Deutsche Minderheit

Ein buntes Kinderfest für die Schulleiterin

Ein buntes Kinderfest für die Schulleiterin

Ein buntes Kinderfest für die Schulleiterin

Apenrade/Aabenraa
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Der Eingang zur Schule war mit bunten Wimpeln und Blümchen geschmückt. Besonders beeindruckt war Catarina Bartling, dass die Kinder ihren Vornamen richtig buchstabiert hatten: Catarina mit C und ohne h. Foto: Karin Riggelsen

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Die Schülerinnen und Schüler der oberen Klassen hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um Catarina Bartling einen fröhlichen Abschied zu bereiten. Auf ihrem Weg durch die verschiedenen Stationen musste die scheidende Schulleiterin mit ein paar Tränchen der Rührung kämpfen.

„Ich wünsche mir ein buntes Kinderfest“, hatte Catarina Bartling geantwortet, als sie vor einiger Zeit von ihrem Kollegium gefragt wurde, was man ihr zum Abschied denn schenken könnte. Nach fast 25 Jahren an der Deutschen Privatschule Apenrade, davon 17 Jahre als Schulleiterin, kann man nicht einfach sang- und klanglos sein Büro räumen, um sich dann am Tag darauf auf den Bürostuhl in der Geschäftsstelle des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig zu setzen, wo sie nach einer gewissen Einarbeitungszeit kommissarisch den Posten der Schulrätin übernimmt. – Selbstverständlich gehört eine zünftige Abschiedsveranstaltung zu einem solchen Meilenstein dazu.

Bunte Blumen aus Karton mit lieben Grüßen der Kinder säumten den Weg von Catarina Bartling durch die Flure. Foto: Karin Riggelsen
Jungen und Mädchen aller Altersgruppen kamen auf Catarina Bartling zu, um sich persönlich zu verabschieden. Foto: Karin Riggelsen

Der Wunsch der scheidenden Schulleiterin war den Kolleginnen und Kollegen Befehl. Als glänzende Partyplaner empfahlen sich die Schülerinnen und Schüler der oberen Klassen. Sie hatten die gesamte Schule inklusive Schulhof am Montag in eine große Festmeile verwandelt. Knapp 20 Aktivitäten waren im Angebot, die nicht nur den jüngeren Mitschülerinnen und -schülern, sondern auch Catarina Bartling große Freude bereiteten.

Es war bestimmt nicht die erste „Reise nach Jerusalem“ im Leben von Catarina Bartling. Ihre Taktik war schlau: immer genügend Platz zum Vordermann lassen! Foto: Karin Riggelsen

Gewiefte Taktik

Bei einigen Stationen machte die scheidende Schulleiterin höchstpersönlich mit und erwies sich unter anderem bei der „Reise nach Jerusalem“ als gewiefte Taktikerin. Nur gegen Freya aus dem dritten Schuljahr zog sie im Finale den Kürzeren und musste schließlich mit Platz zwei vorliebnehmen. – Auch an seinem letzten Arbeitstag als Schulleiterin bekommt man an der Apenrader Privatschule nichts geschenkt; aber das ist auch gut so.

Die scheidende Schulleiterin erweist sich als faire Verliererin. Sie gratuliert Freya zum verdienten Sieg. Foto: Karin Riggelsen

Bei einigen Spielen winkte Catarina Bartling dankend ab. „Ich bin vor Kurzem noch an der Krücke gegangen“, entschuldigte sie sich. Stattdessen feuerte sie die Teilnehmenden lautstark an, freute sich mit der Gewinnerin oder tröstete den Zweitplatzierten. Je nachdem, was gerade pädagogisch wichtig war.

In der Schmuckwerkstatt entstanden bunte Armbänder. Foto: Karin Riggelsen

Pop und Klassik

In der Deutschen Privatschule Apenrade wird traditionsgemäß viel Wert auf das Musische gelegt. So wurde am Montagvormittag im Flur vor dem Naturfachraum ein abwechslungsreiches Programm mit Musik und Tanzeinlagen geboten. Die Bandbreite reichte von Klassik bis zu modernsten Poprhythmen.

Eskild an der Klarinette und Schlagzeuger Jakob intonierten gemeinsam den Song „Red Stamp“. Foto: Karin Riggelsen

So hatten sich fünf Mädchen aus dem 6. Schuljahr eigens eine Choreografie zu dem Lied „Havanna“ der kubanischen Sängerin Camila Cabella einfallen lassen. „Wir haben uns von verschiedenen YouTube-Videos inspirieren lassen, aber wir haben auch eigene Elemente eingebaut, damit es zu uns passt“, antwortet Noémi auf die entsprechende Frage des „Nordschleswigers“.

Für das Lied „Havanna“ hatten sich die Mädchen selbst eine Choreografie ausgedacht. Foto: Karin Riggelsen

Emotionaler Tag 

Bei dem Gang durch die verschiedenen Trakte ihrer Schule wurde Catarina Bartling so manches Mal wehmütig. Es war wohl eine kluge Disposition, dass die 62-Jährige am Morgen ein kleines Lager an Papiertaschentüchern in ihren Taschen angelegt hatte. Immer wieder rannten ihr Kinder aller Altersklassen entgegen, schlangen ihre Arme um die Schulleiterin und drückten sie ganz fest. „Ich werde dich vermissen“, war ein Satz, der ganz häufig bei diesen Gelegenheiten zu hören war.

Der Rundgang über die Partymeile war für die scheidende Schulleiterin auch mit viel Freude, aber auch einer gehörigen Portion Wehmut verbunden. Foto: Karin Riggelsen

Ja, der letzte Schultag war für die 62-Jährige schon sehr emotional.

Früh am Morgen war sie von dem Telefonanruf einer ehemaligen Schülerin überrascht worden, die mitbekommen hatte, dass Catarina Bartling an dem Montag ihren letzten Tag an der DPA beging. „Da flossen schon die ersten Tränchen“, gibt die Schulleiterin zu.

Wer als Erste oder als Erster lacht, hat verloren. Das war das einfache Prinzip der Flachwitz-Challenge. Es gab auch keine Diskussion, wer der oder die Gewinner des Wettkampf ist. Der Wasserschwall ist ein eindeutiges Indiz. Foto: Karin Riggelsen

Bilder wecken Erinnerungen

Bei ihrem Rundgang durch die Spielestationen entdeckte sie plötzlich zwei Gemälde über der Tür zu einem Klassenzimmer.

Das Wiedersehen mit den beiden Gemälden weckte offensichtlich Erinnerungen. In ihrer Anfangszeit als Klassenlehrerin habe sie sich mit ihrem damaligen 4. Schuljahr bei Projekttagen mit dem spanisch-katalanischen Künstler Miró beschäftigt. „Im Rahmen dieses Projektes sind viele tolle Bilder entstanden. Ich entdecke gerade, dass zwei der Bilder noch hier im Flur hängen“, sagt Catarina Bartling und lacht herzlich über ihre eigene Rührseligkeit. „Die Kinder von damals sind bereits erwachsen und haben zum Teil schon eigene Kinder“, erzählt sie.

Nicht zuletzt wegen der Anfeuerung der Schulleiterin landete der Ball im letzten Versuch dann doch im Tor. Der Jubel war entsprechend groß. Foto: Karin Riggelsen

Auf dem Weg in ihr Büro kam sie an einer Wand voller blauer Keramikfische vorbei. „Mein absolutes Lieblingsprojekt“, sagt sie. Alle Mitarbeitenden und jedes Kind haben sich in den vergangenen Jahren mit einem Fisch verewigt. Demnächst wird das Kunstprojekt mit den Neuankömmlingen fortgesetzt. Natürlich will Catarina Bartling das Wachsen des Fischschwarmes weiter verfolgen. Die scheidende Schulleiterin zwinkert sie ihrer Stellvertreterin Berit Kynde zu: „Ich werde in nächster Zeit wohl öfters mal zu unangemeldeten Kontrollen an die DPA kommen müssen.“

Jeder Fisch sieht anders aus und doch bilden sie zusammen einen großen Schwarm. Foto: Karin Riggelsen
Demnächst soll das Fische-Projekt fortgesetzt werden. Catarina Bartling freut sich schon auf das Ergebnis. Foto: Karin Riggelsen

Am Abend folgte Teil zwei der Abschiedsfeier – ein offizieller Empfang des Schulvorstandes in der Aula mit geladenen Gästen. 

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Minderheit lebt – und liegt nicht auf dem Sterbebett“