Lebenslauf

Frelle holt Nachbarin Petra aus Störtum in seinen Film von der Westküste

Frelle holt Nachbarin Petra aus Störtum in seinen Film von der Westküste

Frelle holt Nachbarin Petra aus Störtum in seinen Film

Nordschleswig/Kopenhagen
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Der Regisseur Frelle Petersen hat seine Kindheit in Störtum (Styrtom) bei Apenrade verbracht. Foto: Karin Riggelsen

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Filme haben für den Apenrader Regisseur Frelle Petersen seit frühester Kindheit eine große Rolle gespielt. Richtig Wochenende war erst, wenn die Familie eine Handvoll Videos von der lokalen Tanke geholt hatte. Für seine eigenen Filme schreibt der Alltag die Drehbücher. Frelles Beobachtungen und Erinnerungen führen die Feder.

Frelle Petersen hatte in seiner Jugend überlegt, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, der in Apenrade (Aabenraa) eine Tierhandlung hatte. Ob er auch in dem Beruf Erfolg gehabt hätte, ist im Nachhinein schwer zu sagen.

Dass er als Erzähler an der genau richtigen Stelle gelandet ist, erkennt man dagegen sofort, wenn man ihm begegnet. Als „Der Nordschleswiger“ sich Anfang Februar mit ihm in einem Kopenhagener Café zum Interview trifft, sprudelt es aus dem Regisseur nur so heraus. Am Ende hat das Handy 1.20 Stunden aufgenommen – reichlich Stoff also für einen zweiten Artikel.

Fastnacht beim Autohändler

Frelles Erzählung über Frelle beginnt in Störtum (Styrtom) am südlichen Stadtrand von Apenrade. Dort, im Schatten des Enstedwerkes, hat er seine Kindheit verbracht.

Für Bodil-Preis nominiert

„Resten af livet“ ist in vier Kategorien für den Bodilpreis nominiert.

Der Film ist als bester Film nominiert, Jette Søndergaard als beste Hauptdarstellerin, Ole Sørensen als bester Hauptdarsteller und Mette Munk Plum in der Kategorie beste weibliche Nebenrolle.

Die Preisverleihung findet am 25. März statt.

Der Film „Onkel“ hat 2020 den Bodil für das beste Drehbuch gewonnen.

Bodil ist der Preis der dänischen Filmkritikerinnen und -kritiker.

Frelle erlebte in Störtum eine geborgene Kindheit. Foto: Karin Riggelsen

„In Störtum wohnten nicht so viele andere Kinder. Da waren ich und meine beiden Brüder und einzelne andere Kinder, mit denen wir spielten. Es war eine echte lokale Gemeinschaft, wo es jedes Jahr vor Weihnachten Lotto im Sølyst Kro mit Essen, Trinken und haufenweise Preisen gab“, berichtet er.

Der Alltag aus Störtum fließt in vielfältiger Weise in seine Filme ein. Wenn er über neue Projekte nachdenkt, fallen ihm immer wieder konkrete Details und Begebenheiten ein.

„Es gab nur einzelne Betriebe: einen Bäcker, den Autohändler Harry Lund, ein Möbelhaus und den Krug. Zur Fastnacht lieferte der Bäcker für den ganzen Ort die Fastelavnsboller, und in der Werkstatt des Autohändlers wurden die Tonnen aufgehängt, damit wir ‚Katten af tønden‘ schlagen konnten.“

Die Erinnerungen aus der Kindheit fließen in die Drehbücher ein. Foto: Karin Riggelsen

Die Nachbarsfamilien

Das Tonnenschlagen beim Toyota-Händler hat der Regisseur noch nicht in einem Film untergebracht. Schon aber die enge Gemeinschaft. Waren Mama und Papa nicht da, konnte immer eine Nachbarin oder ein Nachbar aushelfen.

„Man fühlte sich sehr geborgen, wenn man dort aufwuchs. War man allein zu Hause und fürchtete sich, weil es zum Beispiel blitzte und donnerte, dann kamen entweder Ingeborg und Thomas, Ute und Hans, Petra oder andere, die in der Nähe wohnten.“

Meine Brüder und ich liebten Filme. Das Schönste war, und wir machten das sehr häufig, am Freitag zur Tanke ‚Statoil‘ zu fahren, um VHS-Kassetten zu leihen. 

Frelle Petersen

Vor allem Petra spielte für Frelle und seine beiden Brüder (seine Schwester ist erst später geboren) eine ganz besondere Rolle. Sie war eine Nachbarsfrau, die ihren Mann verloren hatte.

„Sie kam häufig mit Essen zu uns, denn sie liebte es für mehrere Menschen zu kochen. Wenn wir im Urlaub waren, pflegte sie den Garten. Und wenn wir zurückkamen, stand im Kühlschrank ein großer Teller mit Frikadellen, die sie frisch gebraten hatte. Petra wurde fast Teil der Familie und war für mich eine Ersatz-Oma.“

Wer Frelle Petersens jüngsten Film „Resten af livet“ gesehen hat, dem wird der Name Petra vertraut vorkommen. Auch die Szene wird jenen bekannt erscheinen. Andere müssen sich noch ein wenig gedulden.

In Frelles Elternhaus hier kam Petra häufig zu Besuch. Foto: Karin Riggelsen

Videos von der Tankstelle

Bei einer anderen Erinnerung muss man vielleicht etwas genauer hinschauen, um den Bezug in dem Film zu entdecken: „Mein Vater hatte in Apenrade eine Tierhandlung, in der wir gemeinsam arbeiteten. Er verkaufte das gute, traditionelle Hundefutter. Ich versuchte dagegen, dieses neue amerikanische Produkt zu verkaufen, und das ging immer etwas daneben.“

Doch wir eilen den Ereignissen voraus. Bevor Petersen Erinnerungen in seinen Filmen unterbringen kann, muss er erst einmal mit dem Filmemachen beginnen. Wobei der Grundstein dafür bereits in der frühen Kindheit gelegt wurde. 

„Meine Brüder und ich liebten Filme. Das Schönste war, und wir machten das sehr häufig, am Freitag zur Tanke ‚Statoil‘ zu fahren, um VHS-Kassetten zu leihen. Es gab immer drei oder fünf Filme im Angebot. Da konnten wir an so einem Wochenende locker das gesamte Paket anschauen.“

Zu Hause in Störtum wurden viele Filme geschaut. Foto: Karin Riggelsen

Das war nicht nur eine Leidenschaft der drei Jungs, sondern die ganze Familie war dabei.

„Mein Vater schrieb kurze Resümees der Filme auf sowie was wir an ihnen mochten und nicht mochten“, erinnert sich der Regisseur.

Deutsches Fernsehen

Und wenn die Videos fertig geschaut waren, gab es ja immer noch das TV-Programm: „Ich bin ja mit deutschem Fernsehen aufgewachsen und konnte daher Deutsch, bevor ich in die Schule kam.“

Vor allem eine Reihe von Filmen auf den deutschen Sendern war ein Renner bei den Brüdern: die Western-Persiflagen mit Bud Spencer und Terence Hill. Obwohl sie in regelmäßigen Abständen von dem einen oder anderen Kanal ausgestrahlt wurden, reichte ihnen das noch nicht.

„Wir haben sie alle auf Videobändern aufgezeichnet, und haben diese fast vollständig verschlissen. Zum Schluss konnte man kaum noch etwas von unseren Lieblingsfilmen erkennen. Ich kann heute noch mit meinen Brüdern stundenlang über die Filme reden.“

Die Enttäuschung

Als Frelle Petersen dann zur Filmausbildung nach Kopenhagen gezogen war, entdeckte er, dass sämtliche Filme auf DVD herausgegeben worden waren. Er kaufte sich flugs beim Fona in der Fußgängerzone Strøget die gesamte Sammlung. Doch es erwartete ihn eine böse Enttäuschung.

„Ich habe auch nicht den Bruchteil einer Sekunde daran gedacht, dass sie entweder auf Italienisch oder auf Englisch sind und man keine deutsche Synchronisierung wählen kann. Sie verloren ihren ganzen Charme. Ich habe drei, höchstens vier der 28 Filme gesehen, weil ich es nicht aushalten kann, sie in der Originalsprache zu sehen.“

Ich hatte dermaßen Lampenfieber, dass ich mich dauernd übergeben musste. Das fand ich schrecklich.

Frelle Petersen

Schauspiel

Das Interesse für Filme hat sich in der Familie gehalten; Frelle ist jedoch der Einzige, der es zu seinem Lebensweg gemacht hat. Bereits nach dem Abschluss der Volksschule an der Rugkobbelskole in Apenrade (Aabenraa) war ihm klar, dass er in diese Richtung gehen wollte. Er besuchte die Nachschule „Nordborg Slot“ mit dem Themenschwerpunkt Schauspiel.

„Ich dachte, dass es vielleicht das Richtige für mich sei. Mir gefiel es sehr, auf der Bühne zu stehen und auch Solopartien zu spielen.“

Aber es gab ein entscheidendes Problem: Er war bei seinen Auftritten fürchterlich nervös.

„Ich hatte dermaßen Lampenfieber, dass ich mich dauernd übergeben musste. Das fand ich schrecklich.“

Frelle Petersen besuchte die Rugkobbelskole (heute Kongehøjskole) in Apenrade. Foto: Karin Riggelsen

Frelles erster Dreh

Und so entstand der Gedanke, dass er eher die erzählende Kraft sein wollte, die die Geschichten erschafft. Film wurde zwar nicht an der Nachschule unterrichtet, aber eine alte, ungenutzte HI8-Kamera lag dort.

„Ich spielte mit ihr etwas herum. Ich fand auch eine alte analoge Anlage zum Schneiden. Das war das erste Mal, dass ich meine eigenen Bilder zusammenbauen konnte, und das machte mir Spaß“, berichtet Frelle über seine ersten filmischen Gehversuche.

So entstand sein erster Film. Die Inspirationsquelle bildeten die geliebten Bud-Spencer- und Terrence-Hill-Filme sowie die beiden ebenfalls blödelnden Hot Shots-Streifen mit Charlie Sheen in der Hauptrolle.

„Wir drehten eine Parodie über uns selbst und überzeugten einen der Lehrer, dass er sich selbst parodieren sollte.“

Ein weitsichtiger Lehrer

Nun war ihm klar, welche Ausbildung er wählen würde: die, an der Filmschule in Kopenhagen. Dafür musste er zunächst das Abitur am Gymnasium in Apenrade machen. Wenig überraschend war Dänisch sein Lieblingsfach. Er tauchte liebend gerne in die unterschiedlichsten Formen der Literatur ein, schätzte auch die Analysen. Und er schrieb gerne Geschichten und Aufsätze.

„Irgendwann begann ich auch, stärker in Drehbuchform zu schreiben. Mein Dänischlehrer sagte mir dann: ‚Es ist enorm spannend, was du da schreibst. Du löst nicht ganz die gestellten Aufgaben, daher kann ich dir keine Spitzenzensuren geben. Aber falls du dies gerne möchtest, werde ich die Texte immer gerne lesen und beurteilen.‘ Das war das größte Geschenk, das mir ein Lehrer machen konnte.“

Es war ein absurd merkwürdiges Gefühl, nach einer Kindheit und Jugend aus dem vertrauten und geborgenen Nordschleswig in das unbekannte Kopenhagen zu ziehen. 

Frelle Petersen

In der 3. Klasse Gymnasium drehte Frelle Petersen Kurzfilme. Erneut bildeten die Lieblingsfilme aus der Kindheit die Vorlage, und so entstand eine Reihe von Blödel- und Genrefilmen. Platter Humor ist für Frelle Petersen kein Schimpfwort.

„Sowohl die Regie, das Filmen, das Schneiden als auch das Schreiben fand ich enorm spannend.“

Der schwere Abschied

Um seinen Traum vom Filmemachen zu verwirklichen, musste er aus der Heimat wegziehen. Es war kein Schritt, der im leicht fiel, denn in der fernen Hauptstadt gab es keine Ingeborg und keinen Thomas, keine Ute und keinen Hans – und auch keine Petra.

„Es war ein absurd merkwürdiges Gefühl, nach einer Kindheit und Jugend aus dem vertrauten und geborgenen Nordschleswig in das unbekannte Kopenhagen zu ziehen. Ein ganz neues Leben zu beginnen, ohne irgendjemanden Bekannten um mich zu haben.“

Von Störtum nach Kopenhagen – ein großer Schritt für Frelle Petersen Foto: Karin Riggelsen

Erik Clausen und der Bewerbungsfilm

Wer hier bereits das Thema für den Spielfilm „Onkel“ entdeckt, liegt nicht ganz falsch. Der angehende Regisseur suchte in der Fremde Kontakte, fand den Regisseur Erik Clausen im Telefonbuch und schickte ihm das Drehbuch für den einen der beiden Aufnahmefilme für die Filmschule. Und siehe da: Clausen lud den jungen Spund zu sich ins Büro ein.

„Das war eine fantastische Begegnung, und er war sehr entgegenkommend, aber auch sehr direkt und ehrlich. Das gefiel mir gut.“

In dem Kurzfilm geht es um den Chef eines Wohltätigkeitsverbandes, der selbst mit dem Sammelbüchse loszieht. Er wird jedoch im Treffen mit den Leuten in seiner Mitmenschlichkeit herausgefordert, lässt sich am Ende auf einer Bank neben einem biertrinkenden älteren Herrn nieder, und gemeinsam schlachten sie die Büchse, um Bier für das Geld zu kaufen. Erik Clausen wird den Herren auf der Bank spielen.

Das Nein der Filmschule

Für die Aufnahme an der Filmschule reichte es dennoch nicht. Er wurde noch nicht einmal zur ersten Aufnahmeprüfung eingeladen.

„Darüber war ich sehr enttäuscht, doch Erik meinte: ‚Mach dir nichts draus. Dann machst du nachher nicht die Filme, die alle anderen machen. Jetzt kannst du deine eigene Stimme finden.‘“

Mein erster Spielfilm war davon geprägt, dass er alles Mögliche wollte. Die Charaktere waren sehr scharf zugeschnitten und es war alles sehr durcheinander. Mit dem Film war ich nicht glücklich.

Frelle Petersen

Auf Clausens Empfehlung hin begann Frelle Petersen, Regieassistenz zu machen. An 14 Spielfilmen ist er beteiligt gewesen, unter anderem an dem in Nordschleswig angesiedelten „Kunsten at græde i kor“ von Peter Schønau nach einem Buch von Erling Jepsen.

Der erste Spielfilm

2016 wurde dann nach dreijähriger Arbeit sein erster eigener Spielfilm „Hundeliv“ fertig. Mit einem tragikomischen Drama versuchte der junge Regisseur, an die Genrefilme seiner Gymnasialzeit anzuknüpfen. Trotz guter schauspielerischer Leistungen war Frelle Petersen mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

„Mein erster Spielfilm war davon geprägt, dass er alles Mögliche wollte. Die Charaktere waren sehr scharf zugeschnitten und es war alles sehr durcheinander. Mit dem Film war ich nicht glücklich.“

Neuorientierung

Heute betrachtet er ihn als sein Gesellenstück, das ihm vor allem verdeutlichte, welchen Weg er nicht gehen sollte.

„Ich musste einen Schritt zurücktreten und überlegen, wer ich bin und was ich kann.“

Nach seinem ersten Spielfilm musste Frelle Petersen neu nachdenken. Foto: Karin Riggelsen

Dabei griff er zurück auf seinen Bewerbungsfilm für die Filmschule sowie weitere Kurzfilme, die er gedreht hatte. Für „Hundeliv“ hatte er auf dem Hof Stenbjerg bei Großemmerschede (St. Emmerske) gedreht.

„Es spukte mir im Kopf herum, dass ich den Hof für das verwenden sollte, was er eigentlich ist.“ 

Peter, sein Hof und die Nichte

Und so entstand die Idee zu dem Film „Onkel“. Bekanntlich gehört der Hof dem späteren Hauptdarsteller Peter Tygesen, der ihn gemeinsam mit seinem Vater betrieb. Die Hauptdarstellerin Jette Søndergaard hatte bereits in „Hundeliv“ eine kleine Rolle und ist auch im wirklichen Leben Tygesens Nichte.

„Ich rief Jette an und fragte: ‚Was, glaubst du, würde passieren, wenn ich dich und deinen Onkel in fiktiven Szenen zusammensetzen würde?‘ Sie antwortete, sie habe keine Ahnung, darüber müsste ich mit ihm sprechen.“

Meine Filme sind von Dingen durchdrungen, die ich erlebt habe.

Frelle Petersen

Das Telefonat mit Peter Tygesen wurde sehr einseitig: Frelle redete, und Peter hörte zu. Er musste mehrmals fragen, ob der Landwirt noch dran sei. Am Ende meinte Tygesen, er habe mal Laientheater gespielt, und man könne es mal versuchen.

Die Magie des Alltäglichen

Der Regisseur nahm in den Küchen eine Probeszene mit Peter und Jette auf. Nachdem er dem ehemaligen Laiendarsteller erklärt hatte, er brauche im Film nicht so laut wie auf der Bühne zu reden, spielten die beiden ganz natürlich die Szene.

„Er sagte seinen Text und Jette sagte ihren, und plötzlich war es fast wie bei einer Dokumentation, wo man ganz still beobachtet.“

Die beiden begannen ganz von sich aus, gemeinsam zu essen, und Frelle drehte weiter. Als er das Material sichtete, war ihm klar, dass der Film etwas werden kann.

„Ich kann bereits jetzt sagen, dass das hier etwas völlig Magisches leistet“, sagte er sofort den beiden.

Nach dem ersten Probedreh steht die Richtung fest: Der Alltag auf dem Hof in Emmerschede soll helfen, das Drehbuch zu schreiben. Foto: Karin Riggelsen

Eintauchen in die Materie

Frelle Petersen stellte einen alten Campingwagen auf den Hof und zieht für vier Monate dort ein, folgte dem Leben und dem Rhythmus, half in der Landwirtschaft aus.

„Da wurde der Film geschaffen. Die ganze Tonalität, das ruhige Tempo und die Stille waren das, was ich dort erlebte. Dem wollte ich treu bleiben und in einen Film umwandeln, ohne an Schablonen, Plots, Wendepunkte und die ganzen dramaturgischen Grundregeln denken zu müssen.“

Die Methode, in die Materie einzutauchen, hat er auch für den Nachfolgefilm „Resten af livet“ angewandt und tut es auch für den kommenden dritten Teil der Nordschleswig-Trilogie.

„So entstehen die Filme auf ihre natürlichste Art. Meine wichtigste Aufgabe ist, sie nicht zu sehr in die fiktive Richtung zu drängen, sondern das Magische des Alltages, der Charaktere und ihrer gegenseitigen Beziehungen zu bewahren.“

Tierhandlung wird zum Kaffeeladen

Die Dialoge schreibt er auf Hochdänisch und lässt dann die Schauspielerinnen und Schauspieler sie selbst ins Sønderjyske übersetzen. Neben seinen Beobachtungen baut er, wie eingangs erwähnt, auch ganz konkrete Erinnerungen in seine Filme ein. Der Geburtstagtisch im jüngsten Film entspricht ganz einem Foto, auf dem der zweijährige Frelle zu sehen ist.

Aus der Tierhandlung des Vaters ist im Film ein Kaffeeladen geworden. Die Kundinnen und Kunden bevorzugen den kolumbianischen Kaffee des Vaters Egon (Ole Sørensen), während der Sohn Tobias (Lasse Lorenzen) versucht, ihnen neue Sorten anzudrehen.

„Ich hatte meinem Vater nicht erzählt, dass ich das in den Film eingebaut habe. Er war der Einzige, der bei der Szene schallend gelacht hat, denn er erkannte natürlich, was hinter ihr steckte.“

Je länger Frelle Petersen aus Nordschleswig weg ist, umso mehr bedeutet ihm die Heimat. Foto: Karin Riggelsen

Petra

Petra (Karen Thygesen) taucht gleich zu Beginn des Filmes mit einem „Kiksekage“ bei der Familie auf. Sie nimmt die Schüssel, in der sie tags zuvor Labskaus gebracht hatte.

„So wurde Petra unter eigenem Namen im Film verewigt. Dass sie im Film sagt, die Schüssel dürfe nicht in den Geschirrspüler, kommt von der richtigen Petra. Denn sie hatte handbemalte Schüsseln, die das nicht vertragen haben.“

So vermitteln Frelle Petersens Filme fast den Eindruck, wir würden eine Dokumentation sehen. Einen Eindruck, den er durch die Kameraführung bewusst betont.

„Meine Filme sind von Dingen durchdrungen, die ich erlebt habe.“

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Leitartikel

Anna-Lena Holm
Anna-Lena Holm Hauptredaktion
„Vertrauenskrise in den Medien“