Dansk-tysk med Matlok

Hunde-Nation Deutschland mit Fußball-Kanzlern und Kaiser

Hunde-Nation Deutschland mit Fußball-Kanzlern und Kaiser

Hunde-Nation Deutschland mit Fußball-Kanzlern und Kaiser

DN
Kopenhagen
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Lykke Friis und Siegfried Matlok beim Interview im Kopenhagener dk4-Studio in der Titangade. Foto: DK4

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Lykke Friis im dk4-Fernsehen vor der Europameisterschaft über Politik, Fußball und Identität in Deutschland.

Ein Fußballspiel dauert bekanntlich 90 Minuten, aber das „Fußballspiel“ zwischen Lykke Friis und Siegfried Matlok im dk4-Program „Dansk-tysk med Matlok“ ging sendemäßig sogar in die Verlängerung.

Ein Interview in hohem Tempo mit VAR, das vor und hinter den Kameras den deutschen Fußball mit seinen historischen Folgen für Politik und Identität analysiert – von 1954 bis zur Fußball-Europameisterschaft, die in wenigen Wochen in Deutschland stattfindet. Auch mit der Teilnahme der dänischen Mannschaft, die im Nord-Schwarzwald-Städtchen Freudenstadt Quartier bezieht und die von mindestens 50.000 „Roligans“ unterstützt wird, die dann hoffentlich mehr als nur die Autobahn von Deutschland kennenlernen, so der Fernsehgast.  

Lykke Friis – ebenso wie der ehemalige Sportredakteur des „Nordschleswigers“ FCB-Fan – berichtet von einem Treffen mit Kaiser Franz Beckenbauer, der völlig verdutzt war, als sie ihn bei einer Veranstaltung in Kolding danach fragte, ob er den 26. Juni 1992 kenne?

Der Kaiser schüttelte den Kopf, bis Lykke ihn aufklärte: an dem Tag gewann Dänemark sport-historisch das EM-Finale in Göteborg mit 2:0, aber der Kaiser sammelte keine Niederlagen in seiner Erinnerung. Für ihn und die Nachkriegsgeneration hatte hingegen der 4. Juli 1954, „das Wunder von Bern“ mit Fußball-Weltmeister Westdeutschland identitätsstiftende Bedeutung – trotz der Nationalhymne, die teilweise gesungen mit der ersten Strophe von „der Etsch bis an den Belt“ auch in Dänemark für Empörung sorgte. 

Die schönste Nebensache der Welt ist für die Deutschen längst keine Nebensache mehr. Stationen wie die erfolgreiche Fußballweltmeisterschaft mitten im Kalten Krieg mit der 0:1-Niederlage im Hamburger Gruppenspiel gegen die DDR, der WM-Titel 1990 in Rom, der auch im Ausland begeisternde „Partyotismus“ mit dem WM-Sommermärchen 2006 in Deutschland sowie die Leichtigkeit des Seins beim Titelgewinnn 2014 in Brasilien sind fußball-und identitätsstiftende Stationen in der Geschichte der Bundesrepublik. 

In der Sendung wird der frühere deutsche Nationalspieler von Werder Bremen, Sepp Piontek, wegen seiner Verdienste als erfolgreicher Trainer der dänischen Nationalmannschaft als „Deutschlands bester Botschafter aller Zeiten in Dänemark“ gewürdigt, und auch für die dänischen Fußballer, die als dänische Botschafter in Deutschland oft sogar Heldenstatus erreicht haben, gibt es hohe Anerkennung.

Lykke Friis erzählt, wie der damalige Außenminister Uffe Ellemann-Jensen 1992 beim EM-Finale von Göteborg Bundeskanzler Kohl beim EU-Gipfel ärgerte, und Siegfried Matlok lüftet ein Geheimnis von Prinz Joachim über die Bild-Zeitung und Søren Lerby.

Die ehemalige Ministerin Lykke Friis – dänischer Vater, deutsche Mutter – schildert, wie es auch für sie plötzlich in Dänemark möglich wurde, offen Sympathien für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu zeigen.

In ihrem Buch „Hund efter Tyskland“ 2014 hat die heutige Direktorin von „Tœnketanken Europa“ Deutschland freundlich als „Hunde-Nation“ bezeichnet.

Beim Interview auf dk4 spricht sie nun über Deutschland als Fußball-Nation und über die identitätspolitische Bedeutung der Fußball-Kanzler Kohl, Schröder und Angela Merkel sowie über die deutschen EM-Hoffnungen mit dem Wunsch auf neuen Optimismus nicht nur 2024 im Fußball. 

Das Interview mit Lykke Friis findest du unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=zfLFQmr9Tj0

Lykke Friis gilt als profunde Kennerin des deutschen Fußballs und ist bekennender Fan des FC Bayern München. Foto: DK4
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