Die Woche am Alsensund

Frohes Neues? Hoffen darf man

Frohes Neues? Hoffen darf man

Frohes Neues? Hoffen darf man

Sonderburg/Sønderborg
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Eine neue Woche am Alsensund mit Kolumnistin Sara Eskildsen Foto: Karin Riggelsen

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Mit den besten Wünschen ins neue Jahr gerutscht – und was kommt jetzt? Mit einer ersten Kolumne vom Alsensund begrüßt Kolumnistin Sara Eskildsen das Jahr 2023 und fragt sich, was das neue Jahr wohl so mit sich bringt.

Die Grüße und Wünsche aus der Silvesternacht sind unmissverständlich positiv. Wir wünschen uns ein „frohes neues Jahr“, öffnen Champagnerflaschen, und sogar wortkarge Zeitgenossen ringen sich ein „gutes Neues“ oder „guten Rutsch“ ab.

Während bunte Feuerwerksraketen am Nachthimmel explodieren und Feinstaub über unseren Köpfen in die Atmosphäre rieselt, begrüßt die ganze Welt am Silvesterabend voller Hoffnung ein neues Jahr. Ein gutes neues Jahr. Ein frohes neues Jahr. Ausrufezeichen.

Oder doch eher ein Fragezeichen? Mit jedem Jahr am Alsensund nimmt meine Vorsicht am Neujahrsabend zu. Gute Wünsche hin oder her – ob ein Jahr gut wird oder nicht kann man am Silvesterabend nun mal nicht wissen.

Das Leben kann sich schnell ändern

Als Lokalredakteurin bin ich immer wieder Zeugin, wie schnell sich das Leben ändern kann. Brennende Häuser, Morde, deren Aufklärung ich als Zuhörerin im Gerichtssaal verfolge oder Nachrufe über Menschen, die leben wollten und sterben mussten. 

Eine Bekannte von mir wünschte sich 2022 nichts sehnlicher als ein Baby. Anfang des vergangenen Jahres erhielt sie statt eines positiven Schwangerschaftstests die Diagnose Lungenkrebs, und statt einer Schwangerschaft durchlief sie eine Chemotherapie. Gott sei Dank ist der Krebs zwölf Monate später besiegt.

Doch wie soll man unbeschwert Neujahr feiern, wenn man weiß, welch hässliche Überraschungen das Leben bereithalten kann?

Daher wirken der Altjahresabend und der Neujahrstag auf mich wie ein Kaleidoskop, durch das man sein eigenes Schicksal für einen Augenblick konzentriert beobachtet und bewertet. Und hofft, dass alles gut bleibt, wenn alles gut ist.

Sara Eskildsen, Kolumnistin

Im Grunde ist jeder Tag der Beginn eines neuen Jahres. Doch an den allermeisten machen wir uns das nicht so bewusst wie an Silvester. Selten – zu selten – stoße ich mitten in der Woche mit Champagner auf ein neues Jahr an, und lasse das alte Revue passieren.

Daher wirken der Altjahresabend und der Neujahrstag auf mich wie ein Kaleidoskop, durch das man sein eigenes Schicksal für einen Augenblick konzentriert beobachtet und bewertet. Und hofft, dass alles gut bleibt, wenn alles gut ist.

Die Hoffnung, dass Einladungen zu Konfirmationen, Jahrestagen und Hochzeiten eintreffen – und keine schwarz umrandeten Karten mit einer Trauerkarte und den Infos zur Beerdigung.

Am Strand liegen, nicht im Krankenhaus

Die Hoffnung, dass wir mit erhobenem Glas an einem reich gedeckten Tisch sitzen und gemeinsam mit dem  Gastgeber anstoßen – und nicht auf einer Beerdigung, wo die Hauptperson im Grab liegt und von den schönen Reden nichts mehr mitkriegt.

Die Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine in einem Friedensabkommen endet und nicht zu einem Atomkrieg eskaliert.

Die Hoffnung, dass wir gesund bleiben und im Laufe des Sommers am Strand liegen und nicht im Krankenhaus.

Am Ende von 2023 wird jeder Tag gelebt und gefüllt sein – aber wie? Foto: Sara Eskildsen

Mit Blick auf die Lokalredaktion am Alsensund war 2022 mit der Rhönrad-WM, der Tour-de-France-Etappe und der internationalen Energiekonferenz für Sonderburg ein absolutes Highlight-Jahr.

Das dürfte 2023 anders werden. Ruhiger. Bislang sind die Tage im Redaktions-Kalender noch überwiegend leer.

Am 15. Januar feiert der Sonderburger Frauenbund 100-jähriges Bestehen, und zum 9. April eröffnet im Deutschen Museum Sonderburg eine spannende neue Ausstellung zur Besatzung Dänemarks.

Ansonsten wirft das Jahr 2023 nicht gerade mit Großereignissen um sich. Als Kommune mit mehreren zehntausend Millionen Kronen zu wenig in der Haushaltskasse kann sich Sonderburg spektakuläre Großereignisse erst mal nicht mehr leisten.

Gute Wünsche machen ein Jahr nicht kontrollierbar

Bleiben all die Ereignisse, von denen wir derzeit noch nichts wissen. Die ohne Einladung oder Vorankündigung eintreten. Ein neues Jahr, in dem Gutes und Schlechtes stattfinden wird, Frohes und Trauriges.

Als Erinnerungsstütze werde ich den beim Weihnachtswichteln gewonnenen Kalender des Sozialdienstes als Geburtstagskalender nutzen und an prominenter Stelle im Haus platzieren, damit ich 2023 nicht gar so viele Geburtstage vergesse wie im vergangenen Jahr.

Gute Wünsche am Silvesterabend machen ein Jahr weder besser noch kontrollierbar. Aber man startet immerhin mit einer positiven Einstellung und einer gesunden Portion Hoffnung.

 

 

 

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