Fussball

Nur Erfolge helfen Nørgaard weiter

Nur Erfolge helfen Nørgaard weiter

Nur Erfolge helfen Nørgaard weiter

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Claus Nørgaard ist ein ruhiger, sachlicher und kompetenter Vertreter seines Fachs, verkauft sich aber in der Öffentlichkeit nicht so gut wie sein Vorgänger Jakob Michelsen. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ein Kommentar von Sportredakteur Jens Kragh Iversen.

Ein schweres Erbe hat Claus Nørgaard bei SønderjyskE antreten müssen. Sein Vorgänger Jakob Michelsen konnte in Hadersleben anscheinend nichts falsch machen und wird nach der sensationellen Vizemeisterschaft 2016 und dem erstmaligen Auftritt auf internationaler Bühne wohl für immer Legenden-Status haben.

Nicht nur die Erfolge, sondern auch die offene und lebhafte Art von Michelsen kam an. Der Tonderaner erreichte eine Popularität, von der Nørgaard nur träumen kann. Der an der Seitenlinie ruhig, sachlich aber auch farblos wirkende Nørgaard hatte von Anfang an einen schweren Stand bei den Fans, und seine Popularitätswerte sind nicht gestiegen. In dieser Woche ist die Frage aufgeworfen worden, ob es auch im Kreise der Mannschaft mit der Popularität hapert. 

Die Antwort kennt nur der  Wind. Es steht für mich als regelmäßiger Betrachter außer Frage, dass „Ekstra Bladet“ mit seinem Artikel weit über das Ziel hinausgeschossen hat. Von einem zerrütteten Verhältnis und einem sich nähernden Zusammenbruch kann keine Rede sein. Das heißt aber nicht, dass es keine Misstöne gibt, aber die gibt es an vielen Arbeitsplätzen zwischen Chef und Mitarbeiter. Die Trainingseinheiten zeigen, dass es nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, dass der Kader hinter dem Trainer steht. Die Mannschaft zieht mit, und ein gemeinsames Arbeiten scheint keineswegs unmöglich.

Ob er auf Dauer der richtige Mann für SønderjyskE ist, ist eine andere Frage. Der Klub hat ein klares Bekenntnis zu Claus Nørgaard vermieden, und die hinausgezögerten Gespräche über die Zukunft des Cheftrainers sind auch ein Zeichen dafür, dass man nicht hundertprozentig überzeugt ist. Der im Januar 2017 abgeschlossene Vertrag läuft im Sommer 2019 aus, und das Thema wird erst nach der ersten Saisonhälfte angesprochen. 

Es ist durchaus denkbar, dass die Hellblauen den Vertrag von Nørgaard einfach auslaufen lassen und nicht verlängern. Nur Erfolge können Nørgaard in dieser Situation helfen. In seiner fast zweijährigen Amtszeit hat er die Ziele des Klubs stets erreicht, obwohl er einen Umbruch meistern musste.

Er liegt auch aktuell im Soll, aber ein Erreichen der Endrunde würde seine Position gewaltig stärken. Da würden Störgeräusche in den Hintergrund rücken.

Ob er dadurch die Herzen der Fans gewinnen kann, ist fraglich. Die Kritik von den Rängen ist unüberhörbar. Viele vermissen scheinbar einen lebhaften Trainer an der Seitenlinie,  es gibt aber auch andere Kritikpunkte. Es steht jedoch außer Frage, dass Nørgaard ein fachlich kompetenter Trainer ist, der in Sachen Fußballverstand und Taktik den Vergleich mit Vorgänger Michelsen nicht scheuen muss. Hier hat er vielleicht sogar die Nase vorn, während Michelsen andere Vorzüge hat und als Motivationskünstler Pluspunkte sammelt.

Ich würde den schärfsten Kritikern aber empfehlen, mal beim Training vorbeizuschauen. Hier zeigt der Cheftrainer ein anderes Gesicht als bei den Spielen. Klare Vorstellungen und klare Anweisungen eines energischen Cheftrainers, der mehr Struktur als unter seinem Vorgänger ins Training gebracht hat und so laut ist, dass von den benachbarten Tennisplätzen mal ein stilles „Quiet, please“ kommt. 

Nørgaard erreicht ohne Frage seine Mannschaft, aber ob das reicht, um eine Vertragsverlängerung zu landen, werden die kommenden Monate zeigen. Nur Erfolge helfen Nørgaard weiter.

Mehr lesen