Leitartikel

„Kirche in der Pflicht: Bunte Wiesen statt Mähroboter“

Kirche in der Pflicht: Bunte Wiesen statt Mähroboter

Kirche in der Pflicht: Bunte Wiesen statt Mähroboter

Apenrade/Aabenraa
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Die Volkskirche in Dänemark soll grüner werden. Das findet nicht nur Cornelius von Tiedemann, die Kirche selbst hat dies begriffen und sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Dabei gehe es aber nicht nur um die anonymen Landwirtschaftsflächen, die der Glaubensgemeinschaft gehören, sondern auch darum, im Kleinen als Vorbild in der Gemeinde aufzutreten, so der stellvertretende Chefredakteur.

Angesichts der Klimakrise und des Artenschwunds muss sich die Kirche, die sich stets als Institution des Glaubens und der sozialen Verantwortung sah, ihrer Rolle im Natur- und Klimaschutz bewusst werden.

Heißt: Die dänische Volkskirche, als drittgrößte Landbesitzerin des Landes, sollte ein Vorbild für nachhaltiges Handeln sein. Das hat die Kirche inzwischen erkannt und die Initiative „Die Grüne Transformation der Volkskirche“ gestartet.

Die Grundstücke der Volkskirche entsprechen der Größe von 22.000 Fußballfeldern – oder einem Areal zwischen Ærø und Röm (Rømø). Ein aktueller Bericht, den die Kirche selbst beauftragt hat, zeigt das.

Und er zeigt damit, welches Potenzial die Kirche als Vorreiterin im Naturschutz hat. Denn viele dieser konventionell bewirtschafteten Flächen bieten Raum für grüne Initiativen.

Der just vorgestellte digitale Kartendienst, der die Flächen der Kirche abbildet, zeigt, wo Raum für Aufforstung, ökologische Landwirtschaft oder erneuerbare Energien ist.

Kraft des Symbols: Kirche sollte lokal stärker auf grüne Zeichen setzen

Doch nicht nur im Großen sollte umgedacht werden. Auch mitten in unseren Orten, wo oft kahle Wiesen und Hänge rund um die Kirchen und surrende Mähroboter auf den Friedhöfen mehr an exklusive Vorplätze denn an lebendige, soziale Orte erinnern. Solche Anblicke senden ein Signal an die Gemeinschaft, das nicht mehr zeitgemäß ist.

Zum Glück hat die Volkskirche auch das begriffen und viele Gemeinden geben der Natur heute viel mehr Raum als früher. Was übrigens nicht nur der Natur guttut – sondern auch den Menschen, die die lebendigen Kirchengelände im Wandel der Jahreszeiten besuchen.

Doch leider machen längst nicht alle Kirchen mit – auch nicht in Nordschleswig.

 

Das Ansehen der Kirche lebt dabei doch heute nicht mehr von einer möglichst erhabenen, aufgeräumten ästhetischen Präsentation – sondern auch davon, sich als Teil der Lebenswirklichkeit und der Verbundenheit zur Natur zu zeigen.

 

Welches Bild möchte die Kirche in der aktuellen Umweltsituation abgeben und vorleben? Umwelt- und Klimaschutz müssen Teil der Antwort auf diese Frage sein. Sie sind allgemein anerkannte dringende Notwendigkeiten – und längst keine politischen Schlagwörter mehr, mit denen sich die staatliche Kirche traditionell schwertut.

Die „Schöpfung“ – unser Planet und sein Ökosystem – ist der Kirche ein heiliges Gut, das es zu bewahren gilt.

Grüne Welle als Chance für die Kirche

Henrik Stubkjær, Bischof in Viborg und Vorsitzender der Steuerungsgruppe für die „Grüne Transformation der Volkskirche“, betont denn auch, wie wichtig es sei, dass die Kirche mit ihren Ressourcen zu den nationalen Klimazielen beiträgt.

Das macht Mut. Denn als Vertreterin der Mehrheit der dänischen (und in Nordschleswigs Städten auch deutsch-dänischen) Bevölkerung muss die Kirche neben ihrer geistlichen und sozialen Verantwortung auch eine Rolle im Umwelt- und Klimaschutz spielen. Auch im eigenen Interesse – um für heutige und künftige Generationen relevant und im wahrsten Sinne „glaubwürdig“ zu bleiben.

Ihr Engagement darf sich dann gerne auch in erlebbaren Maßnahmen widerspiegeln: Mit bunten Gärten statt kahlen Flächen sendet die Kirche ein kraftvolles Signal an ihre Gemeinden – und an die, die nicht, nicht mehr oder bisher nicht dazugehören.

Ein Signal, das zeigt, dass die Bewahrung der „Schöpfung“ im Kern ihres Glaubens und ihres Handelns steht.

 

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