Flensburg

Festival für Corona-Helden: Diako will keine Freikarten an Mitarbeiter verteilen

Festival für Corona-Helden: Diako will keine Freikarten an Mitarbeiter verteilen

Diako will keine Freikarten an Mitarbeiter verteilen

Julian Heldt/shz.de
Flensburg
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Nachdem die Freikartenverteilung abgesagt wurde, herrscht unter den Beteiligten der Diako schlechte Stimmung. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Angesichts der weiterhin angespannten Corona-Situation wolle die Diako ihre Mitarbeiter nicht zum Besuch größerer Veranstaltungen animieren.

Der Ärger unter den Beschäftigten der Diako ist seit einigen Tagen groß. Grund ist ein hausinternes Schreiben der Vorstände Pastor Dirk Outzen und Martin Wilde vom 22. April. „Danke sagen – jedoch ohne Veranstaltungsfreikarten“, heißt es im Betreff.

Konkret geht es um das Event „Flensburg sagt Danke – für die Hilfe in der Pandemie“ vom Rotary Club Nordertor und Rotaract Flensburg, das am 11. Juni auf dem Gelände des Yachtservices in Kielseng stattfinden soll. Über den gesamten Tag können Krankenhausmitarbeiter und Pflegekräfte kostenlos Live-Musik hören, feiern und sich verpflegen lassen. Unter anderem treten Stefan Gwildis mit seiner Band, Simon Glöde und Rasmus Hoffmeister auf. Die Vergabe der Freikarten läuft über die Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Man habe sich nach „reiflicher Abwägung entschieden, von dem Angebot keinen Gebrauch zu machen“, teilen Outzen und Wilde in dem Schreiben mit. Ihnen sei bewusst, dass diese Entscheidung kontrovers diskutiert würde.

So können Diako-Mitarbeiter doch teilnehmen

Organisator Gerd Pontius vom Rotary Club bestätigt, dass die Diako bisher die einzige Flensburger Einrichtung ist, die auf die Freikarten-Verteilung an ihre Mitarbeiter verzichtet. „Dies macht unsere Arbeit schwerer“, erklärt er. Nun würden die Diako-Beschäftigten nämlich direkt an ihn und sein ehrenamtliches Helfer-Team herantreten.

Outzen und Wilde begründen ihr Vorgehen mit der nach wie vor angespannten Corona-Lage. Es erscheine nicht ratsam, „durch die Vergabe von Freikarten zum Besuch (größerer) Veranstaltungen einzuladen“. Aus Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Patienten. Seit dem 2. April gilt in der Diako wie auch im Franziskus-Hospital ein Besuchsverbot.

Bei den Diako-Beschäftigten sorgt das Schreiben seit Freitag für Wirbel. Auf den Stationen macht sich Unmut über die abgesagte Freikartenaktion breit, heißt es aus Kreisen der Belegschaft.

Laut Pontius waren für die Krankenhaus-Mitarbeiter 100 Freikarten eingeplant. Insgesamt werden für das Event rund 1500 kostenlose Tickets für Corona-Helden und 800 weitere für angehörige Kinder verteilt.

Pontius will es weiterhin auch den Mitarbeitern der Diako ermöglichen, an dem Danke-Festival teilzunehmen. Entsprechende Anfragen würde es bereits geben. „Wenn sie einen Nachweis über ihre Beschäftigung mit senden, stellen wir ihnen einen Buchungscode zur Verfügung“, verspricht er.

Bereits 1000 Freikarten abgenommen

Von den 1500 Freikarten sind bereits 1000 abgenommen. Neben der Stadt Flensburg unterstützen zahlreiche Unternehmen das Projekt mit Geld- und Sachspenden. „Eine Reihe von Einrichtungen hat sich noch nicht gemeldet“, so Pontius. Interessierte Pflegekräfte sollten deshalb zunächst an ihren Arbeitgeber herantreten und erst dann eine Mail an info@wir-sagen-danke-flensburg.de schreiben.

Das Infektionsrisiko auf dem Festival bewertet Pontius weniger kritisch als die Diako: „Wir glauben, dass durch den Open-Air-Charakter die Ansteckungsgefahr eher gering ist.“ Gleichwohl sei die Einschätzung der Sicherheit immer individuell.

Franziskus-Hospital verlost Freikarten

Auf Anfrage unserer Redaktion teilen Outzen und Wilde am Donnerstagnachmittag mit, dass man es sich nicht leicht gemacht habe: „Wir bedauern, dass unsere Entscheidung für Verärgerung bei den Diako-Beschäftigten sorgt. Unsere Mitarbeitenden leisten in der Pandemie hervorragende Arbeit.“

Es sei eine Einzelfallentscheidung, für die man um Verständnis werbe. „Wenn sich die Corona-Lage weiter entspannt, werden wir unseren Mitarbeitenden zukünftig auch wieder Freikarten-Angebote weiterleiten. Dies wird anlassbezogen jedes Mal neu entschieden“, so Outzen und Wilde.

Das Franziskus-Krankenhaus hat seine 100 Freikarten derweil an die eigenen Beschäftigten verlost. „Wir freuen uns über dieses Zeichen der Wertschätzung für unsere Mitarbeitenden“, so Sprecherin Franziska Mumm.

 

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