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Grenzverkehr hinkt dem Vor-Corona-Niveau hinterher – Gründe unklar

Grenzverkehr hinkt dem Vor-Corona-Niveau hinterher

Grenzverkehr hinkt dem Vor-Corona-Niveau hinterher

Apenrade/Aabenraa
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Auf der Autobahn (E45) herrscht Hochbetrieb, wenn auch etwas weniger als noch 2019. Foto: Karin Riggelsen

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Der Verkehr in Dänemark rollt fast wieder auf dem hohen Niveau von vor der Corona-Pandemie. Eine Ausnahme bildet der Grenzverkehr. Sind es Grenzpendlerinnen und Grenzpendler, die mehr im Home Office arbeiten oder sind Inflation und hohe Energiepreise verantwortlich? Über die Ursachen wird spekuliert.

Das Verkehrsaufkommen in Dänemark liegt fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. Das zeigen aktuelle Zahlen der Verkehrsbehörde (Vejdirektoratet). Demnach haben die Menschen im Land im vergangenen Jahr nur 0,7 Prozent weniger Kilometer auf den Straßen zurückgelegt als 2019, auf Autobahnen waren es 1,5 Prozent weniger.

Der Grenzverkehr hingegen gleicht sich dem Vor-Pandemie-Niveau langsamer an. Über die Gründe dafür wird spekuliert. Die Verkehrsbehörde gibt in ihrem Jahresbericht für 2022 an, dass im Jahr 2021 22,2 Millionen Fahrzeuge die Landesgrenzen mit Schweden und Deutschland passiert haben. Im Durchschnitt sind das knapp 60.800 Fahrzeuge pro Tag, was im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020 zwar einen Anstieg von 5,1 Prozent ausmachte, aber noch immer 31,7 Prozent unter dem Niveau von 2019 lag. Für das vergangene Jahr wird der gesamte Grenzverkehr noch mit 9,3 Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr angegeben.

An der deutsch-dänischen Landesgrenze wurde für 2022 10,3 Prozent weniger Grenzverkehr registriert als 2019.

Zuwachs beim Schwerlastverkehr

Anders sieht es beim Schwerlastverkehr aus, wie die Zahlen der Verkehrsbehörde zeigen. Hier wurden 2022 mehr Kilometer zurückgelegt, was einem Plus von 3,4 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. Lkw füllen daher die Autobahnen weit mehr als noch vor ein paar Jahren. Ein Grund hierfür ist der steigende Handel von Waren über das Internet, der unter der Corona-Pandemie deutlich zugenommen hat. 

Allein an der deutsch-dänischen Landesgrenze nahm der Lkw-Verkehr um 1,6 Prozent zu.

Mehrere mögliche Gründe für Rückgang beim Grenzverkehr

Die Zahlen überraschen vor allem Verkehrsexpertinnen und -experten sowie die Tourismusbranche. Christoffer Brinch-Pedersen, Mitarbeiter in der Abteilung Statistik beim Vejdirektorat, sagte „Jyllands Posten“ (Bezahlschranke), es sei schwer, präzise zu sagen, warum der Grenzverkehr hinter der allgemeinen Entwicklung zurückbleibe. Weniger Grenzhandel, weniger deutsche und dänische Touristinnen und Touristen oder aufgrund von vermehrter Home-Office-Arbeit ausbleibende Grenzpendlerinnen und -pendler; dies könnten neben hoher Inflation und teuren Kraftstoffpreisen Gründe sein, so der Experte. 

Peter Hansen vom Regionskontor und Infocenter in Pattburg (Padborg) sagt auf Nachfrage des „Nordschleswigers“, die genannten Gründe ergäben alle Sinn. „Ich kann da auch nur spekulieren, aber wissen tun wir es nicht.“

Knapp 60 Prozent des gesamten Grenzverkehrs passiert die deutsch-dänische Landesgrenze, 42 Prozent davon entfallen auf den Autobahnübergang bei Fröslee (Frøslev). Erst dahinter kommt die Öresundbrücke, die Kopenhagen mit Malmö verbindet.

 2021 lag der Verkehr über die Landesgrenze zwischen Deutschland und Dänemark noch 29,9 Prozent unter dem Niveau von 2019, an der Öresundbrücke waren es sogar 35,7 Prozent weniger. Zwar hat sich die Zahl im vergangenen Jahr deutlich an das Vor-Pandemie-Niveau angeglichen, aber dennoch langsamer als erwartet. In der Tourismusbranche wird nicht daran geglaubt, dass mangelnde Reiselust der Menschen für das Hinterherhinken verantwortlich ist. 

„Ich bin sicher, dass der Ferienverkehr mindestens auf dem Niveau von 2019 war“, sagt Lars Thykier von Dänemarks Verband der Reisebüros (Danmarks Rejsebureau Forening) zu „Jyllands Posten“. Wer 2022 nicht mit dem Flugzeug verreist sei, der habe sich vermutlich ins Auto gesetzt. Daher sei es am wahrscheinlichsten, dass die Grenzpendlerinnen und Grenzpendler aus Richtung Malmö und südlich der dänisch-deutschen Grenze ursächlich für den Rückgang seien.

Zahl der Grenzpendlerinnen- und pendler stabil

Das Regionskontor hatte jedoch erst kürzlich eine Statistik veröffentlicht, wonach die Zahlen der Grenzpendlerinnen und -pendler weiterhin stabil sind. Die Pandemie und die aktuelle wirtschaftliche Lage beeinflussen die Zahl „unerheblich“, so das Fazit. Die Einrichtung mit Sitz in Pattburg erhebt seit 2007 die Zahl der Grenzpendelnden, die zum Arbeiten jeweils ins Nachbarland wechseln.

Torben Lund Kudsk vom Automobilverband FDM sieht keine Hinweise darauf, dass die Menschen weniger Lust haben, Auto zu fahren – trotz Staus und Chaos an einigen Stellen sowie kräftiger Inflation.

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