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Hans Christian Schmidt: Vor Ort weiß man am besten, wo der Schuh drückt

Hans Christian Schmidt Vor Ort weiß man am besten, wo der Schuh drückt

Schmidt: Vor Ort weiß man am besten, wo der Schuh drückt

Woyens/Vojens
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Hans Christian Schmidt (Venstre) ist zum parteipolitischen Sprecher für die Politikbereiche ländliche Gebiete und Inseln sowie Seniorenpolitik gewählt worden. Foto: Venstre

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Der aus Nordschleswig stammende Politiker Hans Christian Schmidt möchte sich dafür einsetzen, die Herausforderungen, vor denen ländliche Gebiete aktuell stehen, zu lösen. Als neuer Sprecher seiner Partei Venstre für dieses Politikfeld hat er auch bereits eine Idee, wie er die Sache angehen möchte.

„Die Zusammenhangskraft in Dänemark ist herausgefordert“, sagt Hans Christian Schmidt.

Er ist seit Kurzem politischer Sprecher seiner Partei Venstre für zwei Politikbereiche, die insbesondere auch für Nordschleswig von wichtiger Bedeutung sind, und zwar für ländliche Gebiete und Inseln sowie für Themen, die Seniorinnen und Senioren betreffen.

Erfahrener Politiker aus Nordschleswig

Der Politiker aus Woyens (Vojens), der seit 1994 im Folketing sitzt und bereits Regierungsverantwortung in verschiedenen Ministerposten in den Bereichen Umwelt, Ernährung und Transport übernommen hat, war bereits von 2011 bis 2015 Vorsitzender im Ausschuss für ländliche Gebiete und Inseln.

Wenn die letzte Schule schließt, der letzte Kaufmannsladen den Schlüssel umdreht, dann verschwindet auch der Treffpunkt, der für das lokale Zusammenleben so wichtig ist.

Hans Christian Schmidt (Venstre), Folketingsabgeordneter

Seinerzeit hatte er eine Unterschriftensammlung gestartet, die schlussendlich in den politischen Beschluss mündete, Verwaltungsbehörden von Kopenhagen in verschiedene ländliche Gebiete Dänemarks zu verlagern. So zog beispielsweise die Landwirtschaftsverwaltung 2019 nach Augustenburg (Augustenborg).

Wie können ländliche Gebiete überleben?

Doch es gebe jede Menge Neues zu tun, sagt Hans Christian Schmidt im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

„Die große Frage ist, ob die kleineren ländlichen Gebiete überleben. Wenn die letzte Schule schließt, der letzte Kaufmannsladen den Schlüssel umdreht, dann verschwindet auch der Treffpunkt, der für das lokale Zusammenleben so wichtig ist. Deshalb ist es entscheidend, dass wir diese Einrichtungen und damit ein bestimmtes Serviceniveau auf dem Lande aufrechterhalten. Arbeitsplätze und wirtschaftliche Rahmenbedingungen spielen dabei eine Schlüsselrolle“, sagt Hans Christian Schmidt.

Keine Pauschallösungen

Allerdings möchte er sich noch nicht auf konkrete Vorschläge oder geplante Initiativen festlegen. Denn der oftmals gehegte Wunsch, eine Lösung zu finden, die dann überall als Antwort auf die lokalen Herausforderungen anwendbar ist, funktioniere nur selten, so der erfahrene Politiker. Dafür seien die Unterschiede vor Ort in den meisten Fällen einfach zu groß.

Wir müssen wieder auf eine Rundtour gehen und in jeder Region Treffen durchführen, zu denen wir die Lokalbevölkerung einladen. Am besten nach Feierabend, sodass möglichst viele kommen können.

Hans Christian Schmidt (Venstre), Folketingsabgeordneter

Seine Botschaft ist stattdessen eine andere, und an der lässt er keinen Zweifel: „Wir müssen wieder auf eine Rundtour gehen und in jeder Region Treffen durchführen, zu denen wir die Lokalbevölkerung einladen. Am besten nach Feierabend, sodass möglichst viele kommen können. Und dann können wir sie fragen, wo bei ihnen der Schuh drückt.“

Meinungsvielfalt wichtig

Der neu zusammengesetzte Ausschuss für ländliche Gebiete und Inseln soll Mitte Januar erstmals zusammentreten, und dann möchte Hans Christian Schmidt seine Idee einer Reise durch die Regionen vorschlagen, um so Eindrücke von den Menschen vor Ort zu erhalten.

„Wenn du mit dem Lastwagenfahrer oder dem Schlachter vor Ort sprichst, bekommst du ganz andere Eindrücke. Deshalb ist es mir wichtig, keine voreingenommenen Haltungen zu haben. Stattdessen müssen wir uns so viele unterschiedliche Meinungen anhören wie nur möglich“, gibt Schmidt zu bedenken.

Seine Erfahrungen aus der Zeit von 2011 bis 2015 haben ihn in dieser Ansicht bestärkt.

Wir haben zahlreiche Institutionen im Verteidigungsbereich, denen erhebliche finanzielle Mittel zugeführt werden müssen.

Hans Christian Schmidt (Venstre), Folketingsabgeordneter

Die gesammelten Eindrücke hätten damals zwar am Ende in vielen Fällen zu der Erkenntnis geführt, dass es Ähnlichkeiten bei den Herausforderungen gäbe, denen sich die ländlichen Gebiete ausgesetzt sehen, aber dass diese dennoch für jedes Lokalgebiet unterschiedlich gelöst werden müssten. An einem Ort könne es beispielsweise hilfreich sein, eine Apotheke oder eine Poststelle zu etablieren, woanders ist es vielleicht eine Bücherei, die dazu beitrage, das nötige Niveau an Service und Treffpunkten zur Verfügung zu stellen.

Lokale Treffen am liebsten bereits im Frühjahr

Wenn die Ausschussmitglieder seiner Idee für lokale Treffen in allen Regionen des Landes zustimmen sollten, möchte Hans Christian Schmidt gerne im kommenden Frühjahr damit loslegen. Er ist sich sicher, dass die Politikerinnen und Politiker dieses Mal etwas anderes zu hören bekommen als bei seiner letzten Rundtour.

„Ich höre jetzt beispielsweise oft, dass die Energiekosten so hoch sind. Das kann beispielsweise durch Steuern und Abgaben und die Art und Weise, wie diese bezahlt werden müssen, beeinflusst werden. Also lasst uns die kleineren Kaufmannsläden aufsuchen und sie selbst fragen, welche Lösung sie sich am besten vorstellen können“, sagt Schmidt.

Verteidigungspolitik ein zentraler Baustein

Für die neue Regierungsperiode sieht er Verteidigung als einen besonders wichtigen Baustein.

„Wir haben zahlreiche Institutionen im Verteidigungsbereich, denen erhebliche finanzielle Mittel zugeführt werden müssen. Ich denke hier an die Einigung im vergangenen Frühjahr zur Erhöhung des Verteidigungsetats. Dabei ist es egal, ob es um die Kaserne in Hadersleben geht, die Heimwehr in sämtlichen Kommunen des Landes oder Investitionen in neue Gebäude, Kampfjets oder Panzer; das Militär nimmt überall viel Raum ein. Vor allem jetzt, wo wir mit in der Regierung sitzen und den Verteidigungsminister stellen, beschäftigen wir uns damit“, so Schmidt.

Es ist schließlich etwas anderes, als Regierungspartei in einem Ausschuss zu sitzen, als wenn man in der Opposition ist.

Hans Christian Schmidt (Venstre), Folketingsabgeordneter

Andere wichtige Themen, die ihm einfallen, sind die Versorgung mit schnellem Internet; etwas, das gerade in Zeiten, in denen das Arbeiten aus dem Homeoffice verstärkt zur Normalität geworden ist, relevant sei; die dezentrale Verteilung von Studienplätzen oder die Frage nach einer ausreichenden Zahl an Arbeitsplätzen vor Ort.

Seniorenpolitik als weiterer Themenschwerpunkt

Und auch die Seniorenpolitik treibt Hans Christian Schmidt um.

Auf die Frage, ob er als neuer parteipolitischer Sprecher für diesen Bereich denn bereits konkrete Schwerpunkte nennen könne, antwortet er: „Es ist neu, dass wir eine Ministerin haben, die nur für Seniorenpolitik zuständig ist. Deshalb möchte ich erst mal abwarten, mit welchen Themen die Ministerin kommt, wenn wir Anfang Januar unser erstes Treffen haben. Denn es ist schließlich etwas anderes, als Regierungspartei in einem Ausschuss zu sitzen, als wenn man in der Opposition ist“, gibt Hans Christian Schmidt zu bedenken.

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