-Reiseländern

Dass Ostern dabei in diesem Jahr sehr früh lag, mag eine Rolle spielen, so Hoeg Andersen, doch sie sieht noch weitere Gründe für die Entwicklung: „Die Reiseanalyse zeigt: Das Interesse an Dänemark ist unglaublich hoch. Wir sind zum ersten Mal in den Top 10 der Länder, in die man mal reisen möchte.“ Die jährlich erstellte große Analyse bezieht sich auf den deutschen Markt. Dänemark schaffte es 2023 auf Rang sieben. 

Aus Deutschland kommen immer noch die meisten Gäste. Doch auch hier gibt es einen Wandel, denn „zu den Deutschen kommen immer mehr Touristinnen und Touristen aus den Niederlanden, Belgien und inzwischen auch aus Norwegen“, sagt Hoeg Andersen.

Offene Weiten, Strände, Natur und Sicherheit

„Es gibt mehrere Faktoren, die die Menschen die Entscheidung treffen lassen, hierher in den Urlaub zu fahren“, sagt Gitte Hoeg Andersen. Sie zählt auf: „Die Natur, die Hygiene, das Klima, die Sicherheit und ,Hygge‘, das inzwischen weltweit – und besonders in Deutschland – als Synonym für den gemütlichen, skandinavischen Lebensstil steht. Und auch die skandinavische Gastronomie und das Design gelten als hochwertig.“

Vor allem Camperinnen und Camper zieht es inzwischen in die klimatisch gemäßigteren Gefilde der Nord- und Ostsee, denn „im Süden, in Spanien, Italien und Kroatien, wo sonst viele mit dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil hingefahren sind, steigen die Temperaturen im Sommer so sehr, dass sie für manche inzwischen zu hoch sind“, erklärt die Tourismusexpertin. 

Politische Sicherheit und Corona-Restriktionen

Sicherheit ist ein weiterer Aspekt, der für die Gäste inzwischen eine immer größere Rolle bei der Wahl des Urlaubsortes spielt. „Wenn man Kinder mit hat, dann möchte man zu einem sicheren Ziel reisen. In der Welt ist viel los.“

Zur Sicherheit zählt auch die Corona-Politik im Land. „Wir hatten schnell keine Restriktionen mehr, und das ist – in Bezug auf die Urlaubswahl – bei den Deutschen als sehr positiv bewertet worden“, so die Destination-Sønderjylland-Mitarbeiterin.

Neue Zielgruppen

Deshalb seien wohl auch Gäste aus Bundesländern hinzugekommen, die bisher nicht zu den klassischen Herkunftsorten wie Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehörten. „Normal wird gesagt, dass die Menschen bis zu sieben Stunden Anfahrt in Kauf nehmen. Jetzt bemerken wir jedoch, dass mehr Menschen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen kommen“, berichtet Gitte Hoeg Andersen. 

Sogar Schweizer gehören inzwischen zu den interessierten Urlauberinnen und Urlaubern. „Das ist ein ganz neuer Trend. Flaches Land, Strand, das Gegenteil von dem, was sie von zu Hause kennen“, vermutet sie, könnten Gründe dafür sein.

Mit dieser Broschüre werden speziell Camperinnen und Camper angesprochen. Foto: Jan Peters

Zufrieden mit dem Angebot

„Wir haben bei Umfragen festgestellt, dass viele wiederkommen. Sie sind zufrieden mit dem Service und dem Angebot, das sie vorgefunden haben“, sagt die Vermarktungsexpertin. Viele seien von der Gastfreundschaft der Nordschleswigerinnen und Nordschleswiger angetan. „Menschen, die auf dem Gendarmenpfad gewandert sind, waren überrascht, dass sie von Leuten zum Kaffee und Kuchen eingeladen wurden, die am Pfad wohnen“, erzählt sie.

Vermarktung in Deutschland

Gitte Hoeg Andersen ist viel auf dem deutschen Tourismusmarkt unterwegs, in den sozialen Medien, auf Messen und anderen touristischen Veranstaltungen, per Video, Annonce und persönlich vor Ort. 

Werbung initiiert sie außerdem in einschlägigen Tourismuszeitungen und -zeitschriften, die in Deutschland immer noch gut gelesen werden, wie sie anmerkt. „Da kommt man in Deutschland gar nicht drumherum.“

Extra für Camperinnen und Camper wurde eine Broschüre herausgegeben – alles in deutscher Sprache. Die wird mit einem deutschen Campingmagazin verteilt und geht an über 15.000 Abonnentinnen und Abonnenten. 

Für die Zukunft erwartet Gitte Hoeg Andersen noch mehr Gäste – im ganzen Landesteil.

 

Destination Sønderjylland

Der Tourismusverband Destination Sønderjylland wurde 2015 gegründet. Mitglieder sind die Kommunen Apenrade (Aabenraa), Hadersleben (Haderslev), Sonderburg (Sønderborg) und Tondern (Tønder). 

Der Verein soll die Kommunen touristisch vermarkten und die Aktivitäten im Landesteil Nordschleswig (Sønderjylland) steigern, zudem sollen Veranstaltungen entwickelt und durchführt werden. So sollen mehr Touristinnen und Touristen nach Nordschleswig kommen.

Destination Sønderjylland arbeitet mit Visit Danmark, einem landesweit operierenden Tourismusverband, eng zusammen. Außerdem engagiert sich der Verein für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, zum Beispiel bei Interreg-Projekten.

https://www.visitsonderjylland.dk
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