Coronavirus

Grenzpendler: Homeoffice wirkt sich auf Einkommenssteuer aus

Grenzpendler: Homeoffice wirkt sich auf Einkommenssteuer aus

Grenzpendler: Homeoffice wirkt sich auf Einkommenssteuer aus

Kerrin Jens/Helge Möller
Nordschleswig
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Eine Steuererklärung in nur wenigen Klicks ist für Berufspendler im nächsten Jahr Geschichte. Foto: Unsplash/Markus Winkler

Durch die Corona-Pandemie ist alles anders – auch in welchem Land Grenzpendler ihre Steuer bezahlen müssen. Auf die Arbeitnehmer im Homeoffice könnte demnächst Mehrarbeit warten.

Um zur Arbeit zu kommen, fahren Grenzpendler normalerweise jeden Tag in ein anderes Land. Doch aufgrund der Corona-Maßnahmen arbeiten viele Arbeitnehmer von zu Hause aus. Nach dem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Dänemark werden Arbeitseinkommen grundsätzlich in dem Land besteuert, in dem die Arbeit ausgeführt wird.

Durch das Arbeiten im Homeoffice liegt dieser Ort für viele Grenzpendler nicht dort, wo sie normalerweise Steuern zahlen. Dies stellt Arbeitgeber und Arbeitnehmer vor neue Herausforderungen.

Die in Deutschland (im Homeoffice) erbrachte Arbeit ist dort und nicht in Dänemark zu versteuern.

Peter Hansen, Leiter des Regionskontors

Ein Beispiel: Eine Person wohnt in Flensburg, arbeitet Vollzeit in Apenrade. Normalweise fährt diese Person jeden Tag über die Grenze zur Arbeit. Durch die Corona-Pandemie hat die Person von März bis Mai und von September bis Dezember im Homeoffice in Flensburg gearbeitet. Die Person hat keine Einkünfte in Deutschland. Muss die Person in Deutschland Steuern zahlen?

„Ja“, sagt Peter Hansen, Leiter des Regionskontors und erklärt: „Die in Deutschland (im Homeoffice) erbrachte Arbeit ist dort und nicht in Dänemark zu versteuern.“

Auch das Finanzministerium Schleswig-Holstein bestätigt auf Nachfrage des „Nordschleswigers“: „Soweit die Tätigkeit aus dem Homeoffice heraus in Deutschland ausgeübt wird, wird Deutschland insoweit (taggenaue Berechnung) zum Tätigkeitsstaat und hat nach den Regelungen im Doppelbesteuerungsabkommen insoweit das Besteuerungsrecht. In diesem Fall hat der Arbeitnehmer eine deutsche Einkommensteuererklärung abzugeben.“

Geringere Steuern in Deutschland

Dies kann jedoch auch Vorteile mit sich bringen, wie Peter Hansen weiß: „Die Einkünfte aus Dänemark werden für den Homeoffice-Zeitraum jedoch auch nicht in Dänemark besteuert. Im Allgemeinen ist die deutsche Steuerbelastung geringer.“ Hansen geht davon aus, dass schätzungsweise 1.000 bis 3.000 Grenzpendler betroffen sind.

Das Regionskontor weist darauf hin, dass sowohl Udbetaling Danmark auf dänischer Seite als auch die DVKA (Deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung – Ausland) auf ihren Internetseiten bekannt gegeben haben, dass die während der Corona-Krise durchgeführte Arbeit im Homeoffice keine Auswirkung auf die Zuständigkeit bei der Sozialversicherung haben wird.

Erhöhte Verwaltungsarbeit

Aufgrund der gestiegenen Arbeit im Homeoffice wird das Regionskontor über die neuen Vorgehensweisen für Grenzpendler weiterhin informieren und falls möglich im nächsten Jahr eine Veranstaltung zu diesem Thema organisieren, gibt Regionskontorleiter Peter Hansen bekannt.

Nordischer Grenzrat: Steuerausnahme für Grenzpendler

Gependelt wird aber auch anderenorts in Dänemark – und zwar nach Schweden. Dort sind die Berufspendler ebenfalls betroffen. Allerdings erhalten sie Rückenwind. Der Rat zum Abbau von Grenzhindernissen in den nordischen Ländern (Grænsehindringsrådet) unter Vorsitz des bekannten dänischen Politikers Bertel Haarder (Venstre), forderte am Donnerstag die nordischen Finanz- und Steuerminister ein zweites Mal auf, für Grenzpendler in der Pandemie eine Steuerausnahme zu machen.

Die erste Aufforderung des Nordischen Grenzrates lehnten die zuständigen Minister aus Schweden, Dänemark und Finnland ab. Der Rat weist auf die erhöhte Verwaltungsarbeit hin, sollte es nicht zu einer Ausnahme kommen. Auch wenn es keine Doppelbesteuerung geben werde, könnte es dazu führen, dass Pendler deutlich mehr Steuern zahlen müssten, so der Rat, der auf das EU-Mitglied Luxemburg verweist, das eine entsprechende Vereinbarung mit den Nachbarländern getroffen habe.

 

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