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Jasmin und Tina wollen deutschen Zugezogenen helfen

Jasmin und Tina wollen deutschen Zugezogenen helfen

Jasmin und Tina wollen deutschen Zugezogenen helfen

Apenrade/Aabenraa
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Deutsche Zugezogene bekommen in der Kommune Apenrade bald Hilfe von Landsleuten. Foto: Der Nordschleswiger/DALL-E

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Wenn Deutsche nach Dänemark auswandern, können Schwierigkeiten auftreten. Menschen, die diesen Schritt gemacht haben, kennen das. Wie Jasmin Matern und Tina Schwenke. Sie wollen jetzt anderen Zuziehenden den Weg erleichtern. Eine Initiative der Kommune gab den Startschuss dafür.

„Ich weiß selbst, wie schwer es sein kann, den Schritt von Deutschland nach Dänemark zu machen“, sagt Jasmin Matern. Die 29-Jährige hat sich kürzlich auf einen Aufruf der Kommune Apenrade hin gemeldet. Darin hieß es, dass ein Botschafternetzwerk gegründet werden soll, mit dessen Hilfe es Menschen aus Deutschland leichter gemacht werden soll, in die Kommune zu ziehen.

Vorteil Sprache

Matern erinnert sich noch gut daran, als sie von Flensburg (Flensborg) nach Rothenkrug (Rødekro) gezogen war. „Als ich vor zwei Jahren hierhergekommen bin, da kam von der Kommune gar nichts“, sagt sie. Für sie war der Weg allerdings nicht so schwierig, denn die Kindheit hatte die gebürtige Bad Segebergerin in Mitteljütland verbracht. Sie war allerdings nach zehn Jahren mit der Familie zurück nach Deutschland gezogen, genauer: nach Flensburg. Die dänische Sprache war ihr also vertraut. „Ich stelle mir das so schwer vor, als Familie hierherzuziehen, ohne jemanden zu kennen und die Sprache nicht zu können“, sagt sie.

Deshalb möchte sie anderen helfen, besser in Dänemark anzukommen.

Jasmin Matern hilft bald Zugezogenen dabei, sich einzuleben. Foto: Privat

Für Matern eine spannende Aufgabe, solche Menschen zu unterstützen.

Allerdings sollen die Botschafterinnen und Botschafter nicht Menschen beim Auswandern nach Dänemark helfen, macht Julia Henriette Schatte deutlich. Schatte ist bei der Kommune für das Botschafternetzwerk-Projekt verantwortlich. „Die Botschafterinnen und Botschafter sollen dann zum Einsatz kommen, wenn die Leute schon in der Kommune wohnen“, sagt sie.

Tina Schwenke ist eine weitere Freiwillige, die sich für den Botschafterposten bereit erklärt hat. Sie ist vor knapp zwei Jahren aus Mitteldeutschland nach Loit (Løjt) gezogen. Für sie hat die Aufgabe Vorteile auch für sie selbst. „Man kann bei der Aufgabe die Kommune kennenlernen und gleichzeitig andere Leute unterstützen, hier anzukommen“, sagt sie.

Tina Schwenke fühlt sich wohl in Dänemark. Foto: Privat

Für die Familie Schwenke war der Umzug unproblematisch. „Wir hatten 2020 nach vielen Urlaubsaufenthalten ein Sommerhaus in Nordjütland gekauft. Dadurch hatten wir schon erste Kontakte mit den Behörden“, erzählt die 42-Jährige. CPR-Nummer und NemID, die ersten Hürden beim Zuzug, waren für sie keine Fremdwörter. Allerdings hatten sie sich auch Hilfe geholt von Menschen, die ihnen beim Umzug nach Dänemark mit Rat und Tat zur Seite standen.

Deshalb findet Tina Schwenke die Idee des Botschafternetzwerkes auch gut und unterstützt die Kommune dabei.

Noch steckt das Netzwerk in den Kinderschuhen. Bei einem ersten Treffen der Freiwilligen lernten sich die Männer und Frauen kennen, die bald anderen Deutschen beim Heimischwerden unter die Arme greifen wollen. Im kommenden Jahr wird der weitere Fahrplan festgelegt.

Kommune verfolgt langfristige Pläne

Die Kommune hat einen Handlungsplan erarbeitet, in dem festgehalten ist, ein Botschafternetzwerk zu initiieren. „Wir haben sehr viele Deutsche in der Kommune und wollen ihnen eine helfende Hand geben, damit sie besser hier ankommen“, berichtet Julia Schatte. In den Gesprächen, die die kommunale Zuzüglerberatung geführt hatte, ist deutlich geworden, dass es Bedarf gibt. Ob es nun darum geht, wann der Rasen gemäht werden darf oder bei welcher Behörde bestimmte Dinge anzufordern sind. „Es können so kleine Fragen sein, wie: Lade ich meine Nachbarn zum Kaffee ein, oder laden sie mich ein. Es können aber auch größere Fragen sein. Wo ist der nächste Verein?“, erklärt die Beauftragte. Neben Fragen zur Verwaltung sollen die kulturellen Unterschiede vermittelt werden.

„Dabei können die Botschafter vor Ort schnell und unbürokratisch helfen“, sagt Schatte.

Wie die Botschafterinnen und Botschafter mit den Zugezogenen in Kontakt kommen, sollen die Freiwilligen selbst mitbestimmen. Die Frage wird auf einem der kommenden Treffen gestellt.

Unterstützung durch erfahrenen Verein

Die Kommune arbeitet bei dem Projekt mit dem Verein „work live stay“ zusammen, der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, qualifizierte Arbeitskraft im Land zu halten, denn auch das ist ein Wunsch, den die Kommune mit dem Projekt verfolgt. Von dort wurden schon Erfahrungen mit solchen Netzwerken mit internationalen Zugezogenen gemacht.

Julia Schatte (r.) und Gitte Gram Davidsen beim ersten Botschaftertreffen Foto: Privat

Kommune und Verein wurden sich einig, zusammenzuarbeiten. Ein Teil der Finanzierung übernimmt das Projekt „Talent til et grønt Danmark“. Die Durchführung ist „Work-Live-Stay“ übertragen.

So ist der Projektstart – das erste Botschaftertreffen – von Julia Schatte und Gitte Gram Davidsen, Projektleiterin des Vereins, geleitet worden.

13 angehende Botschafterinnen und Botschafter waren dabei. Doch Schatte erwartet, dass es mehr werden.

Deutsche Minderheit mit ins Boot holen

Die deutsche Minderheit will sie ebenfalls mit ins Boot holen. „Die Minderheit ist Brückenbauer. Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit den Botschafterinnen und Botschaftern den Bund Deutscher Nordschleswiger besuchen. Was ist der BDN, welche Möglichkeiten liegen da“, erklärt sie das Vorhaben.

Mit Sally Flindt-Hansen gibt es sogar schon einen Kontakt, denn die BDN-Kommunikationskonsulentin hat begleitet das Botschafter-Projekt nah. So ist sie bei den Treffen vor Ort und hilft, wenn nötig.

Tina Schwenke und die anderen Freiwilligen wollen beim nächsten Treffen im Januar gemeinsam überlegen, welche Ziele sie verfolgen wollen. „Was wollen wir, und wie unterstützen wir?“ Als mögliche Anlaufstelle sieht sie das Angebot.

Die Botschafterinnen und Botschafter sollen 2024 mit ihren Aufgaben beginnen.

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