Flensburg

Hohe Corona-Zahlen offenbar Spätfolge illegaler Silvesterpartys

Hohe Corona-Zahlen offenbar Spätfolge illegaler Silvesterpartys

Hohe Corona-Zahlen offenbar Spätfolge von Silvesterpartys

Ove Jensen/SHZ
Flensburg
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Zahlreiche Leiharbeiter von Vega Salmon hatten sich mit dem Coronavirus infiziert. Foto: Marcus Dewanger

Nach Kritik aus der Wirtschaft macht Oberbürgermeisterin Simone Lange nun konkrete Angaben zum Ausbruchsgeschehen.

Nach mehreren Tagen mit eher vagen Auskünften zum Anstieg der Corona-Infektionen im Stadtgebiet ist Oberbürgermeisterin Simone Lange jetzt konkret geworden: Rund die Hälfte der Infektionen, die in den vergangenen sieben Tagen registriert wurden, sind demnach auf Silvesterpartys von Mitarbeitern dreier Unternehmen zurückzuführen. In den vergangenen Tagen hatte die Stadtverwaltung stets von einem „diffusen Ausbruchsgeschehen“ gesprochen.

Bereits vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass sich zahlreiche Leiharbeiter des Lachsverarbeiters Vega Salmon in Handewitt und der Böklunder-Würstchenfabrik bei mindestens einer illegalen Silvesterparty mit dem Coronavirus infiziert hatten.

Virus im privaten Umfeld weitergetragen

Einige dieser Personen, die in Flensburg leben, hätten das Virus dann offenbar in ihrem privaten Umfeld weitergetragen, so Lange.

Mit dieser Klarstellung reagiert sie auch auf Kritik an der Wirtschaft an ihren bisherigen Aussagen. Am Donnerstag in der Ratsversammlung hatte sie gesagt: „50 Prozent der Infektionen entfallen auf Mitarbeitende von namentlich bekannten Firmen.“ Aus der Flensburger Unternehmerschaft wurde ihr daraufhin vorgeworfen, sie wolle mit dieser Aussage mehr Homeoffice-Arbeit durchsetzen, obwohl sich dank guter Hygienekonzepte kaum jemand tatsächlich am Arbeitsplatz infiziere.

„Es ist schädlich für das Ansehen der ohnehin durch die Pandemie teils stark beeinträchtigten Betriebe, wenn Tatsachen nicht klar kommuniziert werden“, sagte IHK-Vizepräsident Helmut Ermer. Dabei seien sich die Unternehmer ihrer Verantwortung im Umgang mit der Pandemie sehr bewusst.

Keine Hinweise auf Infektionen am Arbeitsplatz

Tatsächlich gibt es in Flensburg bislang keine Hinweise auf größere Ausbruchsgeschehen am Arbeitsplatz – weder in den genannten Betrieben der Lebensmittelindustrie noch anderswo.

Lange sagt nun, sie habe mit ihrem Hinweis auf „Mitarbeitende von namentlich bekannten Firmen“ dafür sensibilisieren wollen, im privaten Umfeld – gerade im Umgang mit Arbeitskollegen – Vorsicht walten zu lassen. Es gehe hier nicht um Sammelunterkünfte als Infektionsherde. „Die Betroffenen wohnen dezentral im Stadtgebiet.“

Ohne die Spätfolgen der Silvesterpartys hätte die Sieben-Tage-Inzidenz in Flensburg am Freitag nicht bei 169 gelegen, sondern bei 84. Flensburg stünde dann im landesweiten Vergleich nicht mit an der Spitze, sondern würde sogar unter dem schleswig-holsteinischen Durchschnittswert liegen.

Das sei aber kein Grund zur Entwarnung, betonte die Oberbürgermeisterin. Sie möchte nun den Blick auf eine andere Zahl richten: „30 Prozent der Infizierten verteilen sich über das Stadtgebiet und sind ebenfalls eher dem privaten Bereich zuzuordnen.“ Oft sein es dabei völlig unklar, wo diese Menschen mit dem Virus in Kontakt gekommen sind. Diese Entwicklung sei in diesem Ausmaß neu und bereite ihr große Sorge.

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