Folketingswahl

Haarders Abschiedssalut: Bleibt authentisch

Haarders Abschiedssalut: Bleibt authentisch

Haarders Abschiedssalut: Bleibt authentisch

Kopenhagen/Nordschleswig
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Bertel Haarder bei seiner letzten Rede im Foketing Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

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Bertel Haarder scheidet nach fast 50 Jahren aus der dänischen Politik aus. In seinen letzten Worten im Folketing lobte und ermahnte er die Kolleginnen und Kollegen.

Er ist kaum aus der dänischen Politik wegzudenken: der Venstrepolitiker Bertel Haarder aus Randershof (Rønshoved) an der Flensburger Förde wurde 1975 erstmalig ins Folketing gewählt, kandidierte bereits 1973. Doch jetzt müssen wir uns ein Folketing ohne ihn vorstellen. Am Dienstag hat er seine letzten Worte am Rednerpult des Plenarsaals gesprochen.

Als Dienstältester oder Alterspräsident war es Haarders Aufgabe, die erste Sitzung der neuen Saison einzuleiten und die Wahl des Vorsitzes (Präsidium) des Folketings durchzuführen.

„Besser als euer Ruf“

Seine letzten Worte richtete er direkt an die Kolleginnen und Kollegen im Parlament.

„Ich bin Zeuge, dass ihr Volksvertreterinnen und Volksvertreter besser als euer Ruf seid. Ihr arbeitet hart und seriös. Vielleicht arbeitet ihr zu hart und habt zu wenig Zeit zum Überlegen und Nachdenken“, sagte er und brach damit das Protokoll.

„Nicht alles ist Taktik“

Im Plenarsaal ist es nämlich nur gestattet, einander in der dritten Person anzusprechen. Doch wie er am Ende seiner Rede bemerkte, leite er ja selbst zu diesem Zeitpunkt die Sitzung und habe es sich selbst gestattet. Und daher konnte er nach dem Lob zu Ermahnungen übergehen.

„Lasst euch nicht von den vielen Medien und voneinander stressen. Lasst euch nicht von den vielen eifrigen Beraterinnen und Beratern stressen. Besteht darauf, dass es die Volksvertreter sind, die die Entscheidungen treffen sollen. Wehrt euch gegen Top-Down-Steuerung, gebt euch Zeit zum Überlegen, denkt daran festzuhalten, weist das Gerede der Kommentatorinnen und Kommentatoren zurück, alles sei Taktik und Gerissenheit, bleibt authentisch“, meinte er weiter.

Vertrauen

Haarder ist als Politiker dafür bekannt, dass er an seinen Standpunkten festhält, auch wenn sie nicht populär sind. Er ist an der Heimvolkshochschule in Randershof, die von seinen Eltern geleitet wurde, aufgewachsen. So hat ihn das Gedankengut von N.F.S. Grundtvig sein Leben lang geprägt und schwang auch in seiner Abschiedsrede mit.

„Besteht darauf, dass ihr tatsächlich meint, was ihr sagt und meint, es sei das Beste für Dänemark. Seid gut zu Dänemark und hegt das nordische Gold, das das grundsätzliche Vertrauen ist, dass wir zueinander haben. Es half uns durch die Corona-Krise und wird uns durch den Krieg und die Inflation helfen. Vertrauen darin, was unsere Gesellschaft leisten kann; Vertrauen zueinander und gegenüber unseren Behörden, ja sogar Vertrauen zu politischen Gegnerinnen und Gegnern“, so der politische Nestor.

„Spielt nicht Bevölkerungsgruppen gegeneinander aus“

Obwohl die Wahl zum Zeitpunkt seiner Rede noch nicht ausgeschrieben war, ging er auch auf den kommenden Wahlkampf ein.

„Denkt daran, dass es – vielleicht – mehr Stimmen bringt, andere anzuerkennen als sie zu verdächtigen. Behandelt andere so, wie ihr behandelt werden möchtet. Wahlköder und Stimmfang werden nicht zu vermeiden sein, aber sorgt dafür, dass sie keine bleibenden Schäden hinterlassen. Und spielt nicht Bevölkerungsgruppen gegeneinander aus. Denkt daran, dass ihr Teil von etwas Größerem seid in einem Land mit Anstand, wo wenige zu viel haben und noch weniger zu wenig“, schloss er mit einem Grundtvig-Zitat und überließ dann die Leitung der Versammlung an den wiedergewählten Vorsitzenden des Folketings, Henrik Dam Kristensen (Soz.), der das Folketing ebenfalls verlassen wird.

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