Zunehmende Gefahr

Küstendirektorat: Ostsee-Sturmflut 1872 nicht vergessen

Küstendirektorat: Ostsee-Sturmflut 1872 nicht vergessen

Küstendirektorat: Ostsee-Sturmflut 1872 nicht vergessen

Apenrade/Aabenraa
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Im Küstenort Allinge auf Bornholm dokumentierte Fotograf Gottlieb Støckel am Tag nach der Sturmflut am 13. November 1872 die Verwüstungen im dortigen Hafen. Ähnlich sah es vermutlich in Apenrade aus. Foto: Kystdirektoratet / Gottlieb Støckel

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Der für den Küstenschutz in Dänemark zuständige leitende Mitarbeiter der Staatsbehörde „Kystdirektoratet“, Per Sørensen, sieht große Fortschritte bei Deichen und Dämmen seit der Katastrophe vor 150 Jahren – aber der Klimawandel erhöht das Risiko extremer Sturm-Wetterlagen.

Am 12. Und 13. November jährt sich zum 150. Mal die schwerste bekannte Ostseesturmflut, die auch entlang der Ostküste Nordschleswigs schwere Verwüstungen verursacht hat und dort sieben Menschenleben forderte.

Klimawandel erhöht Sturmflutrisiken

Für das staatliche dänische Küstendirektorat in Lemvig, „Kystdirektoratet“, ist das traurige Jubiläum – die Naturkatastrophe forderte in Deutschland und Dänemark 271 Menschenleben – Anlass, um auf steigende Sturmflutrisiken als Folge des Klimawandels im Bereich der Ostseeküsten hinzuweisen. „Wir haben etwas nach der Sturmflut 1872 gelernt. Auf den Inseln Lolland und Falster wurden große Deiche gebaut. Dennoch könnte ein Sturm der Stärke von 1872 auch heute für große Verwüstungen sorgen“, so der Chef der Abteilung Küstentechnik.

Per Sørensen vom Küstendirektorat ist für den Küstenschutz an Nord- und Ostsee in Dänemark zuständig. Foto: Naturstyrelsen

 

Sørensen verweist darauf, dass nach Angaben des Weltklimarates die Zahl der starken Stürme auch im Bereich der Ostsee zunehmen wird. Das erhöhe ebenso wie der bis zum Ende des Jahrhunderts steigende Meeresspiegel die Überschwemmungsrisiken.

Maßnahmen in Apenrade 

In Apenrade laufen längst Maßnahmen zur Abwendung der steigenden Überschwemmungsgefahren. So wurden im Bereich des Hafens im Zuge der Neugestaltung der Hafenpromenade wie Deiche wirkende Barrieren errichtet. Außerdem wird für 52 Millionen Kronen ein Schöpfwerk an der Mündung der Mühlenau (Mølleå) gebaut, das in gut einem Jahr bei Hochwasser in der Ostsee eine Entwässerung des Gebietes entlang der Mühlenau ermöglicht und Überschwemmungen vorbeugt.

Die Apenrader Hafenpromenade dient auch als Überflutungsschutz. Foto: Volker Heesch

 

1872 war Apenrade schwer von der Sturmflut heimgesucht worden. Das Wasser hatte die gesamte Stadt umringt.

 

Die Erinnerungsplatte am alten Zollhaus an der Schiffbrücke in Apenrade lässt erahnen, wie umfangreich die Überschwemmungen 1872 bei einem Wasserstand von 3,30 Meter über dem normalen Wasserstand an der Küste Nordschleswigs gewesen sind. Foto: Volker Heesch

 

Am alten Zollhaus an der Schiffbrücke markiert eine Platte, wie hoch das Wasser vor 150 Jahren aufgelaufen ist. Ein Orkan mit nordöstlicher Windrichtung folgte auf einen anhaltenden Weststurm, der das Wasser in der Ostsee gestaut hatte. In Apenrade hatten sich viele Menschen in Hafennähe auf Dachböden retten können. Viele Schiffe wurden losgerissen und strandeten außerhalb der Hafenbecken.

Apenrade ist Risikogebiet

Viele Menschen in Apenrade verloren ihr Vieh, das in Ställen am damaligen Stadtrand ertrunken ist. Das Küstendirektorat weist darauf hin, dass in Dänemark in den vergangenen Jahren 14 Risikogebiete ausgemacht worden sind, bei denen die Sturmflutgefahren steigen. Apenrade gehört dazu, denn Teile des Stadtgebiets liegen kaum höher als der heutige Meeresspiegel. 1872 stieg das Wasser in Apenrade auf 3,30 Meter über den mittleren Wasserstand (Normalnull). 

 

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