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Mia wird Master: Grenzüberschreitend in Sonderburg und Flensburg studieren

Mia wird Master: Grenzüberschreitend in Sonderburg und Flensburg studieren

Mia wird Master: Grenzüberschreitend studieren

Nina Stein
Nina Stein
Sonderburg/Flensburg
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Mia will international studieren. Die Kooperation zwischen der Syddansk Universitet und der Europa-Universität Flensburg ermöglicht ihr dies. Foto: Privat

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Über die Grenze hinweg studieren – das wird für Mia Bergau bald zur Realität. Die gebürtige Niedersächsin beginnt zum Herbstsemester ihren Zwei-Fächer-Master an den Universitäten Flensburg und Sonderburg (Sønderborg). Wie der Bewerbungsprozess ablief, was sie sich von einem grenzüberschreitenden Studium erhofft – und was für Herausforderungen noch für sie anstehen.

Du fängst am 1. September dein Masterstudium an der Syddansk Universitet (SDU) und der Europa-Universität Flensburg (EUF) an – wie bist du dazu gekommen?

„Ich habe im Bachelor an der Fachhochschule Bielefeld BWL mit dem Schwerpunkt International Business studiert. Ursprünglich wollte ich International Business als Hauptfach studieren. Durch mein duales Studium war ich allerdings an das Programm und die Uni gebunden. Da der Bachelor mir die Grundausbildung gibt, war ich damit auch fein. Deswegen wollte ich nun aber International Business machen und habe geschaut, wie ich das noch internationaler studieren kann. Da bin ich auf die Uni Flensburg gestoßen, die sehr nah an der dänischen Grenze liegt und eine Kooperation mit der Uni Sonderburg hat. Hier kann ich international zwei Master studieren.

An der Uni Flensburg studiere ich ,International Management Studies' und werde den Schwerpunkt auf Marketing und Medien setzen. In meinem Bachelor habe ich gar nichts zu dem Thema Medien gelernt und möchte das im Master gerne dabeihaben. Deswegen finde ich den Schwerpunkt sehr spannend, da es diese Kombination nicht oft gibt. Der Master in Sonderburg ist ,Business, Language and Culture'. Ein Shuttle bringt mich zweimal die Woche nach Sonderburg, denn grundsätzlich werde ich in Flensburg wohnen.“

Ihren Bachelor hat Mia an der Fachhochschule in Bielefeld gemacht. Den Master studiert sie in Flensburg und Sonderburg. Foto: Privat

Gab es für dich auch die Überlegung, nach Sonderburg zu ziehen?

„Ich habe gesehen, dass internationale Studierende ein Recht auf einen Wohnheimplatz haben. Das ist deutlich besser als in Flensburg. Dort sieht die Wohnlage zurzeit relativ schlecht aus. Das Problem ist aber, dass ich weiterhin in Deutschland arbeiten werde. Ich müsste deshalb viel mit meinem Arbeitgeber organisieren, wenn ich offiziell ins Ausland ziehen würde. Das kommt deshalb nicht infrage, die Überlegung war aber aktuell.“

Was gab es für Unterschiede beim Bewerbungsprozess?

„Keine großen. Ich habe mir parallel die Anforderungen und Fristen für Sonderburg und Flensburg rausgesucht. Es gibt gewisse Vorgaben, in welchen Fächern man wie viele Credits haben muss. Deshalb habe ich mich auf gut Glück beworben und damit gerechnet, unter Vorbehalt zugelassen zu werden. In Sonderburg wurde ich ohne Einschränkungen angenommen – darüber bin ich total glücklich. In Flensburg bin ich noch nicht eingeschrieben, da fängt der Bewerbungsprozess am 1. Juni an. Ich habe noch keine Rückmeldung, ob mein Bachelor passt, aber im Zweifelsfall studiere ich nur in Sonderburg.

Um mich überhaupt bewerben zu können, war ein TOEFL-Test notwendig. Das ist für internationale Studierende völlig normal. Die Punktzahl, die man erreichen musste, war ambitioniert, aber im Durchschnitt, sodass ich mich auch vorbereiten musste.“

Beim standardisierten TOEFL-Test (Test of English as a Foreign Language) werden Nicht-Muttersprachlerinnen und Nicht-Muttersprachler der englischen Sprache auf ihre Kenntnisse geprüft.

Quelle: Europäischer Referenzrahmen

Bisher war ich erst einmal in Dänemark – als ich in Flensburg war, bin ich über die Grenze gelaufen.

Mia Bergau

Warum Dänemark?

„Ich habe mich schnell nach Flensburg orientiert, und da ist Dänemark natürlich an der Grenze. Für mich war es auch wichtig, da mein Arbeitgeber Dr. Oetker dort gut und groß vertreten ist. Wir haben einige Dual Studierende und Auszubildende, die ihr Auslandssemester in der Landesgesellschaft in Dänemark gemacht haben. Da ist es sehr praktisch, wenn ich von meinem Unternehmen noch einen zweiten Markt kennenlerne.

Bisher war ich erst einmal in Dänemark – als ich in Flensburg war, bin ich über die Grenze gelaufen. Mehr von Dänemark kenne ich tatsächlich noch nicht.“

Das Meer ist Mia bekannt – doch die Küste von Dänemark ist neu für sie. Foto: Privat

Was erwartest du davon, in Dänemark zu studieren?

„In meinem Auslandsjahr in Taiwan hatte ich einen Kollegen, der aus Dänemark kam. Er war so freundlich und offen für andere Leute und andere Sprachen, dass ich die Hoffnung habe, dass es in Sonderburg auch so sein wird. Ich glaube, dass Dänemark von der Kultur nicht so anders ist und ich keinen Kulturschock haben werde. Ich hoffe, viele neue offene Leute kennenzulernen.“

Auf welchen Sprachen studierst du?

„Die Vorlesungen in Sonderburg werden auf Englisch stattfinden. Dazu habe ich die Möglichkeit, Dänisch oder Spanisch zu lernen. Das bedeutet für mich Internationalität. Die Unterrichtssprachen in Flensburg sind Deutsch und Englisch.“

Ich habe mir immer gesagt, wenn ich umziehe, dann in Richtung Meer.

Mia Bergau

Wie viel Dänisch kannst du?

„Ich kann gar kein Dänisch. Ich habe überlegt, mit Duolingo anzufangen, um mich wenigstens vor Ort zu unterhalten und nicht komplett verloren zu sein. Auch wenn ich die Hoffnung habe, dass die Leute vor Ort gut Englisch können, ist es mir wichtig, die Landessprache zu lernen. Gerade im Hinblick auf meine Arbeit, damit ich die Verbindung zur Landesgesellschaft nach Dänemark aufbauen kann. Mir fallen Sprachen zum Glück nicht schwer, aber zurzeit kann ich es gar nicht.“

Du wechselst nun deinen Lebensmittelpunkt. Welche Herausforderungen kommen auf dich zu?

„Ich hatte nicht damit gerechnet, noch einmal so weit weg zu ziehen. Aber ich habe mir immer gesagt, wenn ich umziehe, dann in Richtung Meer. Und da Flensburg zufälligerweise auch dort liegt, hat das gut gepasst.

Ich habe viele Freunde, die für ihren Master umgezogen sind. Somit wird auch mein gewohnter Freundeskreis in Bielefeld weniger. In unserer Generation passiert es häufiger, dass man seinen Standort noch einmal wechselt. Ich bin auch traurig, Bielefeld zurückzulassen, weil es die letzten fünf Jahre meine Heimat war. Ich habe mir ein tolles Umfeld aufgebaut, liebe meine Wohnung und muss jetzt ganz viele Pflanzen loswerden. Aber ich freue mich auch darauf, neu anzufangen.“

Ich habe mir ein tolles Umfeld aufgebaut, liebe meine Wohnung und muss jetzt ganz viele Pflanzen loswerden. Aber ich freue mich auch darauf, neu anzufangen.

Mia Bergau

Du hast deine Arbeit angesprochen. Wie wird das in Zukunft ablaufen?

„Momentan bin ich noch in Verhandlungen. Mein Ziel ist es, weiterhin als Werkstudentin online mitzuarbeiten. Ich habe ein tolles Team und Aufgaben, die meinem Studium sehr nahekommen. Langfristig plane ich, wieder zurückzukommen. Ich kann aber hoffentlich Praktika in anderen Unternehmen machen und diese kennenlernen. Wenn ich da etwas Gutes finde, was mir gefällt, steht mir alles offen. Ich will mich da nicht festlegen.“

Es ist keine Schnapsidee, für die ich mich spontan entschieden habe.

Mia Bergau

Du strebst einen Master-Doppelabschluss an und hast vor, währenddessen als Werkstudentin zu arbeiten. Wann hast du dann Freizeit?

„Es wird taff. Aber die Zeit ist auf zwei bis drei Jahre limitiert. Ich weiß sonst nicht, wie ich mich finanzieren soll. Ich habe dual studiert, womit ich immer ein Einkommen hatte und finanziell unabhängiger von meinen Eltern war. Das ist mir wichtig. Jetzt habe ich anderthalb Jahre Vollzeit-Geld verdient: Das wird ein Unterschied, wenn ich als Werkstudentin anfange. Ich muss meine Miete finanzieren und finde es sinnvoller, in meinem Berufsfeld weiterzuarbeiten. Aber ja, es wird stressig.“

Wie aufgeregt bist du?

„Es ist keine Schnapsidee, für die ich mich spontan entschieden habe. Alle meine Freundinnen und Freunde wissen, dass ich aufgeregt bin, mich aber auch sehr freue. Als ich meinen Bachelor in Bielefeld angefangen habe, war ich sehr froh, dass ich jemanden aus der Heimat kannte, auf den ich mich verlassen konnte. Das habe ich diesmal nicht. Vielleicht ist das auch eine fortgeschrittene Variante vom Umziehen.

Ich bin gespannt, was sich die nächsten Monate ergibt. Es ist schwierig, meine eigene Wohnung zu kündigen und noch nichts zu haben, worauf ich in Flensburg zurückgreifen kann. Das ist der große, aufregende Punkt. Wenn es dann an den Umzug geht, wird es nochmal stressig. Das wird viel Arbeit, vor allem weil ich bis zum 31. August Vollzeit arbeite. Aber ich bin zuversichtlich. Denn ich weiß, dass meine Freundinnen und Freunde sowie meine Familie mich unterstützen.“

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