Tauschplattform

„WeUse“ ­– Kettensäge oder Playstation per App ausleihen

„WeUse“ ­– Kettensäge oder Playstation per App leihen

„WeUse“ ­– Kettensäge oder Playstation per App leihen

Sonderburg/Sønderborg
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Start-up-Mitbegründer Gideon Harpantides zeigt, wie die App auf dem Mobiltelefon aussieht. Foto: Sara Eskildsen

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Ein Sonderburger Start-up hat eine App entwickelt, die das Ausleihen von Gegenständen managt. Ob im Verein oder mit dem Kollegenkreis – wer leihen und ausleihen will, kann eine Tauschgemeinschaft gründen.

Nicht jeder hat ein Raclette-Gerät im Schrank oder einen Buschtrimmer im Schuppen, und nicht immer hat man Lust, den Nachbarn oder die Arbeitskollegin danach zu fragen. Wie wäre es mit einer Tauschgemeinschaft, in der alle Beteiligten zeigen, was sie prinzipiell verleihen – und es den Mitgliedern der Tauschgemeinschaft zur Verfügung stellen?

Danfoss nutzt die App bereits

Dieses Prinzip steht hinter der App „WeUse“, die der Sonderburger Emil Busch und der Flensburger Gideon Harpantides während ihres Studiums an der Süddänischen Universität entwickelt haben. 

Mittlerweile ist die App auf dem Markt, einer der Nutzer ist Danfoss. Das Unternehmen empfiehlt die Online-Tauschbörse den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nutzt sie für den eigenen Hausmeisterservice.

 

Das Team hinter der App (v. l.): Pierre Hübertz Knudsen, Dagmar Halldórsdóttir, Gideon Harpantides und Emil Busch. Alle vier investieren als Gründungsmitglieder in das Unternehmen. Foto: Sara Eskildsen

Das Prinzip ist einfach: Jede Person kann über die App eine eigene Tauschgemeinschaft gründen. Im Nachbarschaftskreis, mit den besten Freunden oder eine Ausleihgruppe für den Verein. 

Wer eine Tauschgemeinschaft gründet, lädt andere ein und stellt in der App Gegenstände online, die prinzipiell ausleihbar sind. 

Spaten, Holzschlitten oder Bohrmaschine

Die Eingeladenen können dann ihrerseits der Gemeinschaft beitreten – und ebenfalls zeigen, was sie ausleihen würden. Das können Racelette-Gerät, Kettensäge oder Spaten sein, Holzschlitten, Bohrmaschine, Stabmixer, Luftmatratze, Anhänger oder Eismaschine.

„Die Philosophie dahinter ist, dass sich nicht jeder alles selbst kaufen muss. Sondern dass man sich gegenseitig aushilft“, erläutert Emil Busch. 

 

App-Erfinder Emil Busch (l.) und Gideon Harpantides mit Beispielen dafür, was man sich über die Online-Tauschbörse ausleihen könnte: Schneeketten oder ein Donut-Eisen Foto: Sara Eskildsen

Auf die Idee kamen die beiden Unternehmensgründer, als sie als Studenten selbst Dinge wie Bohrmaschine und Werkzeug benötigten. „Als Student besitzt man in der Regel nicht alle möglichen Werkzeuge“, stellt Emil Busch fest. 

„Zwar kann man über Facebook in den Gruppen nachfragen, ob man etwas ausleihen kann. Aber so eine Anfrage läuft oft ins Leere und es ist auch nicht immer angenehm, öffentlich zu fragen. Also haben Gideon und ich uns überlegt, was wir tun können, um eine Online-Tauschgemeinschaft zu ermöglichen.“

Vertrauen, Kommunikation und geschlossene Gruppen

Zwei Jahre lang erforschen Emil und Gideon in ihrem Studium „Innovation, Engineering and Business“  was es braucht, um Menschen zum Tauschen zu bewegen: Vertrauen, Kommunikation und geschlossene Gruppen, in denen man sich kennt.  Unter diesen Parametern können über „WeUse“ Gruppen gegründet werden. 

Emil Busch verrät, wofür er die App bereits genutzt hat: Er hat sich eine Dachbox für Skiausrüstung ausgeliehen und seine Golf-Ausstattung verliehen. 

Der 29-jährige Emil Busch lebt in Sonderburg. Als Hausbesitzer hat er schnell entdeckt: praktisch, wenn man sich in der Nachbarschaft gegenseitig Dinge leihen und ausleihen kann. Foto: Sara Eskildsen

„Wir haben innerhalb unseres Start-ups auch eine Gruppe“, erzählt der 28-jährige Gideon Harpantides. „Emil hat schon mein Racelette-Gerät geliehen und ich habe mir zuletzt die Playstation geliehen. Es ist einfach so sinnvoll, nicht alles selbst kaufen zu müssen. Und es macht Spaß, Dinge zu verleihen. Wir sind nicht gegen Konsum, überhaupt nicht. Aber lieber weniger und dafür qualitativ gute Dinge kaufen, anstatt viele billige Produkte, die schnell kaputtgehen.“

Die Hausratversicherung zahlt im Schadensfall

Apropos – was tun, wenn während des Ausleihens ein Gegenstand kaputtgeht? „Das haben wir mit den Versicherungsgesellschaften ganz genau abgeklärt und es ist so, dass die Hausratsversicherung dafür aufkommt, wenn ein Gegenstand verliehen ist“ , sagt Emil Busch. 

„Die Versicherung fordert dafür einen Beleg, wann genau und an wen der Gegenstand verliehen wurde. Das können wir mit unserer App genau dokumentieren – ein entsprechender Bescheid wird ausgestellt. Dafür ist also gesorgt, darüber muss man sich also keine Gedanken machen.“

 

Der Flensburger Gideon Harpantides sagt: „Wir sind nicht gegen Konsum, überhaupt nicht. Aber lieber weniger und dafür qualitativ gute Dinge kaufen, anstatt viele billige Produkte, die schnell kaputtgehen.“ Foto: Sara Eskildsen

Das Unternehmen Danfoss ist bereits auf die App aufmerksam geworden. „Sowohl für die Mitarbeiter, die untereinander Dinge ausleihen können, als auch für die eigene Hausmeisterei“, erläutert Emil Busch. 

Übersicht für Unternehmen

So muss nicht jede Abteilung einen Buschtrimmer, eine Kettensäge oder einen Spitzspaten besitzen – die App dient in diesem Fall als Organisationssystem, das den Überblick liefert, wer, was hat. Hier liegt auch das Geschäftsmodell von „WeUse“. Während die App für Privatpersonen kostenlos ist, zielt das Verdienstmodell darauf ab, von Unternehmen und Organisationen eine Nutzungsgebühr zu erheben. 

Wer mehr über die App erfahren will, kann dies hier tun. 

 

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